Münterweg
Billstedt, seit 1971, benannt nach Gabriele Münter (19.2.1877 Berlin – 19.5.1962 Murnau), Malerin. Motivgruppe: Moderne Maler
Siehe auch: Kandinskyallee, Billstedt (1971): Wassili Kandinsky (1866-1944), Maler.
Siehe auch: Franz-Marc-Straße, Billstedt (1971): Franz Marc (1880-1916), Maler.
Siehe auch: August-Macke-Weg
Die Ausbildung zur Malerin wurde von Gabriele Münters deutsch-amerikanischen Eltern unterstützt. Nach deren frühem Tod erhielt sie 1897 privaten Zeichenunterricht an einer Düsseldorfer Damen-Kunstschule. Danach unternahm sie eine zwei Jahre dauernde Reise nach Amerika. 1901 begann sie – da es damals für Frauen nicht möglich war, einen Studienplatz an einer Kunstakademie zu bekommen - ein Studium an der Schule des Künstlerinnenvereins in München und besuchte danach die private „Phalanx-Schule“ des Malers Wassily Kandinsky (siehe: Kandinskystraße). Der verheiratete Kandinsky blieb nicht nur ihr Lehrer, sondern wurde auch ihr Geliebter. Die beiden unternahmen zwischen 1904 und 1908 viele Reisen, so nach Tunis und Paris.
Gabriele Münter interessierte sich für den gesellschaftlichen Aufbruch, las Texte von Franziska von Reventlow, besuchte Club-Abende der Damenakademie, hörte Vorträge über Frauenemanzipation.
1909 kaufte sie in Murnau ein Haus, in dem sie die Sommermonate verbrachte. Dieses so genannte „Russenhaus“ entwickelte sich zum Treffpunkt der „Neuen Künstlervereinigung München“, die Gabriele Münter mitbegründet hatte, in Opposition zur „Münchner Secession“.
Ab 1911 stellte sie mit der von Wassily Kandinsky und Franz Marc (siehe: Franz- Marc-Straße) initiierten Künstlergruppe „Blauer Reiter“ aus. Das war ihr künstlerischer Durchbruch.
Als der Erste Weltkrieg begann, musste Kandinsky Deutschland verlassen und zog nach Russland. Um ihm näher zu sein, lebte Gabriele Münter zwischen 1915 und 1920 in Skandinavien. Kandinsky heiratete 1917 zum zweiten Mal, ohne Gabriele Münter davon in Kenntnis zu setzen. Als sie davon Jahre später erfuhr, war es ihr, „als wenn Sand gestreut worden wäre. – Asche – und eine dicke Schicht auf meinem Leben und meinen Gefühlen läge (…). Jemand muß kommen und aufkratzen und wegschaufeln (…).“ 1)
Nach der endgültigen Trennung von Kandinsky lernte sie 1927 Johannes Eichner kennen, einen kunstinteressierten Privatgelehrten, der ihr Lebensgefährte wurde, ihre Pressearbeit übernahm und Ausstellungen organisierte.
Während der Zeit des Nationalsozialismus galt die Kunst von Münters Freunden und Gefährten als „entartet“, ihre Kunst hingegen nicht, „d. h. sie wurde auch nicht verfolgt und durfte an Ausstellungen teilnehmen, aber sie wurde auch nicht mehr zur Avantgarde oder den Wegbereitern der Moderne gezählt“. 2)
In ihrem Haus in Murnau versteckte sie Werke Kandinskys.
1949 präsentierte sie sich „mit der Gedächtnisausstellung ‚Der Blaue Reiter in München‘ wieder der Öffentlichkeit (…) [und konnte sich] mit darauffolgenden Ausstellungen aus dem Schatten Kandinskys lösen. 1926 noch hatte sie enttäuscht festgestellt: ‚Ich war in vieler Augen doch nur eine unnötige Beigabe zu Kandinsky. Daß eine Frau ein ursprüngliches, echtes Talent haben und ein schöpferischer Mensch sein kann, das wird gern vergessen.‘“ 3)
In den 1950er-Jahren wurde sie in diversen Ausstellungen als Malerin geehrt und erhielt 1956 den Kulturpreis der Stadt München für Malerei. „Im Juli 1958 unterzeichnete Gabriele Münter einen Erbvertrag mit der Stadt München, dem zufolge eine Stiftung mit dem Namen ‚Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung’ gegründet wurde. Zu dieser Stiftung gehörte auch das ‚Russenhaus’, das ja seit 1936 Eichner gehörte, so wie ihr gesamter künstlerischer Nachlass. In Murnau befanden sich ausserdem noch zahlreiche Gemälde Kandinskys, hunderte Bilder Münters aus allen Epochen und sowie zahlreiche Sammelobjekte der Volkskunst.“ 4)