Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Paracelsusstraße

Rahlstedt (1950): Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus (1493 der 1494 Egg/Schwyz. 24.9. 1541 Salzburg), Arzt, Naturforscher.


Siehe auch: Von-Hutten-Straße

Vor 1950 hieß die Straße Gutenbergstraße. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Paracelsusstraße umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1950 bei Gutenbergstraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)

Paracelsus war der Sohn einer Hörigen aus dem Kloster Einsiedeln und des Arztes Wilhelm Bombast von Hohenheim.

Seine Mutter starb, als Paracelsus noch Kind war. Durch seinen Vater wurde er in die Medizin, den Bergbau und die Scheidekunst eingeführt.

Nach dem Besuch mehrerer Universitäten promovierte Paracelsus um 1516 in Ferrara zum Arzt.

Nach ca. zehn Jahren Wanderschaft, in denen er durch Europa reiste, um berufliche Erfahrungen zu sammeln, wurde er für einige Zeit ab 1524 als Arzt in Salzburg sesshaft. „Als im Deutschen Bauernkrieg Bergleute die Stadt besetzten (…), redete er in den Schenken gegen den Klerus. Nach dem Scheitern des Aufstandes verließ er wohl im April 1526 überstürzt die Stadt. (.,..). In Straßburg ließ er sich nieder und erwarb am 15. Dezember das Bürgerrecht. (…) [und wurde später] als Stadtarzt und Professor nach Basel berufen.

In Basel geriet Paracelsus rasch in Konflikt mit der Universität. Er weigerte sich, deren Statuten zu beschwören und ist deshalb nie reguläres Glied des Lehrkörpers geworden. Zudem hielt er seine Vorlesungen zum Teil nicht in der Gelehrtensprache Latein, sondern auf Deutsch. Ein Lehrbuch der Schulmedizin warf er ins Johannisfeuer. Zudem brachte er die Apotheker gegen sich auf, weil er sie stärker kontrollieren wollte,“1) heißt es in Wikipedia u. a. über Paracelsus Lebensweg.

Im Laufe der Jahre folgten weitere Stationen in verschiedene Städte, auch in die Schweiz und Österreich. Dort war er als praktischer Arzt tätig. Auch verfasste er viele Schriften; die meisten von ihnen wurden erst nach seinem Tod veröffentlicht. Seine in Nürnberg um 1530 erschienene medizinische Schrift behandelte zum Beispiel die französische Krankheit, also die Syphilis. 1536 veröffentlichte Paracelsus in Augsburg sein Buch ‚Grosse Wundartzney‘. Dieses Buch blieb seine einzige größere Abhandlung, die zu seinen Lebzeiten veröffentlicht wurde.

Besonders widmete sich Paracelsus den Berufskrankheiten der Bergleute und den Frauenkrankheiten. „Paracelsus war auch der Erste, der über typische Krankheiten von Frauen schrieb. Das tat er im vierten Buch, im Opus Paramirum. A. Schaller von der Universitätsfrauenklinik in Wien schreibt darüber: „Paracelsus sprach von der Gebärmutter und meinte damit die ganze Frau; (…). Mit Matrix bezeichnete er einerseits den Uterus als Organ (centrum matricis), andererseits die Wesenheit der Frau (die ganze Frau ist Matrix). Der Uterus macht die Frau wie der Hoden (den Mann), den Hahn oder den Stier. Paracelsus kannte keinen Einfluss von Keimdrüsen auf den weiblichen Organismus. Die Frau repräsentiert den Acker, der Mann den in die Erde gesenkten Samen.

Die Menstruation, mit der Flut des Meeres verglichen, bzw. das Menstruum galt bei Paracelsus als das schlimmste Gift, das man sich vorstellen könne; die an der Pest erkrankte Frau infiziert, wenn sie menstruiert, erst recht andere Menschen. Aber: die Menstruation bewirkt auch eine Reinigung, die notwendig ist, damit eine Empfängnis zustande kommen kann. (…)

An der Zeugung sind Mann und Frau, die vier Elemente und der Geist des Gestirns beteiligt. Die eigentliche Samenbildung erfolgt erst, wenn Mann und Weib zeugen wollen, wenn sich die Phantasie mit dem Geschlechtspartner beschäftigt und das Wunschbild der Imagination zum Koitus drängt (…); der halbe Samen kommt vom Mann, der halbe von der Frau. Wessen Samen der stärkste ist, dem gleicht das Kind am meisten und zwar sowohl in seinen normalen als auch in seinen krankhaften Anlagen.

