Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Poggendorffstraße

Billbrook (1930): Johann Christian Poggendorff (29.12.1796 Hamburg - 24.1.1877 Berlin), Physiker.


Johann Christian Poggendorff war der Sohn von Johanna Maria Poggendorff, geborene Schreier und des Zuckerfabrikanten Johann Hinrich Poggendorff.

Poggendorf, dessen Vater verarmt war, absolvierte eine Apothekerausbildung und arbeitete anschließend als Apothekengehilfe. Da er nicht die finanziellen Mittel besaß, eine eigene Apotheke zu führen und er große Neigung zu den Naturwissenschaften hatte, entschloss er sich, in Berlin Naturwissenschaften zu studieren und begann das Studium 1820. Er wohnte in Berlin mit seinem Freund und ehemaligen Schulkameraden Friedlieb Ferdinand Runge in einer von ihnen gemieteten Wohnung, in der die beiden Junggesellen auch chemische Versuche durchführten.

Poggendorff wandte sich immer mehr der Physik zu und veröffentlichte bereits 1820 eine Arbeit über „Physisch-chemische Untersuchungen zur näheren Kenntnis des Magnetismus der voltaschen Säule“, die lobend beachtet wurde. 1)

„1823 erhielt P. an der Preuß. Akademie der Wissenschaften die Stelle des meteorologischen Beobachters, die zusammen mit dem kleinen väterlichen Erbteil einen bescheidenen Lebensunterhalt sicherte. Daneben betrieb er als Privatgelehrter physikalische Forschungen. Diesen Status behielt er bewußt bei und lehnte spätere Rufe an Universitäten ab“, 2) heißt es in der Neuen Deutschen Biographie.

Poggendorf war technisch sehr begabt. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte lagen bei der Elektrizität und beim Magnetismus. In Wikipedia werden seine Erfindungen aufgezählt. „Er baute 1820 das erste brauchbare Strommessgerät (Galvanometer, Galvanoskop, auch Multiplikator) und erfand 1826 zusammen mit Gauß [siehe Gaußstraße] die Spiegelablesung für dieses Messgerät.“ 3)

1831, ein Jahr nachdem er zum königlichen Professor ernannt worden war, heiratete er die Kaufmannstochter Charlotte Eleonore Kneser (18.4.1805 Wismar – 5.1.1865 Berlin). Das Paar lebte bis 1835 im Turm der „alten Sternwarte“. Dort hatte Poggendorff 1823 in seiner Eigenschaft als „Observator“ eine mietfreie Wohnung erhalten. 4)

Poggendorf bekam mit seiner Ehefrau drei Kinder. Das erste Kind wurde 1832 geboren. 1834 stieg der junge Vater zum außerordentlichen Professor an der Berliner Universität auf – zunächst ohne Besoldung.5) Im selben Jahr wurde ihm das Doktordiplom verliehen. „Die Vorlesungstätigkeit gab Poggendorff erst im Sommer 1875 mit 78 Jahren ‚wegen zunehmender Unsicherheit im Gehen‘ auf.“6)

1836 wurde der nächste Sohn geboren. Drei Jahre später wurde Poggendorff 1839 zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin ernannt. Im selben Jahr kam das letzte Kind des Ehepaares Poggendorff zur Welt. Zwei Jahre später entwickelte Poggendorff 1841: „die Poggendorffsche Kompensationsschaltung bzw. Spannungs-Kompensation zur exakten Messung von elektrischen Spannungen, Stromstärken und Widerständen (z. B. für Eichzwecke) und führte Bestimmungen der elektromotorischen Kraft durch. Er baute einen elektrostatischen Motor ähnlich dem von Holtz. Außerdem erfand er 1840 eine praktische Klemmschraube, 1842 das auch nach ihm benannte Poggendorff-Element, ein galvanisches Primärelement. 1850 beschrieb er die Poggendorff-Täuschung. Die Poggendorffsche Waage ist eine nach ihm benannte Experimentieranordnung.“ 7)

Bereits im Alter von 28 Jahren hatte 1824 der damals noch unverheiratete Poggendorff als: „Nachfolger von Wilhelm Gilbert (1769–1824) [begonnen], die Redaktion der ‚Annalen der Physik‘, die nunmehr ‚Annalen der Physik und Chemie‘ betitelt wurden, da P. der Meinung war, daß sich beide Gebiete nicht sinnvoll abgrenzen ließen“, 8) herauszugeben. Dieses Journal richtete sich sowohl an Wissenschaftler als auch an wissenschaftlich Interessierte.

Als Herausgeber oblag Poggendorff auch die Entscheidung, welche eingesandten Manuskripte veröffentlicht wurden. Dazu heißt es in der Neuen Deutschen Biographie: „Manuskripte, die ihm experimentell zu wenig begründet schienen, lehnte P. ab, weshalb die Arbeiten von Julius Robert Mayer (1841) und Hermann v. Helmholtz (1847) [siehe: Helmholtzstraße] über den Satz von der Erhaltung der Energie beide nicht in die ‚Annalen‘ aufgenommen wurden.“ 9)

53 Jahre lang war Poggendorf Herausgeber dieser Annalen, von denen 160 Bände erschienen. Außerdem gab er ab 1863 „J.C. Poppendorffs biographisch-literarisches Handwörterbuch für Mathematik, Astronomie, Physik mit Geophysik, Chemie, Kristallographie und verwandte Wissensgebiete“ heraus. „Es enthält Berichte über Leben und Werk von Mathematikern, Astronomen, Physikern und Chemikern aus allen Völkern und Zeitaltern. (…) Auch nach Poggendorffs Tod wurde das Projekt fortgesetzt (…).“ 10)

1865 starb Poggendorffs Ehefrau im Alter von 60 Jahren an einer Lungenentzündung.11) Poggendorff überlebte seine Frau um 12 Jahre.