Reisners Kamp
Tonndorf (1950): Wilhelm Adolph Reisner (14.6.1823 Lauenburg -2.1.1896 Wandsbek), Wandsbeker Gaststättenbesitzer.
Vor 1950 hieß die Straße Nibelungenweg. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Reisner Kamp umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1950 bei Niebelungenweg. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)
Reisners Ballsäle und Stadttheater waren für Wandsbek sowohl Institution als auch große Sehenswürdigkeiten. „Wilhelm Reisner, der Wirt des Lokals, war 1840 als Stellmachergeselle von Lauenburg zugezogen. Er pachtete das Lokal Zum Schwarzen Bären, betrieb aber sein Handwerk nebenher weiter. Er baute zwei Karussells nach eigenen Plänen, die sich bei den Jahrmärkten am Ort und in der Umgebung großer Beliebtheit erfreuten. 1866 erwarb er die benachbarte Zigarrenfabrik und erbaute hier ein großes Vergnügungslokal mit einem angeschlossenen Theater und nannte es Reisners Tivoli. Die Theatereröffnung und die folgenden Vorstellungen übernahm Carl Schultze, der in Wandsbek ansässige Leiter einer Hamburger Theatergruppe. Besonders beliebt waren die plattdeutschen Theateraufführungen. Obwohl es ein Privattheater war, nannte es sich Wandsbeker Stadttheater.“ 1)
1878 wurde das Lokal ein Opfer der Flammen. Reisner baute seinen Betrieb wieder auf „und eröffnete 1881 ein Hotel, vier Ballsäle und ein Theater, alles großzügiger als zuvor. Im Theater fanden zuerst Gastspiele des Lübecker Stadttheaters statt. Später folgte das Harburger Stadttheater. Eine besondere Note erhielten die Aufführungen bis zum Ersten Weltkrieg durch die musikalischen Einleitungen der Kapelle der Wandsbeker Husaren [siehe: Am Husarendenkmal]. Künstlerische Qualität brachten die Gastspiele des Deutschen Schauspielhauses Hamburg und das Thalia Theaters Hamburg unter ihrem Direktor Röbbeling, der in Wandsbek wohnte und später an das Wiener Burgtheater berufen wurde. Bemerkenswert waren auch die Gastspiele der Niederdeutschen Bühne mit Dr. Richard Ohnsorg [Ohnsorgweg]. (…)
Die vier Ballsäle bei Reisner boten 3000 Besuchern Platz.“ 2) Reisners Etablissement wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Reisner war mit Johanna Dorothea Elisabeth Voss (geb. 11.11.1832 Lauenburg - ?) verheiratet. Das Paar bekam zwei Kinder, geboren 1856 und 1865.