Nerlichsweg
Hamm (1926): Friedrich Nerlich (24.11.1807 Erfurt – 21.10.1878 Venedig), Maler.
Siehe auch: Otto-Speckter-Straße
Genannt auch Friedrich Nerly. Er wuchs nach dem frühen Tod seines Vaters, einem Postsekretär, ab seinem achten Lebensjahr bei seinem Onkel, einem Bruder seiner Mutter Rosa Nerlich, geborene Haeßler auf. „Dieser war Musiker, erkannte dessen künstlerische Begabung schnell und förderte diese. Den ersten Zeichenunterricht bekam er von der Ehefrau seines Onkels, danach von einem weiteren Onkel, Heinrich Joachim Herterich, der ihn später auch als Lehrling in seine lithografische Werkstatt aufnahm. Der junge Nerly verkehrte auch in der Familie von Johann Michael Speckter [siehe auch: Otto-Speckter-Straße], des Partners von Herterich. (…).“ 1)
Friedrich Nerly hatte das Glück, dass dem Mäzen Freiherr Carl Friedrich von Rumohr Nerlys Zeichnungen auffielen und dieser das Talent Nerlys erkannte. Rumohr gab Nerly auf seinem Gut Rothenhausen bei Hamburg Unterricht und unternahm mit ihm eine Kunstreise nach Thüringen zu Goethe und über München nach Italien. Hier besuchten sie Florenz und Siena. Nerly reiste dann allein nach Rom weiter, wo er 1828 „bald Anschluß an die Gruppe der deutschen Künstler, darunter Preller d. Ä., Koch, Overbeck, Veit und Cornelius [siehe: Corneliusstraße], fand. Er nannte sich nun ‚Federico Nerly‘.“2)
In Rom übernahm Nerly die Leitung der Cervaro-Feste der Ponte-Molle-Gesellschaft.
1835 reiste er aus Rom ab und ließ sich „in Venedig als Künstler nieder. In der Lagunenstadt fand er die Sujets, mit denen er weit bekannt wurde; seine Piazetta bei Mondschein malte er 36 mal. In Venedig avancierte Nerly schon bald zum Mitglied der ortsansässigen Kunstakademie.“ 3)
1840 heiratete er in Venedig Agathe Alginovich (1810–89), die Adoptiv-Tochter des Marchese Maruzzi und dessen Ehefrau. Wie sich das Paar kennen lernte, wird im Biographischen Lexikon des Kaiserthums Oesterreich aus dem Jahre 1869 wie folgt beschrieben: „In Venedig hatte er nämlich eine schöne Venetianerin kennen gelernt, deren Vormund der ungemein reiche Marchese Maruzzi war. Diese Dame hatte eine sorgfältige Erziehung in Paris erhalten. In einer Ausstellung erregte ein Bild N.’s vor anderen ihre besondere Aufmerksamkeit, bei dieser Gelegenheit lernte sie den Künstler persönlich kennen und mit einem Male fühlte sie Lust, selbst das Malen zu lernen. Es gelang ihr, von ihrem Beschützer das Versprechen zu erhalten, daß er ihr durch eben den Künstler, dessen Bild sie so sehr bewunderte, Unterricht werde geben lassen. Während des Unterrichts lernten sich Meister und Schülerin näher kennen, fühlten sich zu einander lebhaft angezogen und der kleine Künstlerroman endete mit einer Heirath. Seit dieser Zeit lebt der Künstler ununterbrochen in Venedig, überhäuft mit Aufträgen, die seinen Künstlerruhm in alle Welt tragen. N. ist Landschaft- und Prospectenmaler und dabei gibt er seinen Bildern eine reizende, immer höchst sorgfältig ausgeführte Staffage. Von seinen zahlreichen Arbeiten sind leider nur wenige durch Ausstellungen bekannt geworden, da sie bald nach ihrer Vollendung in den Besitz ihrer Besteller wanderten.“4)
Das Ehepaar Nerly bekam einen Sohn, geboren 1842, der ebenfalls Maler wurde.