Gelangt der Samen der Frau zuerst in die Gebärmutter, entsteht ein Mädchen, gelangt der Samen des Mannes zuerst in die Gebärmutter, wird ein Knabe ‚erzeugt‘.“2)

Über die Schwangerschaft hatte Paracelsus die Vorstellung: „Die Schwangerschaft ist für die Frau eine sommerliche Zeit voll Freude und Lust. Die Beherrschung des Trieblebens schützt die Leibesfrucht in der Schwangerschaft. Mit dem Triebleben meinte Paracelsus die in der Volksmedizin selbst heute noch hoch im Kurs stehenden und gefürchteten Gelüste der Frau. Die magnetische Anziehungskraft der Schwangeren ist von höchster Wirkung auf eine gewisse Begabung ihres Kindes, vorausgesetzt, dass sie ihre Phantasien entsprechend ausrichtet (Hören schöner Musik, Ansehen schöner Bilder). Paracelsus war voll der Hochachtung vor der Heiligkeit der Mutterschaft. Die Geburt erfolgt nach 40 Wochen, wenn das Kind die Luft und die Muttermilch nicht mehr zu entbehren vermag,“ 3) ist bei Schaller nachzulesen.

Und über Paracelsus Vorstellung von der Vererbbarkeit von Krankheiten und über Krankheiten bei Frauen und Männern heißt es bei Schaller: „Paracelsus wusste um die Vererbbarkeit von Krankheiten, eugenische Gedanken waren ihm nicht fremd: (…) Der Arzt hat darauf zu achten, dass nur gut qualifizierte Gatten zur Ehe kommen. Missbildungen entstehen aus Fehlem der Samenarten für die einzelnen Glieder und Organe, (…) Das Geschlecht des Kindes wird in einem Kampf zwischen männlichen und weiblichen Samenkräften entschieden. Geht der Kampf unentschieden aus, so entsteht ein Zwitter (Hermaphrodit). (…)

Im Mann und in der Frau hat Gott zwei verschiedene Anatomien geschaffen, daher ist der Krankheitsverlauf unbeschadet der gleichen Symptomatik bei der Frau ein anderer als beim Mann; die therapeutischen Massnahmen müssen demnach die ‚matrizischen‘ Kräfte, den Matrixcharakter, berücksichtigen. Wenn Paracelsus die Frauen als ‚halbe Kreaturen‘ bzw. ‚Abortivform des Mannes‘ apostrophierte, entsprang diese Bezeichnung seiner ärztlichen Sorge um die zur Hälfte geringere Widerstandskraft des Weibes gegenüber der Krankheit im Vergleich zum Manne. Die Vorstellungen des Paracelsus von der Ätiopathogenese der Geschwülste - er meinte damit vor allem die Molen und die (wahrscheinlich submukösen) Myome - durch wollüstige Imaginationen zeigen einmal mehr, dass Geschwulstpathologie und Hexenglaube an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit und demzufolge auch bei Paracelsus noch nicht zu trennen waren.“4)

Über Paracelsus‘ Lehre heißt es im historischen Lexikon der Schweiz u. a. : „Paracelsus war wesentlich geprägt von neuplatonischer Naturphilosophie und Magie, wobei er die persönliche Erfahrung höher bewertete als das Buchwissen. Alchemistische Konzepte dienten ihm zur Arzneimittelherstellung wie auch zur Erklärung von Körpervorgängen und Krankheiten. Mit diesem Ansatz übte er einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der Physiologie und der Pharmazie aus. Als Gegner der Säftelehre ergänzte Paracelsus die vier Elemente mit den tria prima aus Sulfur (Schwefel), Merkur (Quecksilber) und Salz als philosophischen Wirkprinzipien. (…). Er bekämpfte die erstarrten Formen der konstitutionellen Kirche und postulierte eine Geistkirche. Das Abendmahlgeschehen deutete er als Aufbruch zu einem neuen Menschen, dem schliesslich die Vollbringung von Wundern möglich würde. Mit der ‚Astronomia Magna‘ (1537-1538) als grosser Synthese seiner philosophischen, magischen und theologischen Vorstellungen stellte Paracelsus ein neuartiges Wissenschaftskonzept vor, das jedoch seine Wirkung erst nach seinem Tod entfaltete. (…).“ 5)

Sein medizinisches Wissen bezog Paracelsus auch aus der Volksmedizin, wobei das Wissen der weisen Frauen und der Frauen, die wegen ihrer medizinischen Kenntnisse als Hexen bezeichnet wurden, eine wichtige Rolle spielten. So äußerte Paracelsus: „Alles Wissen, das ich über die Medizin und die Wirkung der Heilkräuter habe, weiß ich von den Hexen und weisen Frauen." Paracelsus glaubte an die Existenz von Hexen. Er „entwickelte in drei Werken – De sagis, De pestelitate und Philosophia sagax – eine Theorie des Hexenwesens. Die Grunddisposition, eine Hexe zu werden, bestimme der Aszendent bei der Geburt. Später sei ein Kontakt zum ‚aszendentischen Geist‘ (dem Teufel) wichtig, weil dieser über Träume Anweisungen gäbe, Schaden zu stiften. Hexen könne man an 12 Merkmalen erkennen, etwa dass sie ‚den Mann fliehen‘ und ‚Künstlern nachfragen‘. In De sagis (Über Hexen) erwähnt Paracelsus den Wetterzauber als primären Schaden, den Hexen an der Gemeinschaft anrichten. Dabei lehre der Aszendent die Hexen, wie sie über ein vierköpfiges Zepter Unwetter aus einer der vier Windrichtungen anziehen können. Bei den Krankheitszaubern stellt er Schmerzen heraus, die in die betreffende Person ‚hineinschössen‘, ohne die Haut zu verletzen (Hexenschuss). Eine Hexe könne allein durch Willenskraft den Himmel so vergiften, dass es die Pest auf die Erde regne. Neben dem Gift- und Viehzauber beschreibt Paracelsus den Bildzauber. Dabei fertigten die Hexen Skulpturen aus Brot oder Wachs, die bestimmten Menschen ähnelten. Durch Schlagen von Nägeln in die Füße würden Opfer über größere Distanzen zu hinken beginnen. (…).“ 6)

