Roosenbrücke
Neustadt (1883): nach der Mennonitenfamilie Roosen
Siehe auch: Paul-Roosen-Straße
Siehe auch: Gerritsstraße
Siehe auch: Roosens Park
Siehe auch: Roosens Weg
Siehe auch: Gerritstraße
Die Roosenbrücke wird in der Liste der Straßennamen mit kolonialen Bezügen aufgeführt. Siehe unter: https://geschichtsbuch.hamburg.de/wp-content/uploads/sites/255/2017/07/AB-SEK-I-Stra%C3%9Fennamen-Projekt-1.pdf
Es gab mehrere männliche Vertreter der Familie Roosen, die in Hamburg als Kaufmänner, Reeder und Diakone der Mennonitengemeinde fungierten.

Berend Roosen (11.7.1705 Altona – 3.6.1788 Hamburg), der die Roosenbrücke erbauen ließ, war der Sohn des Schiffbauers und Kaufmanns Hermann Roosen und der Catharina, geb. de Vlieger. Auch Berend Roosen wurde wie sein Vater Kaufmann und Reeder, außerdem Diakon der Mennoniten Gemeinde. 1731 heiratete er Elisabeth Kramer (8. 3.1712 Hamburg -25. 3. 1788). Ihr Vater besaß die Reiherstiegwerft, wo auch Berend Roosens Vater und wohl auch Berend Roosen selbst beschäftigt waren. Nach dem Tod des Werftbesitzers Lucas Kramer übernahm dessen Witwe 1719 die Leitung der Werft.
Claus Gossler schreibt dazu: „Nach der Einheirat in die Gründerfamilie der Reiherstiegwerft und dem Tod seiner Schwiegermutter übernahm Berend Roosen die Leitung der Werft, nutzte alle hier gebauten Schiffe für den von ihm betriebenen Walfang und erweiterte sein Unternehmen schließlich zu einer der bedeutendsten Kaufmannsreedereien seiner Zeit.“ 1)
Neben der Werftleitung eröffnete der fünffache Vater – die Kinder wurden in den Jahren 1732, 1736, 1738, 1743 und 1749 geboren -auch eine Tranbrennerei, was naheliegt, wenn man sich mit Walfang beschäftigt. Hinzu kam die Beförderung von Personen. Seine „Schiffe beförderten die Walfängerbesatzungen von ihren Wohnorten auf den friesischen Inseln und anderen Küstenorten nach Hamburg und zurück.“ 2)
Ab ca. 1779 betätigte sich Roosen auch im Handelsgeschäft. Damit war seine Reederei nun eine Kaufmannsreederei. Claus Gossler dazu: „Roosens Schiffe segelten nach Amsterdam, London und Archangelsk, aber auch nach Spanien und Portugal. Aus Russland brachten sie Getreide und Holz nach Frankreich, von wo aus Kolonialwaren, hauptsächlich Zucker und Kaffee, nach Hamburg verschifft wurden. (…) Als Berend Roosen sich 1788 aus dem Geschäft zurückzog, liefen 159 Schiffe unter Hamburger Flagge, von denen 20 der Kaufmannsreederei Berend Roosen gehörten.“ 3)
Mit dem Handel von Zucker und Kaffee war die Firma Roosen in den Kolonialismus verstrickt. Jorun Poettering schreibt: "Portugiesen, Niederländer und Hamburger begannen im späten 16. Jahrhundert große Mengen Zucker von Lissabon nach Hamburg einzuführen. (...) Der in Hamburg eingeführte Zucker kam zunächst von den Inseln Madeira und São Tomé, die sich Portugal im Zuge seiner Vorstöße in den Atlantik angeeignet hatte, bald aber vor allem aus dem etwas später eroberten Brasilien. Dort wurde der Zucker auf großen Plantagen durch versklavte Menschen angebaut, welche die Portugiesen erst aus der indigenen Bevölkerung rekrutierten, dann aber in zunehmendem Maße aus Afrika holten. Bis zum zweiten Drittel des 17. Jahrhunderts war Portugal weltweit führend im Zuckerhandel. Danach wurden die Niederlande, England und Frankreich zu starken Konkurrenten, da diese nun selbst Zuckerrohr in ihren Kolonien anbauten. In der Folge brach in diesen Ländern die Nachfrage nach brasilianischem Zucker stark ein – und Hamburg wurde als Absatzort für den über Portugal gehandelten Zucker immer wichtiger." 4)
Nach Berend Roosens Tod übernahm dessen Schwiegersohn Herman Roosen (1742-1819) den Betrieb. Herman Roosen war mit Maria, einer der Töchter von Berend Roosen verheiratet.
Der Sohn Berend Carl Roosen (29.10.1820 Hamburg – 25.12.1904 Hamburg) wurde Prediger der Mennoniten Gemeinde in Altona und Hamburg (ab 1844). Verheiratet war er seit 1847 mit Helene Goering, Tochter eines Hamburger Weinhändlers. Berend Roosen war Mitbegründer des Vereins für Innere Mission.
Ein Sohn von Paul Roosen (siehe Paul-Roosen-Straße) war Gerrit Roosen (8.3.1612 Altona – 20.11.1711 Hamburg) (siehe: Gerritstraße). Gerrit Roosen wurde Kaufmann im Strumpfgeschäft und heiratete Maria Armourn (25.9.1622 – 6.9.1695), die Tochter seines kaufmännischen Lehrherrn. 1649 wurde er Diakon und 1660 Prediger der Mennoniten Gemeinde. Er verfasste mehrere Schriften über das Mennonitentum und zur Verbesserung von Kachelöfen. Außerdem hatte er mit seiner Ehefrau zehn Kinder.
Auch der Kaufmann Rudolf Roosen (22.10.1830 Hamburg – 7.1.1903 Hamburg) gehörte zur Familie Roosen. Er war der Sohn des Hamburger Kaufmanns und Reeders Salomon Roosen und der Sara, geb. de Voß. Rudolf Roosen war bis 1893 Mitinhaber der Firma Salomon Berend Roosen. Außerdem bekleidete er mehrere bürgerliche Ehrenämter. So war er von 1871 bis 1881 Mitglied der Baudeputation und von 1881-1890 der Finanzdeputation. Von 1877 bis 1890 gehörte er der Hamburgischen Bürgerschaft an und von 1890 bis 1901 dem Hamburger Senat.
1861, im Alter von 31 Jahren hatte er die Hamburger Kaufmannstochter Emma Jencquel geheiratet.