Otto-Speckter-Straße
Barmbek-Nord (1928): Otto Speckter (9.11.1807 Hamburg – 29.4.1871 Hamburg), Lithograph, Maler.
Siehe auch: Dunckersweg
Siehe auch: Maukestieg
Siehe auch: Morgensternweg
Siehe auch: Vollmersweg
Siehe auch: Hardorffsweg
Siehe auch: Fersenfeldtsweg
Siehe auch: Heytwiete
Otto Speckter war das vierte von sieben Kindern des Lthographen Johann Michael Speckter (1764-1845) und von Katharina Speckter, geb. Schott (1784-1842). Das Paar hatte geheiratet, als Katharina 16 Jahre und Johann Michael 36 Jahre alt waren.
Johann Michael Speckter war Kaufmann und betrieb mit einem Kompagnon seit 1818 eine Steindruckerei (Lithographische Werkstatt). Diese befand sich am Valentinskamp 274, ab 1830 in der Katharinenstraße 31, später in den Großen Bleichen.
Johann Michael Speckter Lebensleistung sah Alfred Lichtwark (siehe: Lichtwarkstraße) u. a. darin, dass „er hochbegabte Söhne und Töchter erzogen, den Söhnen freie Bahn gelassen, in den Töchtern seinen Schwiegersöhnen Wurmb und Schleiden, die für das geistige Leben Hamburgs von sehr großer Bedeutung werden sollten, Lebensgefährtinnen gegeben hat, die in ihrer geistigen Bildung und als Leiterinnen des Hauses ebenbürtig an der Seite ihrer Männer standen.“ 1) Veronika Braunfels, die 1995 ein Buch über Otto Speckter veröffentlichte, geht wesentlich detaillierte auf die Töchter der Speckter Familie ein und erwähnt, dass sich auch bei der ältesten Tochter Hermine (geboren 1801) künstlerische Talente zeigten: sie zeigte schon früh „großes Interesse für Literatur und Theater“. 2) Veronika Braunfels führt auf, dass sich damals ein „Leseklub jugendlicher Mädchen formierte, der sich traf, um gemeinsam deutsche und englische Literatur zu lesen“. 3)
Otto Speckter war zehn Jahre alt, als sein Vater die Steindruckerei gemeinsam mit Heinrich Joachim Herterich begründete und begann schon bald in der Werkstatt seines Vaters zu arbeiten. Durch ihn erhielt er auch die handwerkliche Ausbildung und künstlerische Ausbildung. Johann Michael Speckter war Kunstsammler und ebenso Kunstkenner.
Otto Speckters ein Jahr älterer Bruder Erwin galt als der künstlerisch Begabtere und erhielt von seinen Eltern die finanziellen Mittel, um sich in München und Rom zu künstlerischen Studienzwecken aufzuhalten. Er verstarb allerdings bereits im Alter von 29 Jahren.
In Otto sahen die Eltern den Nachfolger der väterlichen Stendruckerei. Er erhielt keine fundierte künstlerische Ausbildung. Er wurde „sowohl von seinen Zeitgenossen als auch von den nachfolgenden Generationen weitgehend im Schatten seines Bruders gesehen. Unter dem Hinweis auf das größere Talent von Erwin Speckter war Vielen der Blick für die ganz anders geartete Begabung Otto Speckters verstellt“, 4) schreibt Veronika Braunfels.
Der Betrieb der Steindruckerei florierte nicht immer, so dass finanzielle Engpässe auftraten. Um diese zu beheben, sollte zum Beispiel auch die Heirat Otto Speckters 1847 mit der 17 Jahre jüngeren Kaufmannstochter Auguste Bergeest (1824-1899) dienen. Dazu Veronika Braunfels: „Als Otto Speckter 1847 um die hand seiner späteren Frau, Auguste Bergeest, anhielt, spielten die Verhandlungen um die Mitgift, mit der schließlich die verschuldete Druckerei saniert wurde, eine so wichtige Rolle, dass die Heirat beinahe nicht zustande gekommen wäre“ 5) Braunfels zitiert dazu Auguste Speckter, geb. Bergeest: „ (…) es beglückte mich sehe als er [Otto] anfangs Februar um mich warb (…). Nachdem die Festlichkeiten vorüber waren, war von unserer Verbindung die Rede; das gab größte Schwierigkeiten da die Familie solche Anforderungen an mich stellte, die Mütter unmöglich zu gestehen konnte. (…) Für Euren Vater waren diese Verhandlungen höchst peinlich; (…) Als nun durch einen Theil meiner Mitgift das Geschäft schuldenfrei gemacht wurde, so glaubte auch er, es werde gegen.“ 6)
Über Frau Speckter äußerte sich Alfred Lichtwark (siehe: Lichtwarkstraße): „Frau Otto Speckter, geb. Bergeest, spielt in der hamburgischen Kunstgeschichte eine ganz besondere Rolle. Sie war ihrem Manne weit mehr gewesen als die Hausfrau und Gefährtin in seinen künstlerischen und literarischen Interessen. Von der ersten Zeit ihrer Ehe an hatte sie alles gesammelt und aufbewahrt, was sich auf die Geschichte der Speckter bezog. (…) Ihr haben wir zu danken, daß von Erwin Speckter so viele Handzeichnungen auf unsere Zeit gekommen sind. Sie sammelte, pflegte und hielt zusammen. Ihr lebhaftes Interesse und ihr gutes Gedächtnis machten sie zu einem Gefäß aller hamburgischen Überlieferung. Mit Dankbarkeit blicke ich auf die Stunden zurück, in denen ich ihr zuhören durfte, wenn sie mir die Zeichnungen und Kunstblätter ihrer Sammlung erklärte. Sie besaß, seit ihr Sohn gestorben war, von der künstlerischen Überlieferung mehr als irgendein anderer Mensch in Hamburg (…).“ 7)
Das Paar bekam zwischen 1848 und 1865 sieben Kinder, 4 Söhne und 3 Töchter.
Doch die Steindruckerei blieb ein Zuschussgeschäft, so: „dass der als Geschäftsmann weder besonders passionierte noch besonders befähigte Speckter die offenbar vor allem aus Pietät gegenüber seinem Vater und Herterich von ihm weitergeführte Druckerei unmittelbar nach Herterichs Tod verkaufte.“ (S. 26) Dazu Veronika Braunfels weiter: „Von dem Verkauf 1852 erhoffte er sich einen völlig neuen Lebensanfang. Seine Tätigkeit als Reproduktionslithograph sollte nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Er wollte nun als freier Künstler und Maler reüssieren und weiterhin als Illustrator arbeiten. Doch blieb er finanziell auf Auftragsarbeiten, vor allem Porträtlithographien, angewiesen.“ 8)