Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Lutterothstraße

Eimsbüttel (1906): Ascan Lutteroth-Legat (22.9.1783 Mühlhausen/Thüringen – 20.12.1867 Hamburg), Bürgermeister.


Die Lutterothstraße könnte auch nach Ascan Lutteroths Enkelin Mathilde Lutteroth mitbenannt werden. (Siehe dazu in dem Artikel „Verschwiegene Frauen“ auf der Startseite der Straßennamendatenbank)

Siehe auch: Tegetthoffstraße

Ascan Lutteroth war der Sohn von Charlotte Lutteroth, geb. Hauswald – ihr Vater war sächsischer Hof- und Legationsrat – und des Kaufmanns und Tuchfabrikanten Christian Lutteroth-Hauswald (1744-1815), der in Mühlhausen i., Th. seine Handlung betrieb.

Auch Ascan Lutteroth schlug die kaufmännische Laufbahn ein. Nach einer kaufmännischen Ausbildung in einem Magdeburger Handelsinstitut trat er 1804 in die väterliche Firma ein. „Doch“, so der Historiker Gerhard Ahrens: „die Beschränktheit des Platzes (Mühlhausen hatte 1802 die Reichsstandschaft verloren) und die 1806 verkündete Kontinentalsperre zwangen zur Neuorientierung. Nach Erkundung der preuß. Ostseehäfen ließ L. sich [im Jahr 1810] in Königsberg nieder und zog von hier aus den Import von Kolonialwaren in die Heimat in großem Stil auf, wobei Falschdeklaration, Bestechung und andere zeitgebotene Praktiken bei großen Risiken hohe Gewinne brachten. Nach der Besetzung Ostpreußens wich L. nach St. Petersburg aus, und erst als Napoleon den Krieg auch nach Rußland hineintrug, ging er daran, seine weitverzweigten Handelsgeschäfte zu liquidieren. In Hamburg gründete er 1815 das Handelshaus ‚Lutteroth & Comp.‘, dessen Tätigkeit (nach seinen Worten) ‚weit weniger auf das Erwerben, als auf das Erhalten des Erworbenen gerichtet‘ war. Gleichwohl entwickelte sich die Firma unter den Vorzeichen des wiedererstarkenden Außenhandels binnen kurzer Zeit zu einem der führenden Merchant-Banking-Häuser der Stadt.“ 1)

Seit 1808 war Ascan Lutteroth mit Charlotte Legat (13.5.1786 Magdeburg – 6.1.1872 Hamburg), Tochter eines preußischen General-Majors und dessen Ehefrau, verheiratet. Ascan Lutteroth fügte den Nachnamen seiner Ehefrau dem eigenen hinzu, weil mehrere männliche Lutteroths den Vornamen Ascan trugen.

Das Paar bekam neun Kinder, und Ascan Lutteroth, zu großem Wohlstand gekommen, widmete sich intensiv der Politik. „Nachdem er 1833/34 das einflussreiche Amt des Präses der Commerzdeputation (der späteren Handelskammer) ausgeübt hatte, wurde er 1835 in den Rat gewählt. Mehrere diplomatische Missionen haben L. schließlich zu einem der einflußreichsten Mitglieder des Hamburger Regierungskollegiums werden lassen.“ 2)

In der Zeit, als Lutteroth Vater vieler Kinder wurde (geboren: 1810, 1812, 1814, 1815, 1816, 1817, 1819, 1822 und 1829), brachte er es mit seiner Firma zu großem Wohlstand. Mit diesem finanziellen Polster im Rücken konnte er sich intensiv der Politik widmen.

