Otto-Siems-Weg
Groß Flottbek (2004): Otto Siems (15.4.1866 - 31.3.1916 Wiesbaden), Mitglied im Gemeinderat in Flottbek.
Der Otto-Siems-Weg ist ein Gehweg, der die Waitz- mit der Bellmannstraße verbindet.
Otto Siems war ein Kaffeemakler, der in der Bellmannstraße 14 lebte und sein Kontor in der Hamburger Innenstadt am Sandtorkai betrieb. „Er ging immer sehr knapp aus dem Haus. Um seine Bahn in die Innenstadt dennoch rechtzeitig zu erreichen, nutzte er immer den Verbindungsweg zur heutigen Waitzstraße, den ‚Katzenstieg‘. Auch seine Frau Magdalene nutzte gern den Weg, wenn sie mit ihren Freundinnen in die Oper ging. Dabei machte sie sich ihre hohen Hacken des Öfteren schmutzig, was ihr gar nicht gefiel. Der Weg war nämlich nicht gepflastert. Aus Liebe zu seiner Frau setzte sich Otto Siems, der ein einflussreiches Mitglied im Flottbeker Gemeinderat war, dafür ein, dass der Weg gepflastert wurde,“ 1) erzählte der 91-jährige Enkel Otto Siems.
Otto Siems, dessen Eltern Helene Margarethe Siems, geborene Schwenck und der Kaufmann Hans Jürgen Johannes Siems waren, war seit 1894 mit Dorothea Magdalena Victoria Lange (geboren 26.1.1871) verheiratet. Das Paar hatte Kinder.
Otto Siems senior setzte sich auch für den Bau der Flottbeker Kirche und der Grundschule ein.
Zum 80. Geburtstag von Otto Siems junior, hatte die Urenkelin von Otto Siems senoir die Idee, den Katzenstieg nach Otto Siems zu benennen. Die Umbenennung des Weges wurde genehmigt.1)
Die Enkelin: Isa Lohmann-Siems
Eine Enkelin von Otto Siems senior war die Kunsthistorikerin, Galeristin, Leiterin des Ernst Barlach-Hauses und Stifterin der Lisa-Lohmann-Siems-Stiftung: Dr. Isa Lohmann-Siems, geborene Siems (25.7.1924 Hamburg – 13.12.2002 Hamburg). Sie wuchs in einem gutbürgerlichen Elternhaus auf, das geprägt war durch die Liebe zur Literatur und zur Bildenden Kunst. Die Eltern lebten mit ihren Kindern im großväterlichen Haus an der Bellmannstraße 14.
1944 machte Isa Siems an der Rudolf-Steiner-Schule in Groß-Flottbek ihr Abitur und begann nach dem Krieg das Studium der Kunstgeschichte und der Soziologie. Im Jahre 1949 heiratete sie den Philologen Dr. Gustav Lohmann, einen herausragenden Kenner insbesondere von Jean Paul. Nachdem die Ehe im Jahre 1960 geschieden war, setzte Isa Lohmann-Siems ihr Studium in Hamburg fort. Sie erhielt ein Stipendium bei dem renommierten Warburg Institut in London. Hier betrieb sie Quellenstudien für ihre Dissertation und arbeitete bei Erwin Panofsky und Ernst Gombrich. Danach promovierte sie am Kunsthistorischen Seminar der Universität Hamburg bei Wolfgang Schöne über das Thema ‚Geschichte der Portraitästhetik‘. Im Jahre 1967 übernahm sie die Leitung des Ernst-Barlach-Hauses der Stiftung H. F. Reemtsma an der Blankeneser Hauptstraße 80. Hier war es ihr erstmalig möglich, das in die Tat umzusetzen, was sie als ihre Lebensaufgabe ansah: Menschen an Kunst, Kultur und geisteswissenschaftliche Arbeit heranzuführen. Dies gelang ihr in besonderer Weise durch Vorträge, Führungen und durch die Organisation von großen Ausstellungen. An erster Stelle ist zu nennen die Ausstellung über das Werk von Ernst Barlach aus Anlass seines 100sten Geburtstags. Andere Ausstellungen betrafen die Werke von Käthe Kollwitz, Emil Nolde, Edward Munch, Paula Modersohn-Becker, Christian Rohlfs und Henry Moore.
Nach der Abgabe der Leitung des Ernst-Barlach-Hauses gründete sie in ihrem Elternhaus die „Galerie Bellmannstraße 14“. Etwa gleichzeitig rief sie im Jahre 1985 die „Gesellschaft für Kunstgeschichte, Literatur und Philosophie“ ins Leben. Nach dem humanistischen Ideal des ständigen Lernens sollte hier eine Studienmöglichkeit außerhalb des Hochschulbereiches geschaffen werden. Die Gesellschaft veranstaltete Vortragsabende, Museumsbesuche, Tagesausflüge und Studienreisen. Sie förderte junge Wissenschaftler aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich. Durch ihre sehr lebendige, aufgeschlossene Art gelang es der Stifterin in jeder Hinsicht, die Menschen gut abzuholen, um sie mit den Erkenntnissen der Geisteswissenschaften vertraut zu machen.
Anfang der 1990er Jahre heiratete Isa Lohmann-Siems ihren alten Jugendfreund Walter Löffler. Dieser war krank und benötigte eine ständige Betreuung und Versorgung. Die Stifterin übernahm damit eine für sie völlig neue und sehr arbeitsintensive Aufgabe, die jedoch ihrem mitmenschlichen Engagement entsprach. Walter Löffler brachte Vermögen mit in die Ehe. Beide Eheleute waren sich einig, dass dieses Vermögen einmal der Vermittlung kulturwissenschaftlicher Erkenntnisse dienen sollte. Walter Löffler verstarb am 22.10.2000. Die Stifterin überlebte ihn nur wenig mehr als zwei Jahre. Viele ihrer Vorhaben konnten nicht mehr realisiert werden, viele Pläne blieben nur skizzenhaft fixiert. Als ihr Vermächtnis bleibt, kulturwissenschaftliches Arbeiten zu fördern und die Ergebnisse an junge Wissenschaftler und interessierte Laien weiterzugeben.
Erweiterter Text mit freundlicher Genehmigung von Dr. Wolf-Dieter Hauenschild, Vorstand der Isa Lohmann-Siems Stiftung auf: https://ils-stiftung.de/die-stiftung/
Text: Cornelia Göksu