Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Max-Eyth-Straße

Wilhelmsburg (1933): Max von Eyth (6.5.1836 Kirchheim/Baden-Württemberg – 26.8.1906 Ulm), Ingenieur, Schriftsteller, Mitbegründer der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft.


Früher hieß die Straße Ernst-Schmidt-Straße, benannt 1903, erster Vorsitzender des Eisenbahnvereins Altona. 1927 wurde die Straße umbenannt in Oeserstraße, Rudolf Oeser (1858 – 1926), Preuß Verkehrsminister 1919-1921; Reichsinnenminister 1922; Reichsverkehrsminister 1923-1924; Generaldirektor der Reichsbahn 1924-1926. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde die Straße 1933 wahrscheinlich aus politischen Gründen umbenannt in Max-Eyth-Straße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnet mit Hinweisen).

Auch in Rahlstedt gab es ab 1933 eine Max-Eyth-Straße, die während der NS-Zeit diesen Namen trug. Zuvor hieß diese Straße ab 1928 Damaschkestraße, nach dem Führer der Bodenreformbewegung Adolf Damaschke (1865-1935). Die Rahlstedter Max-Eyth-Straße wurde 1950 in Naugarder Ring umbenannt. 1)

Eine Damaschkestraße gibt es seit 1925 in Eißendorf.

Max Eyth, seit 1896 von Eyth, „wirkte mit bei der Konstruktion der ersten Dampfpflüge. Seine bekanntesten Werke sind: ‚Hinter Pflug und Schraubstock‘ und ‚Der Kampf um die Cheopspyramide‘". 2)
Er war der Sohn der Schriftstellerin Julie Eyth, geborene Capoll und des Übersetzers, Dichters und Vorstands des evangelisch-theologischen Seminars in Schöntal und später in Blaubeuren, Eduard Eyth.
Julie Eyth (17.1.1816 Heilbronn – 12.4.1904 Ulm), Tochter von Wilhelmine Capoll, geborene Sick und des Oberzollverwalters Max Christoph Capoll, war eine bekannte Schriftstellerin von pietistisch geprägten Aphorismen.

Ein Beispiel: „Der Adel des Menschen besteht nicht darin, reich, geehrt, angebetet zu sein. Er besteht in jener Seelengröße, die mitten unter Erniedrigung und Druck frei und fröhlich nach oben blickt, hier dem Blicke des Vaters begegnet und mit der Ruhe des wahrhaft Weisen auf jene zerbrechlichen Vorzüge herunter sieht, die bei den andern Menschen die Höhe sind.“

Im Alter von 19 Jahren hatte sie Eduard Eyth geheiratet und bekam mit ihm drei Kinder (geboren 1836, 1839 und 1851). Als verheiratete Frau und Mutter von zwei Kindern wurde Julie Eyth 1842 freie Mitarbeiterin des christlichen Jahrbuchs „Christoterpe“. Diese Tätigkeit übte sie bis zum Einstellen des Jahrbuches im Jahr 1853 aus. „1852 gab sie eine Sammlung ihrer Aphorismen heraus, deren Anzahl sie in den folgenden Ausgaben bis 1894 auf über 1000 vermehrte. (…) Julie Eyth veröffentlichte ihre Beiträge nicht unter ihrem Namen, da weibliche Autoren das Gespött der Öffentlichkeit zu fürchten hatten. Ihre Beiträge umfassten zwischen 7 und 15 Druckseiten und bestanden durchschnittlich aus 50 geistvollen und originellen Aphorismen.

1852 gab Julie Eyth eine Sammlung ihrer Aphorismen ebenfalls anonym in der Universitätsbuchhandlung Karl Winter in Heidelberg heraus.“ 3)

Auch ihr Ehemann war freier Mitarbeiter dieses christlichen Jahrbuches. Und dieser gab unter dem Titel „Bilder ohne Rahmen: Aus den Papieren einer Unbekannten mitgetheilt – nicht von ihr selbst“ die von seiner Frau verfassten „pietistisch geprägten, erbaulichen Aphorismen, bisweilen auch kurze gleichnishafte Geschichten“ 4) anonym heraus.

