Tesdorpfstraße
Rotherbaum (1898): Adolph Tesdorpf (7.8.1811 Hamburg – 26.11.1887 Hamburg), Senator, Landherr.
Siehe auch: Mönckebergstraße
Siehe auch: Rückersweg
Die Tesdorpfstraße könnte auch nach: Ebba Tesdorpf, Zeichnerin und Dokumentaristin Alt-Hamburgs (23.01.1851 Hamburg – 22.02. 1920 Ahrweiler) mitbenannt werden. Sie war mit Adolph Tesdorpf verwandt: sie eine Urenkelin und er ein Enkel des Lübecker Bürgermeisters Peter Hinrich Tesdorpf; Adolph Tesdorpf war außerdem der Cousin von Ebba Tesdorpfs Vater und wurde zum Vormund von Ebba Tesdorpf und ihrer Schwester Olga bestellt, nachdem sich Ebba Tesdorpfs Vater wegen seiner Nervenerkrankung für finanzielle Angelegenheiten hatte entmündigen lassen.
Adolph Tesdorpf war der Sohn von Dorothea Tesdorpf, geb. Rücker und des Oberalten Friedrich Jacob Tesdorpf.
1838 heiratete der 26-jährige Adolf Tesdorpf die damals 21-jährige Therese Moenck (30.3.1817 Hamburg -12.8.1888 Hamburg-Nienstedten). Das Paar blieb kinderlos und adoptierte zwei Kinder. Die älteste Tochter Olga (1845-1927) heiratete den Hamburger Kaufmann Louis der Arts und die jüngere Tochter Elise Mathilde Borberg (1846-1923) Bürgermeister Johann Georg Mönckeberg (siehe: Mönckebergstraße und Ackermannstraße).
Oscar L. Tesdorpf charakterisierte Adolph Tesdorpf in seiner Familienchronik der Tesdorpfs wie folgt: „Er war von sittlichem Ernst und hoher Vaterlandsliebe beseelt, forderte die Einheit des Deutschen Reiches und erwartete von den Fürsten entsprechende Opfer. In ihm vereinten sich seltsame Gegensätze: Er war politisch konservativ und predigte zugleich einen wirtschaftlich gemäßigten Staatssozialismus. Er war ein vollendeter Kaufmann; aber er besaß wenig Menschenkenntnis und verschwendete viel Menschenliebe an Unwürdige. Er lebte äußerst anspruchslos und bescheiden und war doch, zumal als Schriftsteller und Politiker, von ziemlicher Eitelkeit. Er ließ seine zahlreichen Schriften anonym erscheinen, sorgte aber selbst dafür, daß überall bekannt wurde, wer ihr Verfasser sei. Er hinterließ ein Vermögen von 6,5 Millionen Mark und gab jährlich 30-40tsd Mark für mildtätige Zwecke aus; aber seine Mittagstafel für die Seinen und seine Gäste hielt er nicht nur sehr einfach, sondern auch knapp. Wenn er sich eine Droschke kommen ließ, gab er seinem Diener die Weisung, die schlechteste auszusuchen, weil ihr Lenker ohnehin am wenigsten damit verdiente. Als seine Gattin, die Senatorin Therese Tesdorpf, geb. Moenck, auf dem Harvestehuder Weg von einem Räuber überfallen und ihrer Uhr und Kette beraubt worden war, verzieh er dem Missetäter nicht nur, weil dieser - er war Schneider - vorgab, aus Nahrungssorgen gehandelt zu haben, sondern er ließ auch den ältesten Sohn auf eigene Kosten erziehen und versah die ganze Familie reichlich mit Geld und Arbeit. Aber er erntete nur Undank davon.
Mit seinen politisch-wirtschaftlichen Meinungen stand er zumeist allein. Seine Begabung lag auf kaufmännischem Gebiete, während er zeitlebens glaubte, an ihm sei ein Pädagoge und Volkserzieher verlorengegangen. Aber seine freundlichen Ratschläge eines älteren mit dem Leben vertrauten Mannes an alle Ehepaare und Eltern sowie die wesensverwandten Schriften an Konfirmanden u. ä. zeigen ihn ganz im Durchschnittsgeist der Zeit und erheben ihn in keiner Weise über das Maß der alltäglichen Weltweisheit eines einfachen Landpastoren. Die Bücher konnten in ihrer prüden Art eher Unheil als Nutzen stiften.
Als das von ihm gegründete und zu hoher Blüte gebrachte Haus A. Tesdorpf & Co. 1876 sein bestes Jahr erlebt hatte, trat Senator Tesdorpf aus der Firma aus, weil er nunmehr glaubte, sein persönliches Leben auf höhere Werte, auf ein Gott zustrebendes Dasein konzentrieren zu müssen. Bereits 1862 war er aus dem Senat ausgeschieden, dem er von 1852 ab voll Hingabe an die ihm daraus erwachsenden Pflichten angehört hatte.
