Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Nebendahlstraße

Wandsbek (1950): Carl Nebendahl (1841 Köhner-Mühren/Holstein- 22.5.1913 Wandsbek), Stadtbaumeister, Direktor des Gaswerkes Wandsbek.


Vor 1950 hieß die Straße Johannisstraße. In der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Ulanenstraße umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1950 bei Johannisstraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)

Die Umbenennung - wie auch andere Umbenennungen – hier in: Nebendahlstraße und nicht wie es die Nationalsozialisten wollten, in Ulanenstraße (eine mit Lanzen bewaffnete Gattung der Kavallerie) erfolgte auf Anweisung der britischen Militärregierung, denn „vor dem Hintergrund der veränderten politischen Landschaft gerieten die sogenannten ‚militärischen‘ Namen erstmals ins Blickfeld. Die Umbenennung dieser Namensgruppe wurde durch eine ausdrückliche Anweisung der Militärregierung veranlaßt und stellte die zweite Welle von politisch motivierten Umbenennungen der Nachkriegszeit dar. Im Jahre 1946 gab es nach einer Aufstellung des Bauamtes 145 Straßen, die nach ‚Militärpersonen, militärischen Ereignissen und militärischen Einrichtungen‘ benannt worden waren. Etwa 18 davon waren in der Zeit zwischen 1933 bis 1945 entstanden. (…). Der Senat erörterte dieses Thema in seiner Sitzung am 22. Januar 1946. Man betrachtete lediglich 37 Namen als nicht akzeptabel, darunter 28 Namen von Generälen und Admirälen und einigen militärischen Einrichtungen aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Sie wurden im Laufe der nächsten zwei Jahre umbenannt.“ (Siehe auch unter Kriegerdankweg und Paul-Bäumer-Brücke). (Bericht über Umbenennungen von Straßennamen in Hamburg seit 1918, März 1987, Staatsarchiv Hamburg, S. 16.)

1858 eröffnete Wandsbek seine eigene Gasanstalt. Carl Friedrich Nebendahl wurde der Nachfolger von von Hennings, dem ersten Gasinspektor dieser Gasanstalt, dem fristlos gekündigt worden war wegen Unregelmäßigkeiten in der Buchführung und Geldkasse. Die Stelle wurde neu ausgeschrieben und neben anderen bewarb sich auch Carl Nebendahl. Er wurde genommen. Damals war Nebendahl 32 Jahre alt und von Beruf Zimmermeister. Mit seiner Ernennung zum Gasinspektor wurde er auch zum Stadtbaumeister gewählt.

„Nebendahl musste innerhalb von vierzehn Tagen seinen Dienst antreten und in dieser Zeit sein gutgehendes Baugeschäft auflösen. (…). Nebendahl war ein erfahrener Praktiker. Das hatte er während seiner Zimmermannslehre und danach auf verschiedenen Baustellen bewiesen. Er war außerdem ein hervorragender Theoretiker, denn er hatte sein Studium im Hoch- und Maschinenbau an der Bauschule Holzminden erfolgreich abgeschlossen. Als technischer Zeichner hatte er sich bei einem Frankfurter Architekten und als Bauleiter bei verschiedenen Firmen bewährt. Schon während seiner zweijährigen Probezeit wurden unter seiner Leitung die alten Vorschriften, die sich mit dem Betrieb der Gasanstalt befassten, überarbeitet und auf den neuesten Stand gebracht. Interessant ist eine von Nebendahl einige Jahre später geschriebene ›Bennzeit-Tabelle‹. In ihr ist für jeden Monat des Jahres angegeben, wann die öffentlichen Gaslaternen von den 13 Laternenwärtern angesteckt und wann sie gelöscht werden mussten. (…)“, schreibt Wolfgang Hoyer.1)

In Nebendahls Amtszeit und unter seiner Leitung wurde die Gasanstalt modernisiert, erweitert sowie umgebaut. Daneben wurde Nebendahl, der mit Eleonore Elise Anna Schröder verheiratet war, Vater von acht Kindern.

Nebendahl betätigte sich auch als Erfinder: „Um 1895 häuften sich die Beanstandungen aus der Bevölkerung über zu frühes oder zu spätes Anzünden und Löschen der Straßenlaternen. Nebendahl fühlte sich deshalb veranlasst, eine Vorrichtung zu entwickeln, die es ermöglichen sollte, die Gaslaternen vom Gaswerk aus, unabhängig von Tabellen und je nach Bedarf, an- und abzustellen. 1898 war seine Erfindung soweit ausgereift und auch in der Praxis ausreichend erprobt worden, dass die städtischen Kollegien beschlossen, die ›Selbstzünder, Patent Nebendahl‹, im Stadtgebiet einzuführen. Die Funktion des Fernzünders beruhte auf der Abgabe des Gasdruckes vom Werk aus. Eine kleine Zündflamme brannte tagsüber. Wurde abends der Druck erhöht, so ging die Laterne (Leuchtflamme) an und die Zündflamme erlosch. Schon bald brachte seine Erfindung der Stadtkasse erhebliche Einsparungen, denn es waren jetzt nur noch acht statt dreizehn Laternenwärter erforderlich. Außerdem verringerte sich bei jeder der etwa 500 Straßenlaternen die Brennzeit täglich um rund eine halbe Stunde. Deshalb beschloss der Magistrat, Nebendahl als Anerkennung für seine Erfindung für jede Laterne, die mit seinem Fernzünder ausgestattet worden war, eine einmalige Prämie von 2 Mark (!) zu zahlen. Für seine Verdienste in den 34 Jahren als Gasinspektor und Geschäftsführer der städtischen Wandsbeker Gasanstalt wurde Friedrich Nebendahl am Ende seiner Dienstzeit gleich zweifach geehrt. Der Magistrat verlieh ihm den Titel ›Direktor der Gasanstalt‹ und Kaiser Wilhelm II., König von Preußen, verlieh ihm auf Vorschlag der Regierung in Schleswig, den Königlichen Kronenorden IV. Klasse. (…)

Ein Jahr vor dem 50-jährigen Betriebsjubiläum der Wandsbeker Gasanstalt war der Direktor Carl Friedrich Nebendahl am 1. Oktober 1907 auf eigenen Wunsch aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand versetzt worden.“ 2)