Von-Haeften-Straße
Bergedorf/Allermöhe (1995): Hans Bernd von Haeften (18.12.1905 Charlottenburg – 15.8.1944 Berlin-Plötzensee), Legationsrat, und Werner Karl von Haeften (9.10.1908 Berlin – 21.7.1944 Berlin-Tiergarten), Syndikus, Brüder, Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.
Hans Bernd von Haeften und sein drei Jahre jüngerer Bruder Werner wuchsen in einem liberalkonservativen Elternhaus auf. Einigen ihrer späteren Gefährten im Widerstand begegneten die Gebrüder Haeften bereits in ihrer Jugendzeit. Hans Bernd studierte 1924 in Berlin und München Jura. Nach dem Referendarexamen 1928 verbrachte er ein Jahr in England als Austauschstudent. Anschließend war er von 1930 bis 1933 als Geschäftsführer der Stresemann-Stiftung tätig. In dieser Zeit knüpfte er erste Verbindungen zur ökumenischen Bewegung der Kirchen Europas. Im Jahr 1933 trat er in den Auswärtigen Dienst, lehnte es jedoch auch als Diplomat ab, der NSDAP beizutreten. Hans-Bernd von Haeften fungierte für die Verschwörer um Claus Schenk Graf von Stauffenberg (siehe: Stauffenbergstraße) als eine der wichtigsten Vertrauenspersonen im Auswärtigen Amt. Als enger Freund von Adam von Trott zu Solz war er auch Mitglied des Kreisauer Kreises. Für die Zeit nach dem Sturz der Nationalsozialisten war er für die Position des Staatssekretärs im Auswärtigen Amt vorgesehen. Nach dem Scheitern des Umsturzversuches vom 20. Juli 1944 gelang es Hans Bernd von Haeften zunächst Berlin zu verlassen. Doch am 22. Juli 1944 kehrte er dorthin zurück – und nur einen Tag darauf wurde er von der Gestapo verhaftet. Am 15. August 1944 verurteilte ihn der Volksgerichtshof zum Tode. Wenige Stunden nach der Urteilsverlesung wurde er in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Hans Bernd von Haeften war verheiratet mit Barbara Curtius (1908-2006), die aus einem liberalen großbürgerlichen Hause stammte. Das Paar hatte fünf Kinder. „Barbara von Haeften, deren Mann Hans-Bernd zu den ranghöchsten Oppositionellen im Auswärtigen Amt zählte, war ‚nur eine Stärkung für ihn‘, aber er muß sie gebraucht haben, denn er suchte von Anfang an ‚mein ganz naives Mitdenken‘. (…) Barbara von Haeften, Mitte Dreißig, hatte sich kaum von der Geburt ihres fünften Kindes erholt, als ihr Schwager Werner telefonisch das Codewort durchgab, ‚eine Wohnung für die Mutter‘ sei gefunden worden, und er erwarte seinen Bruder am nächsten Tag in Berlin. Ursprünglich zählte der Diplomat Hans-Bernd von Haeften wie Moltke zu den Gegnern eines Attentats und bezog auch seine Frau mit ein in die moralischen Qualen: ‚Wir können nicht mit Gangstermethoden arbeiten.‘ Als sein Bruder Werner von Haeften im Januar 1944, als er gerade Stauffenbergs Adjutant geworden war, eine Pistole von ihm holen wollte, weil er am nächsten Tag Zugang zu Hitler hatte, hielt er ihn ab: ‚Hast du die Sicherheit, daß das deine Aufgabe vor Gott und vor unseren Vätern ist?‘ Gleichwohl träumte seine Schwägerin, wie Werner mit blutigem Schwert, das soeben Hitler getötet hatte, eine Freitreppe herabkam, über die auch Napoleon geritten sein soll. Als nach Moltke auch noch zwei weitere Kreisauer, der charismatische Sozialdemokrat Julius Leber [ siehe: Julius-Leber-Straße] und der Reformpädagoge Adolf Reichwein verraten und verhaftet waren, machte sich der ältere Haeften Vorwürfe, den Jüngeren von seinem Vorhaben abgebracht zu haben, und konnte, wie er mit seiner Frau besprach, ‚auch nicht mehr nein sagen‘.“ 1)