Er besaß in Hamburg ein Haus am Steinthorwall 7, wo auch seine Geschäftsräume waren, ferner ein über Sommer bewohntes Haus in der Badestraße an der Alster. (…)“ 1) Außerdem hatte er noch ein Haus an der Elbchaussee.
Über Adolph Tesdorpfs Werdegang heißt es in Wikipedia: Er „absolvierte eine kaufmännische Lehre bei Leech & Harisson in Liverpool, bevor er nach Hamburg zurückkehrte, um im väterlichen Geschäft F.J. Tesdorpf & Sohn zu arbeiten. 1866 übernahm er die Firma (…). Tesdorpf war ein erfolgreicher Kaufmann und das ermöglichte es ihm, sich in der Kommunalpolitik zu engagieren. Die folgenden Ämter, die er jeweils für ein Jahr innehatte, dokumentieren seine ehrenamtliche Tätigkeit. Er wurde 1843 Provisor des Waisenhauses, er war 1847 Mitglied des Armenkollegiums und wirkte 1849 als Handelsrichter. Im Jahr 1849 wurde Tesdorpf in die Hamburger Konstituante gewählt. Am 8. Juni November 1852 wurde Tesdorpf in den Hamburger Rat kooptiert. Im Rat wirkte er vor allem im Bereich Steuern, insbesondere in der Accise Deputation. Daneben hatte er unterschiedliche weitere Ämter inne: er war Stallmeister des Marstalls, Mühlenherr, Herr der Hamburger Bank, Landherr der Geestlande, er leitete zeitweise die Verwaltung der Hamburger Sternwarte und gehörte zeitweise dem Obergericht an.
Tesdorpf trat im Dezember 1864, aus dem inzwischen vom Rat zum Hamburger Senat gewandelten Gremium, von seinem Amt als Senator zurück, um sich wieder voll seiner kaufmännischen Tätigkeit zu widmen. (…) Er war von 1877 bis 1887 Mitglied des Aufsichtsrats der Norddeutschen Bank.“ 2)
Über die Verstrickung des Bankenwesens in den Kolonialismus schreibt Heiko Möhle: „Für die Ausweitung des Hamburger Überseehandels waren die Banken (…) von zentraler Bedeutung. Die in Berlin ansässigen Geldinstitute standen den riskanten Überseegeschäften lange Zeit skeptisch gegenüber. Deshalb gingen Hamburger Reeder und Kaufleute selbst dazu über, Banken zu gründen. (…)
Die (…) in Hamburg gegründete Norddeutsche Bank war durch zahlreiche Unternehmensbeteiligungen ein wichtiges Bindeglied zwischen deutschen Industrieunternehmen und den Rohstofflieferanten in den Kolonien. (…) Um Investitionen in den Überseegebieten selbst zu erleichtern, beteiligte sich die Norddeutsche Bank an der Gründung von Spezialbanken wie der ‚brasilianischen Bank für Deutschland‘ (1887), der ‚Deutsch-Asiatischen Bank‘ (1889), der ‚Bank für Chile und Deutschland‘ (1895) sowie der ‚Deutschen Afrika-Bank A.G.‘ (1906).“3)
Ebba Tesdorpf
Ebba Tesdorpf wurde am 25. Januar 1851 als Tochter des Kaufmanns Hans Peter Friedrich Tesdorpf und seiner Ehefrau Antoinette Caroline, geb. Mohrmann, verw. Abendroth, geboren. Zusammen mit ihrer um zwei Jahre jüngeren Schwester Olga wuchs sie am Holzdamm in St. Georg auf, einer Umgebung, die bestimmt war durch großbürgerliche Villen, deren Gärten bis zur Alster hinunterreichten.
