Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Paul-Klee-Straße

Billstedt (1971): Paul Klee (18.12.1879 Münchenbuchsee/Kanton Bern – 29.6.1940 Muralto/Kanton Tessin), Maler, Graphiker.


2094 Felix Klee Mit Mutter Bern 1908
Paul Klees Ehefrau Lily mit dem Sohn Felix auf dem Schoß, rechts daneben die Eltern von Paul Klee, ganz links Paul Klees Schwester.; Quelle: via Wikimedia Commons

Paul Klees Eltern waren der deutsche Musiklehrer Hans Wilhelm Klee (1849–1940) und die schweizerische Sängerin Ida Marie Klee, geb. Frick (1855–1921). Paul Klee hatte noch eine Schwester: Mathilde (1876-1953).

„In München studierte Paul Klee zunächst Grafik an der privaten Malschule von Heinrich Knirr, da er an der Akademie der Bildenden Künste München abgewiesen worden war. (…) Er genoss das lockere studentische Leben und hatte zahlreiche Affären mit jungen Modellen, um ‚eine verfeinerte Sexualerfahrung‘ zu erlangen. Im Februar 1900 bezog Klee ein eigenes Atelier und wechselte am 11. Oktober 1900 an der Kunstakademie in die Malklasse von Franz von Stuck, (…). Im März 1901 verließ er die Akademie wieder.“ 1)

1906 heiratete Klee in München die Pianistin Lily (Karoline) Stumpf (10.10.1876 München – 22.9.1946 Bern). Die beiden hatten sich 1899 in München bei einer Kammermusik-Soirée kennengelernt. Klee spielte Geige, sie Klavier.

Lily Stumpf war Arzttochter und ihr Vater wünschte sich einen anderen Mann an ihrer Seite, keinen Hungerleider und Künstler. 1901 verlobte sich das Paar und blieb es sechs Jahre lang, bis das Paar 1906 gegen den Willen von Lilys Vater heiratete. Zuvor hatte Klee noch diverse Liebschaften mit anderen Frauen gehabt.

Über Klees Beziehung zu Frauen schreibt Manfred Clemenz 2013 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Während er einerseits sein Verhältnis zu seiner Verlobten Lily Stumpf als die ‚Liebe der Jungfrau‘ bezeichnet, die ihn - in geradezu wagnerianischer Manier – ‚erlöst‘, ihn zum ‚sittlichen Mann‘ macht, gibt es andererseits einen konkurrierenden Gegentext, in dem Klee von seinen sexuellen ‚Blamagen‘ spricht: ‚So reihten sich Moral und Blamage aneinander und hoben mich immer höher, bis ich auf den gegenwärtigen Stand gelangte, der fast etwas Asketisches hat.‘

Klee hatte offenbar zwei unterschiedliche Erklärungen für sein ‚Asketentum‘: die reine, ihn von seiner Triebhaftigkeit erlösende Jungfrau in Gestalt seiner Verlobten und eine weniger idealisierende, geradezu psychoanalytische, in der er schonungslos über seine sexuellen Schwierigkeiten schreibt. Hier wird ein biographischer Zusammenhang deutlich, die Abspaltung sinnlicher Strebungen als Weg zum Asketentum, die Klees spätere Stilisierung als ‚Neutralgeschöpf‘ verständlich macht.“ 2)

2094 Paul Klee Inventionen Nr 3 Jungfrau Im Baum 1903
Radierung "Jungfrau im Baum", von Paul Klee 1903; Quelle: via Wikimedia Commons

Über Klees sexuelle Begierden äußert Manfred Clemenz: „Wenn Klee (..) die ‚lasziv-sinnliche‘ Verführung des Mannes durch die Frau darstellt und die Frau als Urheberin des Unheils, dann darf man in der Tat von einer ‚frauen- und körperfeindlichen‘ Haltung Klees à la Otto Weininger sprechen. Klee hat selbst die traditionelle Doppelmoral seiner Zeit praktiziert: Seine Sexualität lebte er mit Frauen aus den niedrigeren sozialen Ständen aus, während die Liebe zur reinen Jungfrau ihn zum sittlichen Mann gemacht habe.“ 3)

Ein Jahr nach der Hochzeit mit Lily Stumpf wurde 1907 der Sohn Felix geboren. „Klee übernahm zum großen Teil die Kindererziehung und den Haushalt in ihrer Wohnung in Schwabing, Lily Klee kam für den Lebensunterhalt auf, indem sie nicht mehr als Pianistin auftrat, sondern Klavierstunden erteilte.“ 4)

2094 Paul Klee 1911
Paul Klee, 1911 aufgenommen.; Quelle: Alexander Eliasberg (1878–1924), gemeinfrei, via Wikimedia Commons

„Bei der Einberufung Paul Klees im Ersten Weltkrieg setzte seine Frau es durch, dass er auf einem Posten hinter den Linien eingesetzt wurde; sie sorgte auch nach dem Krieg für das Haupteinkommen der Familie, ab 1920 als Kammermusikerin und Klavierlehrerin in Weimar. Erst nach der Anstellung Klees am Bauhaus in Weimar 1921 war es ihr möglich, sich stärker um ihre Gesundheit zu kümmern, die in den kargen Jahren gelitten hatte.“ 5)

Klee gehörte der Redaktionsgemeinschaft des Almanachs „Der blaue Reiter“ an, zu der auch neben Wassily Kandinsky (siehe: Kandinskyallee) und August Macke Gabriele Münter (siehe: Münterweg) gehörten.

Ab 1920 lehrte Klee am Bauhaus in Weimar und später ab 1926 in Dessau. Nach Querelen am Bauhaus nahm Klee 1931 eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf an.

„Nach Hitlers Machtübernahme 1933 sollte Klee einen ‚Ariernachweis‘ erbringen. Er war in dem nationalsozialistischen Blatt Die rote Erde als ‚galizischer Jude‘ beschimpft worden, und sein Haus in Dessau wurde durchsucht. Er verzichtete jedoch auf ein Dementi, da er sich nicht um die Gunst der Machthaber bemühen wollte. An seine Schwester Mathilde schrieb er am 6. April 1933: ‚In der Blutsfrage habe ich bisher unterlassen, etwas zu tun. Felix wird […] sein Christentum nachweisen. Wenn es von mir offiziell verlangt wird, dann muss ich es auch tun. Aber von mir aus etwas gegen so plumpe Angriffe zu unternehmen, scheint mir unwürdig. Denn: Wenn es auch wahr wäre, daß ich Jude bin und aus Galizien stammte, so würde dadurch an dem Wert meiner Person und meiner Leistung nicht ein Jota geändert.‘ Klee besorgte sich den Nachweis; er wurde aber von den Nationalsozialisten als ‚entarteter Künstler‘ und ‚politisch unzuverlässig‘ bezeichnet und am 21. April fristlos aus seinem Amt entlassen. (…) Die Düsseldorfer Wohnung wurde am 23. Dezember 1933 geräumt.“ 6)

Lily Klee organisierte 1933 die Emigration in die Schweiz, wo sie schließlich Ende 1933 bei Klees Eltern in Bern Zuflucht fanden und im Sommer 1934 eine eigene Wohnung bezogen.

Lily Klee blieb auch nach dem Tod von Klee in Bern. Sie starb sechs Jahre später 1946 an einem Schlaganfall, den sie vor Freude über die Rückkehr ihres Sohnes aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft erlitten hatte.