Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Rückersbrücke

Hamm (1930): Johann H. Rücker (4.1.1750-1803), Senator, Grundstückbesitzer.


Siehe auch: Tesdorpfstraße
Siehe auch: Bundsensweg
Siehe auch: Rückersweg

„Die Familie Rücker stammte ursprünglich aus dem Berliner Raum, wo bereits Ende des 15. Jahrhunderts ein Rücker als Bürgermeister von Spandau genannt wird. Um 1700 ist die Familie in Hamburg nachweisbar und spielte hier gesellschaftlich eine immer bedeutsamere Rolle. Zwischen 1767 und 1869 wurden fünf Mitglieder der Familie in den Rat der Stadt gewählt. Der Umzug der Rückers von Spandau/Berlin nach Hamburg war ein ganz typischer Vorgang in der lang anhaltenden Zuwanderung von Auswärtigen in die ständig wachsende Elbmetropole. Er als Kaufmann Erfolg haben wollte, zog an die Elbe, vertrieben aus Glaubensfragen (Juden) oder angetrieben aus Ehrgeiz, im Welthandel mitzumischen“1), schreibt Ortwin Pelc.

Das Handelsunternehmen, welches im Überseehandel tätig war und vom Kolonialismus profitierte, hatte auch in London Niederlassungen. Zwischen 1745 und 1809 ließen sich neun Familienmitglieder dort nieder, schreibt Margrit Schulte Beerbühl in ihrem Buch „Deutsche Kaufleute in London“. Gründer des Londoner Handelshauses war John Anthony Rücker (1719-1804). „(…) Der Nachzug von jüngeren Verwandten [aus Hamburg diente] sowohl der Sicherung der Geschäftsnachfolge als auch der Expansion des Handelsunternehmens. Die Expansion des Familienunternehmens beschränkte sich nach der Wende zum 19. Jahrhundert nicht auf den Standort London, vielmehr wurde die britische Hauptstadt zentraler Ausgangspunkt für ein weltweites Ausgreifen.“ 2)

Und Christoph Gunkel schreibt, dass die Familie Rücker in den 1780er-Jahren „in der Karibik Zuckerrohrplantagen [erwarb] und in London eine Zuckerfabrik [besaß].“ S. 77. Dadurch profitierte die Familie auch von den auf den Plantagen betriebene Sklaverei. 3)

Johann Hinrich Rücker, nach dem die Rückersbrücke und der Rückersweg benannt sind, war der Sohn von Diederich Christian Rücker (1713-1775) und dessen Frau Anna Catharina, geb. Thorbecke. Dieser Diederich Rücker besaß seit 1769 ein Grundstück in Hamm.

Johann Hinrich Rücker war mit der Kaufmannstochter Anna-Margaretha, geb. Rücker (1748-1808) (evtl. seine Cousine) verheiratet. Das Paar hatte drei Kinder, darunter der Sohn Johann Hinrich Rücker (geboren 9.3. 1780).

Johann Hinrich Rücker Senior war von 1796 bis 1797 Präses der Handelskammer und ab 1797 Senator. Er wohnte mit seiner Familie am Grimm 8 und später am Holländischen Brook, wo auch das Geschäftshaus lag. 4)

Rücker war auch Mitglied des Vereins „Harmonie“, 1789 gegründet von Georg Ludwig Peitzner, der mit seinem Freund Andreas Klaucke ein Handelsgeschäft betrieb. Der Verein Hammonia war: „eine geschlossene Gesellschaft von Männern, die sich in ihren Mußestunden versammelten und durch freundschaftliche Unterhaltung und gegenseitige Austauschung ihrer Gedanken, durch Lektüre der Zeitungen und Journale, sowie durch ein erlaubtes Spiel, eine Erholung von ihren Geschäften zu verschaffen suchte“ 5) Die Gesellschaft traf sich einmal im Monat im Martenschen Kaffeehaus in der Großen Bäckerstraße 72. Wie in der damaligen patriarchalen Gesellschaft üblich, hatten Frauen zu solchen Vereinen keinen Zutritt. Der Domherr Dr. Lorenz Meyer (1760-1844) äußerte sich wie folgt darüber: „Abgesehen von der egoistischen Unart der Männer, ihre Frauen und Töchter allein zu Hause für ihre Unterhaltung selbst sorgen zu lassen, während sie in ihren Klubs rauchen, trinken, spielen und streiten (….) versiegt bald die Quelle der Freude, der gemischten, Geist und Herz nährenden Unterhaltung; denn ihnen fehlt – das Weib, und mit ihr die bessere Hälfte, die Würze, die humane Tendenz, der harmonisch stimmende Ton der Gesellschaft; mit ihr fehlt die Kunst, welche die Sitten sanfter macht und Männerwildheit bändigt.“ 6)

Johann Hinrich Rücker kaufte 1798 an der Hammer Landstraße „umfangreiche Ländereien, die mit seinem Tod 1803 in den Besitz seines gleichnamigen Sohnes übergingen. (…) Der jüngere Johann Hinrich Rücker war wie sein Vater Kaufmann und besaß eine ‚Fabrik‘ in Hamburg. Er soll als junger Mann in Mexiko so viel Geld verdient haben, dass er den Spitznamen ‚Goldrücker‘ erhielt. (…) Im Jahr 1812 heiratete Johann Hinrich Rücker die in Bützow geborene Friederike Magdalena Johanna Müller (1782-1855).“ 7)

Dieser Johann Hinrich Rücker ließ 1828 das alte Hammer Landhaus der Rückers abreißen und von Axel Bundsen (siehe: Bundsensweg) ein neues Landhaus mit einem englischen Garten errichten. 1832 war das Haus fertig und Rücker bezog es mit seiner Frau. 1837 verstarb Rücker. Das Ehepaar Rücker hatte keine Kinder. „Wo und wovon Rückers Ehefrau weiterhin lebte, ist bisher nicht bekannt.“ 8)