1848 wurde er hamburgischer Bevollmächtigter zum Bundestag- „Seine schwierigste Aufgabe übernahm Lutteroth, als er im September 1849 in die so genannte Neuner-Kommission entsandt wurde. Zusammen mit Vertretern der Erbgesessenen Bürgerschaft sollte dort die ins Stocken geratene Verfassungsreform abgeschlossen werden, was erst nach einem Jahrzehnt entsagungsvoller Verhandlungen gelang. Die spätere viermalige Wahl zum zweiten Bürgermeister – höchste Ehre für ein kaufmännisches Senatsmitglied – bedeutete die Krönung seiner politischen Laufbahn.“ 3)

Die Tochter: Therese Lutteroth, Mitarbeiterin an Pierers Konservationslexikon
Therese Lutteroth (11.2.1810 Mühlhausen – 22.9.1878 Jena) erhielt eine für Frauen damals ungewöhnlich gute Ausbildung, auch im Lateinischen und Griechischen und wurde Mitarbeiterin an Pierers Konservationslexikon „und Verfasserin eines Stammbaums des Geschlechtes Lutteroth.“ 4) Therese Lutteroth blieb unverheiratet.

Die Tochter: Louise Johanna Helene Hell, geb. Lutteroth, gesch. von Legat, Mäzenatin
Louise Johanna Helene Hell., geb. Lutteroth, geschiedene von Legat (19.05.1829 Hamburg – 15.11.1904 Hamburg), wurde am 19. Mai 1829 als jüngste Tochter des Hamburger Bürgermeisters Ascan Wilhelm Lutteroth und seiner Frau Juliane Friderike Charlotte, geb. von Legat, geboren und wuchs mit ihren vier Schwestern und vier Brüdern in dem großbürgerlichen Landhaus ihrer Eltern im Eimsbüttler Park auf. Einen Tag vor ihrem 21. Geburtstag heiratete Louise ihren Vetter Erhard Wilhelm Egbert von Legat. Die Ehe wurde später geschieden. Im Stammbaum der Lutteroths, der sich im Staatsarchiv Hamburg befindet, ist Helene bis zu ihrer Generation die Einzige, die geschieden wurde. Fast vier Jahre danach heiratete sie zum zweiten Mal. Ihr zweiter Ehemann hieß Daniel Friedrich Hell. Er war ein Hamburger Kaufmann und Besitzer der chemischen Fabrik „Hell & Sthamer“ in Billwerder bei Hamburg. Die zweite Ehe blieb genauso wie die erste kinderlos. Das Ehepaar Hell wohnte am Harvestehuder Weg 21, wo Helene Hell auch als Witwe weiterlebte. Das Testament, welches sich ebenfalls im Hamburger Staatsarchiv befindet, weist auf ein wohlhabendes Leben der Hells hin. Verwandte und Hausangestellte wurden mit großzügigen finanziellen Nachlässen bedacht. Außerdem sah das Testament eine umfangreiche Altersversorgung für Helene vor. Dadurch sollte sie nach dem Tod ihres Gatten – er starb am 20. September 1894 – den gewohnten großzügigen Lebensstil weiterführen können. Einen weiteren Schwerpunkt des Testaments bildete die Idee einer „Wilhelm und Helene Hell Stiftung“: „Der Zweck dieser Stiftung soll die Erziehung und Ausbildung verwaister und vermögensloser Kinder, deren Eltern eine gehobene Lebensstellung eingenommen hatten, sein. ... Die nähere Einrichtung der Stiftung überlassen wir unseren Testamentsvollstreckern in Gemeinschaft mit einem von ihnen für die Mitverwaltung zu erbittenden Mitglied des Hohen Senats oder des Hanseatischen Oberlandesgerichts. Wir selbst sprechen nur den Wunsch aus, daß der Charakter der Stiftung stets so gehalten werde, daß den Kindern möglichst die Annehmlichkeiten eines eigenen Heims und die Wohltat einer allerbesten Erziehung gewährt werden, und sie vor den Folgen bewahrt bleiben mögen, welche der Mangel jener wichtigsten Güter eines Kindes oft für dessen ganzes Leben im Gefolge hat.“ (Gemeinschaftliches Testament der Eheleute Daniel Wilhelm Hell und Frau Helene Louise Johanna, geb. Lutteroth, vom 11. Februar 1892.)

1895 wurde die heute noch existierende Stiftung gegründet. Auch Helene Hells eigenes Testament, welches am 23. November 1904 eröffnet wurde, zeigt ihre Großzügigkeit und Fürsorglichkeit. Mit großer Sorgfalt bedachte sie all ihre Bediensteten, ihre Gesellschafterin, ihren Kutscher, ihren Gärtner, ihr Dienstmädchen und ihre Köchin, mit finanziellen Nachlässen.

