Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Corneliusstraße

Groß Flottbek (1910): Peter Ritter von Cornelius (23.9.1783 Düsseldorf – 6.3.1867 Berlin), Maler


Siehe auch: Emil-Janßen-Straße
Siehe auch: Kaulbachstraße

Cornelius heiratete 1814 die Römerin Carol. Grossi. Mit ihr hatte er eine Tochter, die im selben Jahr wie ihre Mutter 1832 starb. In zweiter Ehe war er seit 1835 mit der Römerin Gertruda Fervatini (gest.1859) verheiratet. Nachdem auch diese Frau ihm gestorben war, heiratete der 77-Jährige 1860 die 22-jährige Römerin Teresa Giampieri (geb. 1838). Cornelius hatte drei Kinder.

Über ihn heißt es in dem Katalog „Eva und die Zukunft. Das Bild der Frau seit der Französischen Revolution“: „Im Grunde ein Frauenverächter, versicherte er, daß ein Weib niemals Einfluß auf sein Schaffen genommen habe. Er war dreimal verheiratet, jedesmal ‚unter seinem gesellschaftlichen Stand‘.“ 1)

In Wikipedia steht über ihn u. a.: „Peter Cornelius war der Sohn von Johann Christian Cornelius (1748–1800), Maler, Lehrer und Inspektor an der Kurfürstlichen Akademie, und dessen Ehefrau Anna Helena Corsten. (…) Seine erste künstlerische Ausbildung erfuhr er (…) durch seinen Vater. Von 1798 bis etwa 1805 studierte Cornelius an der Düsseldorfer Akademie. (…) In den Jahren 1806/08 schuf er Wandmalereien im Quirinus-Münster von Neuss. Nachdem seine Mutter am 2. Juni 1809 verstorben war, reiste Cornelius im Herbst 1809 über Koblenz nach Frankfurt am Main, wo er von 1809 bis 1811 im Haus seines Förderers wohnte, des Verlegers Friedrich Wilmans (…). 1811 ging er zusammen mit seinem Freund Christian Xeller nach Rom, wirkte in der Casa Bartholdy und freundete sich dort mit dem Maler Friedrich Overbeck an. Dieser nahm ihn in den Lukasbund auf, der als Keimzelle der Nazarener gilt.“ 2)

Zu den Nazarenern und über Peter Cornelius‘ weitere Ehen schreibt die Kunsthistorikerin Sigrun Paas: „Am 14. Oktober 1811 war Cornelius in Rom eingetroffen und gesellte sich alsbald dem im Kloster San Isidoro versammelten Kreis der Nazarener zu. Die schwärmerische Erotik der Lukasbrüder, die allerzärtlichsten Umgang miteinander pflegten, konnte auf die Dauer einen ‚Mann von stärkster Lebenskraft‘, der mit ‚einer derben rheinischen Geschlechtlichkeit, die immer wieder durchbrach‘ fertig werden mußte, nicht genügen (…). Cornelius ging eine Beziehung mit Carolina Grossi, der Tochter eines päpstlichen kleinen Beamten, ein. Erst die Drohungen ihrer Brüder, die dem Künstler bei einem Stelldichein mit ihrer Schwester in den Weinbergen des Vaters auflauerten, brachten Cornelius dazu, die hochschwangere Caroline zu heiraten, die sechs Wochen nach der Hochzeit ‚einer Tochter genas‘ (….), er scheint die Entdeckung seines Verhältnisses zu Carolina vor der reinen Moral der Lucasbrüder gescheut zu haben, da er zu Recht befürchten mußte, daß die krude Wahrheit ihn von der geistigen und religiösen Männergesellschaft entfernen würde. (…).

Er selbst hat Frauen nicht als geistige Partnerinnen in einer Lebensgemeinschaft begriffen. Stolz behauptete er von sich, daß auf sein Schaffen niemals die ‚Seele‘ (von ‚Geist‘ war sowieso nicht die Rede) eines Weibes Einfluß gehabt habe. ‚Er sprach von ihrer Inferiorität, die sich schon darin beweise, daß Gott Adam seinen Geist eingeflößt, das Weib aber nur anatomisch aus der Rippe des Mannes genommen habe. Nur die Sinnlichkeit ließ er gelten: ‚der Künstler bedürfe ihrer für seine Schöpfung, wovon sie ein Element sei‘. (…) Unter solch fleischlichen Gesichtspunkten sind dann wohl auch die weiteren Ehen des Cornelius‘ zu sehen, der nach dem Tode Carolinas im Spätherbst 1834 die römische Fleischerstochter Geltruda Ferratini alsbald heiratete. Nach deren Ableben 1859 lebte er mit dem Kindermädchen seiner Tochter zusammen, Teresa Giampieri, eine Quelle endlosen Klatsches zunächst der römischen und dann der Berliner Gesellschaft, als er sie dort 1861 als seine Ehefrau einführte. Denn Teresa unterhielt gleichzeitig ein Verhältnis mit einem Bedienten, den sie nach Cornelius‘ Tod 1867 auch flugs heiratete. Möglicherweise hatte Cornelius‘, als er Teresa als 78jähriger zu seiner legalen Ehefrau machte, außer den Sinnesfreuden auch die Sorge um die Verwaltung seines künstlerischen Nachlasses zu diesem Schritt bewogen. Die Biographen Cornelius‘, die des Künstlers lässiges Verhältnis zu Frauen nicht anfocht (…), empörten sich gleichwohl aber über die ‚lässige Art‘, mit der Teresa angeblich den Nachlaß des Künstlers verwaltete, so daß ‚viele wertvolle Blätter verloren gingen‘ (…).