Seine eigenen Gedichte veröffentlichte Eduard Eyth 1856 unter dem Titel „Bilder in Rahmen“. „Der Titel spielt auf die gebundene Sprache seiner Gedichte an (‚in Rahmen‘), während Julie Eyth ihre Aphorismen in Prosa verfasste (‚ohne Rahmen‘).“ 5)

In diesem, von pietistischer Christlichkeit geprägten Elternhaus wuchs Max Eyth auf. In der Neuen Deutschen Biographie heißt es über seinen Werdegang: „Frühe Begabung für Zeichnen und Mathematik drängten ihn zur Laufbahn eines Ingenieurs. Mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet verließ er nach 4 Jahren 1856 das Polytechnikum als Maschineningenieur. Auf eine Praxis bei der Maschinenfabrik von G. Kuhn in Stuttgart-Berg und die ersten Erfindungen und konstruktiven Verbesserungen sowie wissenschaftlich-literarische Arbeiten folgte eine Reise durch das Ruhrgebiet und Belgien nach England, wo E. 1861 in der Dampfpflugfabrik von John Fowler in Leeds eine Anstellung fand, ein Aufgabengebiet, das E. als technische Aufgabe und als Mission für die Landwirtschaft gleichermaßen fesselte und dem er mehr als 20 Jahre hingegeben blieb.“ 6)

Max Eyths beruflicher Weg führte ihn auch ins Ausland. Für die Firma, in der er arbeitete, ging er für mehr als drei Jahre als Chefingenieur des Prinzen Halim Pascha nach Ägypten. „Dabei entwickelte er ein ungemein vielseitiges Wirken als praktischer Landwirtschaftsingenieur, mit Fowlers Dampfpflügen, mit Bewässerungspumpen und vielen anderen zum Teil selbsterfundenen Maschinen auf den Ländereien des Prinzen um die Baumwollkultur bemüht, für die der amerikanische Bürgerkrieg eine freilich kurze Hochkonjunktur für Ägypten heraufgeführt hatte. Deren Zusammenbruch gab E. wieder frei für Fowler und dessen inzwischen bedeutend vergrößertes Werk. Fast 1½ Jahrzehnte widmete sich nun E. in ununterbrochenen Reisen hin und her auf allen Kontinenten der Einführung der Dampfkultur in der Landwirtschaft.“ 7)

Mit seiner Tätigkeit z. B. in Ägypten ist Max Eyth auch in Bezug zum Kolonialismus zu sehen. „Max Eyth glaubte mit seiner Maschinerie in Ägypten die Einheimischen zu befähigen, ihr Land zu modernisieren und an der Technologie teilzuhaben. Aber er vermochte nicht zu erkennen, dass sein Tun und Treiben das Land am Nil noch abhängiger von den Europäern gemacht hat.“ 8)

„1882 schied E. bei Fowler aus und beschloß spontan und entgegen allen Bedenken der Fachleute, in Deutschland einen Verein zu gründen, der, nach allen Seiten unabhängig und repräsentativ, wie er es in der englischen Agricultural Society kennengelernt hatte, die ganze deutsche Landwirtschaft umfassen und ihre Förderung in freier Selbstverantwortung sich zur Aufgabe machen sollte. So wurde E. zum ideellen Schöpfer und praktischen Begründer der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft. 1885 trat sie ins Leben; E. diente ihr noch 11 Jahre in Berlin als geschäftsführender Direktor, besonders ihre jährlichen großen Wanderausstellungen – E.s eigenste Idee – organisierend und sich um die Verbindung von Landwirtschaft und Technik bemühend, überzeugt, daß engste Zusammenarbeit beider im Zeitalter der Industrialisierung Deutschlands unerläßlich sei.“ 9)

Nachdem sein Vater verstorben war, zog der damals 60-jährige Max Eyth, der kinder- und ehelos blieb, 1896 von Berlin zu seiner verwitweten kranken und geistig verwirrten 80-jährigen Mutter nach Neu-Ulm. Er betreute sie bis zu ihrem Tod. Daneben widmete er sich der Schriftstellerei, besonders dem Verfassen von Gedichten. Dazu unterhielt er eine Zweitwohnung in Ulm als Arbeitsdomizil.

Während seiner Berufstätigkeit hatte Max Eyth mehr technisch-wissenschaftliche Untersuchungen verfasst. Während seines Auslandsaufenthaltes in England, Ägypten und den USA hatte er seinen Eltern in Briefen über seine Erlebnisse berichtet. Diese Briefe gab Max Eyths Vater in gekürzter und bearbeiteter Form 1871 unter dem Titel „Wanderbuch eines Ingenieurs“ heraus.

Nach seiner aktiven Berufslaufbahn verfasste Max Eyth eine Selbstbiographie unter dem Titel „Im Strom unserer Zeit“. Auch schrieb er Erzählungen wie „Hinter Pflug und Schraubstock“ (1899), und die Romane „Der Kampf um die Cheopspyramide“ (1902) und „Der Schneider von Ulm“ (postum 1906).