Über die Wirkung Paracelsus‘ und dessen Arbeit auf seine Umwelt ist in einem Artikel aus dem Jahr 1880 in der Allgemeinen Deutschen Biographie nachzulesen: „Unnverstand und der Haß der Parteien haben das Bild des Mannes getrübt und beschmutzt. Feinde hatte er ringsum, und selbst denen er wohlthat, seine Schüler (…) verriethen ihn oder ärgerten sich an ihm, wie sie ihn ärgerten durch bornirten Mißverstand. Die Apotheker waren gegen ihn, sei es wegen Vereinfachung der Heilmittel und in Folge dessen Preisreduction derselben, sei es vielleicht auch wegen Selbstdispensation; die Aerzte aus Brodneid und wegen Antastung liebgewordener Erblehren; (…). Die Aerzte schalten ihn einen Prahlhans, Trunkenbold, Ignoranten – die Priester einen Heiden und Unchristen. Denn er glaubte, es sei besser, ‚Wunden verbinden als in der Messe stehen und plärren‘, (…). die angebliche Weiberfeindschaft, (…) erklärt sich ganz natürlich aus der Nothwendigkeit eines herumziehenden Lebens, die bindende Verhältnisse dieser Art nicht zuließ, und aus einem Geist, der groß genug ist, nur die Muse als seine Geliebte zu hegen. (…) Daß er gerne in heiterer Gesellschaft verkehrte, den Wein liebte, und wenn auch selbst mitunter von den Geistern des Weins sich überwältigen ließ, verdient zumal bei ihm, dem fahrenden Scholasten, der keine Häuslichkeit kannte, wol so herben Tadel nicht. (…).“ 7)

Über Paracelsus‘ Geschlechtsleben gibt es viele Spekulationen. Darüber äußert sich A. Schaller 1993: „Zu Beginn des Jubiläumsjahres 1993 überraschten Printmedien die Öffentlichkeit mit Schlagzeilen wie ‚Paracelsus war eine Frau‘, ‚War Paracelsus ein genetischer Zölibatär?‘. Zugegeben: Paracelsus war wenig grösser als 150 cm, war von zartem Körperbau, soll eine hohe dünne Stimme und einen spärlichen Bartwuchs gehabt und - was in der heutigen Zeit besonders aufhorchen lässt - keinerlei Neigung zum weiblichen Geschlecht gezeigt haben. Ob nun dieser sein Phänotyp und seine mangelnde Sexualität Folge der in der Umgebung seines Geburtsortes endemischen Schilddrüsenerkrankung oder am Ende gar Ausdruck eines naturgemäss unbehandelt gebliebenen adrenogenitalen Syndroms mit einer der korrelierten Intersexformen war, scheint offenbar gegenwärtig von besonderem Interesse (…).“ 8)

Paracelsus selbst erklärte, dass Keuschheit für den Beruf eines Arztes wichtig sei: „Die Keuschheit stattet einen Mann mit einem reinen Herzen aus und schenkt ihm die Kraft für das Studium der göttlichen Dinge. Gott selbst lädt uns dazu ein. Er gab dem Menschen die Keuschheit. Aber jene, die nicht in der Lage sind, ihre eigenen Meister zu sein, sollten besser nicht allein leben.“9)

Paracelsus starb im Alter von ca. 47 Jahren wahrscheinlich an einer Quecksilbervergiftung, die er sich in seinen Laboratorien durch das Einatmen von Quecksilberdämpfen zugezogen hatte. Quecksilber wurde damals zur Behandlung der Syphilis verabreicht. „Paracelsus war der erste Mediziner, der den Verlauf der Krankheit methodisch erfasste, eigene Schlüsse daraus zog und eine genaue Dosierung des Quecksilbers propagierte. Außerdem widersprach er anderen Behandlungsmethoden, wie etwa der Therapie mit dem als Wundermittel gegen die ‚Lustseuche‘ geltenden und entsprechend hochpreisig gehandelten Guajakholz, dessen Wirkungslosigkeit er erkannt hatte. Mit mehreren aufklärenden Schriften brachte er nicht nur Kollegen gegen sich auf, sondern auch das mächtige Handelshaus der Fugger, das ein Handelsmonopol auf das Holz besaß. 1529 erschien seine Publikation Vom Holtz Guaiaco gründlicher heiylung. 1531 sollte in Nürnberg sein Spital Buch erscheinen, in dem er seine Gedanken über die Behandlung der Syphilis konkretisierte. Der Druck wurde jedoch von den Fuggern verhindert. (…),“ 10) ist in Wikipedia nachzulesen.