Zu solcher Rache hat Carolina Grosse, seine erste Frau, keine Gelegenheit gehabt. Cornelius soll in der erzwungenen Ehe mit ihr nicht glücklich gewesen sein. War sie es? Die Literatur der Romantik, die immer wieder die Forderung nach freier, glücklicher Liebe stellte, wurde vorwiegend aus dem Gesichtswinkel männlicher Selbstverwirklichung geschrieben und war von daher bestenfalls von einem gewissen Mitleid für das Schicksal von Frauen geprägt. Das reale Leben vollzog sich nach den Gesetzen des Patriarchats, (…). Carolinas Blick aus den dunklen Augen auf den sie malenden Geliebten oder Ehemann ist infolgedessen durchdrungen von einem traurigen Skeptizismus, (…).“ 3)

In Rom hatte Cornelius auch nach seiner Heirat mit Carolina Grassi nur ein geringes finanzielles Auskommen. Dazu heißt es in der Allgemeinen Deutschen Biographie, dass er – und damit natürlich auch seine Frau - „eine Periode bittrer Noth durchzumachen hatte. In dieser Trübsal war es der preußische Staat, der (…) Hülfe bringen sollte. Es geschah das zunächst durch den 1815 nach Rom gekommenen preußischen Consul Bartholdy, einen ebenso gebildeten als kunstsinnigen Mann, der bald den Wunsch aussprach, die Gesellschaftsräume seines neu erworbenen Palazzo Zuccaro al Fresco verzieren zu lassen. C. brachte ihn dazu, sich statt bloßer Verzierungen große Bilder gefallen zu lassen, deren Herstellung er nur gegen Ersatz der Kosten übernahm. (…).“ 4) Daraufhin gab es weitere Aufträge von anderen Kunstinteressierten. „Indeß war 1816 Niebuhr als preußischer Gesandter nach Rom gekommen und bildete rasch den geistigen Mittelpunkt für die deutschen Künstler. Er fühlte denn auch bald die innigste Freundschaft zu dem jungen Meister und gab sich alle mögliche Mühe, die preußische Regierung für ihn zu interessiren, was auch später gelang. Noch viel höher als dies ist der geistige Einfluß anzuschlagen, den seine freie und große Weltbildung auf denselben ausübte, da ihm vorzugsweise jenes gänzliche Losreißen vom Nazarenerthum zuzuschreiben ist, welches C. von da an zeigt, während die meisten anderen Deutschen sich immer fanatischer in ihre katholische Romantik verrannten (…). Diesem männlichen und großartig vorurtheilslosen Geist, der sich im Umgang mit Niebuhr befestigt, verdankte er ohne Zweifel auch die hohe Achtung, in der er bald in Rom stand, wo er schon als das Haupt der deutschen Künstler betrachtet ward, als der Kronprinz Ludwig von Baiern, von seiner glühenden Kunstliebe geführt, im Januar 1818 nach Rom kam. Ohnehin viel und gern im Kreise dieser jungen Männer verkehrend, gaben ihm die Arbeiten bei Bartholdy Veranlassung, C. die Ausschmückung zweier Säle seiner neu erbauten Glyptothek mit Fresken zu übertragen. Sie sollten der Darstellung der griechischen Götter und dann der Heroenmythe, also zunächst der Iliade gewidmet werden, als der zwei großen Stoffe, aus denen die antike Plastik, der das Gebäude ja vorzugsweise bestimmt war, ihre Hauptnahrung zog. C. begann die Compositionen zum Göttersaal sofort und hat den größeren Theil derselben noch in Rom entworfen unter den Eindrücken der ihn umgebenden Reste der antiken Welt, die er durch eine Reise nach Neapel noch verstärkte. (…),“ 5) schreibt Friedrich Pecht in der Allgemeinen Deutschen Biographie.

In der Zeit seiner ersten Ehe war Cornelius von 1819 bis 1824 Direktor der Kunstakademie Düsseldorf. „1819 berief Kronprinz Ludwig von Bayern Cornelius für einen Auftrag nach München.“ 1) Dort wurde er „1825 mit der Leitung der dortigen Akademie der Bildenden Künste betraut und von dem nun bayerischen König Ludwig I. geadelt.“ 6)
Nach dem Tod seiner Frau und Tochter 1832 heiratete Cornelius drei Jahre später erneut, diesmal wieder eine Römerin und zwar Gertruda Fervatini. Nachdem es zwischen Cornelius und dem bayerischen König zu einem Zerwürfnis gekommen war, siedelte er 1841 mit seiner Familie nach Berlin. „Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. beauftragte ihn mit der künstlerischen Ausgestaltung des geplanten neuen Domgebäudes und der Friedhofshalle daneben, (…)..Im Jahr 1843 trat Cornelius in die gesetzlose Gesellschaft zu Berlin ein. Da der von König Friedrich Wilhelm IV. geplante Domneubau nicht über die Arbeiten an den Fundamenten hinauskam und auch der Campo Santo nicht vollständig fertiggestellt wurde, konnten die Entwürfe, an denen Cornelius fast über 20 Jahre gearbeitet hatte, nie verwirklicht werden.“ 7)

Ein Jahr nach dem Tod seiner zweiten Ehefrau wurde Cornelius 1860 Mitglied im Münchner Verein für Christliche Kunst. Im selben Jahr heiratete Cornelius in Rom die 55 Jahre jüngere Teresa Giampieri. Sieben Jahre später verstarb er.