Text: Steffani Schilling

Die Enkelin: Mathilde Lutteroth, Mäzenatin
Mathilde Lutteroth, (11.9.1850 Hamburg – 11.3.1940 Hamburg).
Ihr Vater war Dr. jur. Christian Lutteroth, seit 1849 verheiratet mit der Kaufmannstochter Sara Susanne Mathilde, geb. Passavant (20.1.1826 Frankfurt/Main – 24.7.1919 Hamburg).

Mathilde Lutteroth war seit 1869 mit ihrem Cousin, dem Kaufmann Arthur Lutteroth (verst. 1911) verheiratet. Die Hochzeit fand auf dem elterlichen Gut Holtenklinken bei Oldesloe statt.

Arthur Lutteroth stand in dritter Generation dem von seinem und Mathilde Lutteroths Großvater gegründeten Bank- und Handelshaus Lutteroth & Co. vor. Das Ehepaar lebte in Hamburg.

Mathilde und Arthur Lutteroth bekamen vier Kinder. Neben ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen, denen sie nachging und der Erziehung ihrer Kinder stellte sich Mathilde Lutteroth in den Dienst des Gemeinwohls. Sie unterstützte das Anliegen von Helene Bonfort, einer Vertreterin der Hamburger bürgerlichen Frauenbewegung, die 1889 den ersten Mädchenhort im Schulhaus an der Rosenallee gegründet hatte. 1894 kam es zur Gründung des Verbandes Hamburger Mädchenhorte. Zu den ehrenamtlichen Aufgaben gehörte es, auf die Körperpflege der Mädchen achtzugeben, Suppen und Milch zu reichen und die Mädchen zur Erholung in Ferienkolonien zu schicken. 1907 waren bereits 1.300 Kinder in 24 Horten untergebracht.
Mathilde Lutteroth gründete 1902 den Mädchenhort in der Neustädter Straße, dessen Leitung sie auch für viele Jahre übernahm. Weitere Mädchenhorte entstanden auf ihre Anregung hin. Zwischen 1905 und 1909 war Mathilde Lutteroth Vorsitzende des Gesamtverbandes Hamburger Mädchenhorte.

Die Enkelin: Emma Lutteroth, Landschaftsmalerin
Eine der Schwestern von Mathilde Lutteroth war die Landschaftsmalerin Emma Lutteroth (1854 Hamburg – 10.3.1894 München).

Emma Lutteroth erhielt eine künstlerische Ausbildung bei den Hamburger Landschaftsmalern Carl Oesterley (siehe: Oesterleystraße) und Heinrich Vosberg. Danach studierte sie von 1876 bis 1880 an der Kunstschule in Karlsruhe, wo sie von dem Marinemaler Hans Frederik Gude unterrichtet wurde. Auch sie malte Marinebilder, so von der norwegischen Küste und von Venedig.
Emma Lutteroth wurde in München ansässig und arbeitete dort als selbstständige Malerin. Sie hatte diverse Ausstellungen in verschiedenen Städten, so in Berlin, Hannover, Wien, Hamburg, München, Bremen, Danzig, Dresden.

„Sie nahm sich in München durch einen Pistolenschuss ins Herz das Leben. Ihr Nachlass umfasste 118 Seestücke und wurde unter anderem an den Prinzregenten Luitpold von Bayern versteigert.“ 5)

Nichte von Mathilde Lutteroth: Victoria Lutteroth, Porträtmalerin
Eine der angeheirateten Nichten von Mathilde Lutteroth war die Porträtmalerin Victoria Lutteroth (31.12.1882 Hamburg – 27.1.1965 Hamburg). Diese erhielt ihre Ausbildung bei ihrem Vater, dem Landschaftsmaler Ascan Lutteroth, und bei Julie de Boor, geb. Unna.
Verheiratet war Victoria Lutteroth mit Dr. Werner v. d. Schulenburg, von dem sie 1921 geschieden wurde.