Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Nippoldstraße

Wilhelmsburg (nach 1933): Ferdinand Nippold (5.9.1871 Berlin -19.9.1929 Wilhelmsburg), Geschäftsführer der Aktiengesellschaft Neuhof, die die Insel Neuhof 1896 ankaufte.


Siehe auch: Grotestraße
Siehe auch: Nippoldweg

Vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten hieß die Straße von 1910 bis 1933 Freihafenstraße. 1)
Ferdinand Nippold war der Sohn von Anna Friederike Albertine Nippold, geborene Dobrick und des Tischlermeisters Christoph Ferdinand Nippold.

In seinem Geburtsort Berlin war Ferdinand Nipoold jun. als Gutsverwalter tätig. 1896 heiratete er Helene Margarethe Juliane Standtke (11.6.1866 Berlin – 27.4.1947 Wilhelmsburg). 2) Das Paar bekam mindestens zwei Kinder.
Ferdinand Nippold wurde später der Direktor der Aktiengesellschaft Neuhof, die die Insel Neuhof kaufte, die seit 1672 im Besitz der Groten (siehe: Grotestraße) war und von diesen, nachdem die Lehnshoheit aufgehoben war, an die Aktengesellschaft verkauft wurde.

Sven Kummereincke schrieb 2016 einen Artikel im Hamburger Abendblatt über den Stadtteil Neuhof. Dafür führte er auch ein Interview mit der Historikerin Margret Markert zur historischen Entwicklung Neuhofs, mit der Ferdinand Nippold eng verbunden war.

In dem Artikel heißt es u. a.: „Ende des 19. Jahrhunderts war Neuhof im Besitz der Familie von Grote. Das Land war verpachtet an Milchbauern und Fischer. ‚Doch der rasch wachsende Hamburger Hafen rückte immer näher, und längst wurde auf das günstig gelegene Gebiet spekuliert‘, sagt Margret Markert. 1895 schließlich wollte Otto von Grote verkaufen. ‚Der nicht mehr ganz junge Junggeselle (…) fühle sich nicht mehr behaglich und wünsche zu verkaufen‘, notierte der Bankier Eduard Martin Friedburg. Die eigens dafür gegründete Neuhof AG erwarb die 260 Hektar für 2,6 Millionen Mark – und machte kräftige Gewinne. Denn ein paar Jahre später veräußerte sie 80 Hektar davon an die Stadt Hamburg: für fünf Millionen Mark. Auf dem Gelände wurde die Vulcan-Werft angesiedelt, die von Stettin an die Elbe wechselte, um hier die größten Schiffe der Welt bauen zu können. ‚Die Werft brachte ihre Arbeiter mit, und für die wurden fast 1000 Wohnungen auf Neuhof errichtet‘, beschreibt Markert die Entwicklung. Treibende Kraft hinter der Neuhof AG und der nun gegründeten Neuhöfer Wohnstätten-Gesellschaft war Ferdinand Nippold (1871–1929), ein Berliner Unternehmer, der sich hier sein eigenes Reich schuf, in dem er unangefochten schalten und walten konnte. Noch heute erinnert die nach ihm benannte Straße an ihn.

Die letzten verbliebenen Fischer zogen nach Altenwerder oder Moorburg, und bis 1914 wurden 87 viergeschossige Mietshäuser hochgezogen, die als mehrere Hundert Meter langer Quader mit Innenhöfen eine einzige Wohnanlage bildeten. ‚Wegen der zugezogenen Arbeiter wurde das Quartier Klein Stettin genannt, später dann Klein Moskau, weil die KPD hier eine Hochburg hatte‘, berichtet Markert.

Die Vulkan-Werft, (…) bildete nur den Anfang. Es folgten Ölmühlen, Raffinerien und ein Kraftwerk. Und doch hatte die Siedlung etwas Idyllisches, denn die Arbeiter besaßen alle Kleingärten direkt am Wasser. Es gab Dutzende kleine Geschäfte und Kneipen, und viele Neuhöfer fühlten sich ihrem Stadtteil eng verbunden.“ 3)

Nippold wohnte, nachdem Otto Grote die Insel verkauft und verlassen hatte, im alten Grotenhaus am Reiherstieg. Das alte Gutshaus war 1881 abgebrannt, aber wieder aufgebaut worden. Ferdinand Nippold starb am 19.09.1929 in Wilhelmsburg. Seine Ehefrau wohnte weiterhin bis zu ihrem Tod am 27. April 1947 in dem Haus, danach lebte dort noch bis 1954 der gemeinsame Sohn.