Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Paulstraße

Altstadt (1808): Paul Amsinck (25.9.1758 Hamburg – 7.3.1808 Hamburg), Kämmereibürger, tat sich besonders hervor bei der Durchführung des Abbruchs des Mariendoms.


Siehe auch: Godeffroystraße

Mit dem Bau der Europa Passage verschwand 2006 die Paulstraße als Verkehrsfläche, da seitdem hier das Einkaufscenter „Europapassage“ steht. Dennoch haben einige Büroebenen im Center die Adresse Paulstraße.
Paul Amsinck war ein Sohn von Anna Maria Amsinck, geborene Lutterloh und des Kaufmanns Paul Amsinck.
1788 wurde er Prokurist in der Firma „Peter Godeffroy“, deren Teilhaber er 1792 wurde. Ein Jahr zuvor hatte er 1791 seine 10 Jahre jüngere Cousine Johanna Christina Eimbcke (1768-1798) geheiratet. Das Paar bekam 1794 eine Tochter. In dieser Zeit wurde er 1793 Associe (Gesellschafter) der Firma „Peter Godeffroy Söhne et Comp.“ Die Handelsfirma machte Geschäfte mit Kaffee, Zucker und indischen Waren (Waren von den Westindischen Inseln) und profitierte somit vom Kolonialismus.

Die Historikerin Jorun Poettering schreibt z. B. über den Zuckerhandel: „Der in Hamburg eingeführte Zucker kam zunächst von den Inseln Madeira und São Tomé, die sich Portugal im Zuge seiner Vorstöße in den Atlantik angeeignet hatte, bald aber vor allem aus dem etwas später eroberten Brasilien. Dort wurde der Zucker auf großen Plantagen durch versklavte Menschen angebaut, welche die Portugiesen erst aus der indigenen Bevölkerung rekrutierten, dann aber in zunehmendem Maße aus Afrika holten. Bis zum zweiten Drittel des 17. Jahrhunderts war Portugal weltweit führend im Zuckerhandel. Danach wurden die Niederlande, England und Frankreich zu starken Konkurrenten, da diese nun selbst Zuckerrohr in ihren Kolonien anbauten. In der Folge brach in diesen Ländern die Nachfrage nach brasilianischem Zucker stark ein – und Hamburg wurde als Absatzort für den über Portugal gehandelten Zucker immer wichtiger.“ 1)

Ein Jahr nach dem Tod seiner Ehefrau, die im Alter von 30 Jahren starb, heiratete der damals 41-Jährige 1799 deren damals 25-jährige Schwester Cornelia Eimbcke (1774-1800)

1801 wurde Paul Amsinck Kämmereibürger (Verwaltung der Finanzen der Stadt Hamburg). Im selben Jahr ging er seine dritte Ehe ein, nachdem ein Jahr zuvor seine zweite Ehefrau im Alter von 26 Jahren, einen Monat nach der Geburt einer Tochter, gestorben war. Der damals 43-Jährige heiratete die damals 33-jährige Louise Schuback (1768-1841) (siehe: Schubackstraße). Mit ihr bekam er zwei Töchter.

Paul Amsinck, Vater von vier Töchtern, „setzte sich für den Abriss des Mariendoms ein und war 1805/06 Präses der Deputation zum Abbruch des Domes.“ 2) Aus diesem Grund wurde nach ihm die Paulstraße benannt. Renate Hauschild-Thiessen schreibt dazu. „Sie war die erste Straße in Hamburg, mit deren Benennung ein Bürger für seine Verdienste um die Vaterstadt geehrt werden sollte.“ 3) Der im 11. Jahrhundert erbaute Mariendom stand auf dem heutigen Domplatz in Hamburgs Innenstadt und hatte im Laufe seiner jahrhundertelangen Existenz viele bauliche Erweiterungen erhalten.

Nach der Reformation wurde der Mariendom bis zu seinem Abriss zu einer katholischen Enklave in Hamburg. Dazu heißt es bei Renate Hauschild-Thiessen: Der Mariendom: „gehörte auch nach der Reformation weiterhin zum Erzbistum Bremen bzw. zu dessen Nachfolgern Schweden (seit 1648) und Hannover (seit 1719). Erst nach dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 kam er an Hamburg. Der Dom war immer, zum Ärger der hamburgischen Obrigkeit, ein Staat im Staate gewesen; für Gottesdienste brauchte man ihn nicht mehr, und sein Unterhalt kostete Geld. Also tat man das, was auch andernorts in ähnlichen Fällen getan wurde: Man brach den Dom kurzerhand ab (…).“ 4)