Malunterricht erhielt Ebba Tesdorpf bei Bernhard Mohrhagen. Unter dem Einfluss des Architekturzeichners und Landschaftsmalers Johann Theobald Riefesell [siehe: Riefesellstraße], bei dem sie nach Mohrhagens Tod im Jahre 1877 Unterricht erhielt, wandte sie sich dem Zeichnen zu. Auf seine Anregung hin und nach seinem Vorbild begann sie mit der zeichnerischen Bestandsaufnahme des alten Hamburger Stadtbildes während der großen städtebaulichen Umwälzungen in den 1880er- und 1890er-Jahren. Und so „konnten die Bewohner der Hamburger Altstadt und der hafennahen Viertel folgendes beobachten: In einer winkligen Straße sitzt auf dem Beischlag eines alten Bürgerhauses bei Wind und Kälte eine Frau in einem abgetragenen Mantel mit einem Kapotthut auf dem Kopf, und ihre klammen Hände führen in konzentrierter Arbeit den Zeichenstift über das Papier. Eine Anwohnerin verspürt Mitleid mit der – wie sie glaubt – armen Zeichnerin, der man etwas Gutes tun muß, und bringt ihr eine Kanne heißen Kaffees. Eine kleine Episode, die sich ähnlich oft wiederholt.“ 1)
Der Zollanschluss im Jahre 1888, der den Bau des Freihafens auf der Wandrahmsinsel zur Folge hatte, auf der viele der ältesten und vornehmsten Kaufmannshäuser standen, die großen Straßendurchbrüche, die neue Verkehrswege im Innern der Stadt schaffen sollten, sowie Sanierungsbauten führten zum Abbruch ganzer Stadtviertel. Fast 1.000 Häuser verschwanden, und mehr als 20.000 Menschen mussten umgesiedelt werden. Lichtwark [siehe: Lichtwarkstraße], der damalige Direktor der Kunsthalle, sprach spöttisch von der „Freien und Abbruchstadt Hamburg“: „Wohl keine Kulturstadt der Welt hat je eine solche Selbstzerstörungslust entwickelt wie Hamburg. Hamburg hätte die Stadt der Renaissance sein können, des Barock und des Rokoko – doch all diese Schätze wurden stets begeistert dem Kommerz geopfert. An die Stelle barocker Wohnhäuser wurden neubarocke Kontorblocks getürmt und noch immer ist jeder Neubau ein Schlag ins Gesicht der Stadt.“
Ebba Tesdorpfs Zeichnungen, die oft in letzter Minute vor dem Abriss der Bauten entstanden, sind Urkunden der Vergangenheit. Sie konzentrieren sich auf den Innenstadtbereich, auf dessen Straßen, Gassen und Winkel mit ihren dichtgedrängten Häusern, Fleeten, Brücken und dem lebendigen Treiben. Mit einer ungeheuren Liebe zum Detail zeichnete sie auch die prächtigen Kaufmannshäuser, die Geschäfts-, Wohn- und Lagerhaus zugleich waren, mit ihren reichverzierten Portalen und den typischen Dielen, die den Mittelpunkt des häuslichen Lebens bildeten. Sie nahmen die Breite des ganzen Hauses ein und gingen durch zwei Stockwerke. Die die Decke tragenden Eichenpfeiler sowie die sich längs der Seitenwand des Hauses hinziehende Galerie waren reich geschnitzt, zum Teil mit phantastischen und komischen Figuren. Die Decken selbst waren mit reichem Stuck verziert. Das Tageslicht kam durch eine riesige Fensterfront zur Hofseite herein. Zur Straßenfront gab es ein Zirbürken, einen Raum, in dem eine alte Frau das Kommen und Gehen der Besucher überwachte.
Allem verlieh Ebba Tesdorpf ein idyllisches Leben; Veränderung und Abbruch oder gar Sozialkritik (die Enge der alten hamburgischen Bauweise, die schon Reisende im 18. Jahrhundert in Erstaunen versetzt hatte, trug 1892 zur rasanten Ausbreitung der Cholera-Epidemie bei) waren nicht ihre Themen. „Die Zeichnerin des versunkenen Hamburg“ nannte Richard Stettiner sie 1925.
Die Familie duldete ihre Lebensweise, konnte aber eigentlich kein rechtes Verständnis für Ebba Tesdorpfs künstlerische Arbeit und ihre Interessen aufbringen. Umgekehrt war Ebba Tesdorpf die so genannte Hamburger Gesellschaft mit ihren Geselligkeiten und Vergnügungen fremd. Sie lebte anspruchslos und zurückgezogen. „Weltfremd, würde man heute wohl sagen“, meint die Großnichte Renata Klée-Gobert.
Als Ebba Tesdorpf nach dem Tod der Eltern (1881 und 1885) Erbin eines bedeutenden Vermögens wurde, unterstützte sie Bedürftige, vor allem Künstler, und begann eine Hamburgensien-Sammlung zusammenzutragen, die schließlich 5.000 Blatt umfasste. Einen alten Hamburger Trödler namens Rathansen, der ihr anfänglich ein sachverständiger Berater war, stellte sie später zu einem nicht unbedeutenden Jahresgehalt als Bibliothekar ihrer Sammlung an.
Als Mitte der 1890er-Jahre ihre Arbeit abgeschlossen war, fasste Ebba Tesdorpf den Entschluss, nach Düsseldorf in das Haus ihrer Freundin, der Malerwitwe und Mutter des Dichters Hanns Heinz Ewers, zu ziehen und an der dortigen Akademie zu studieren. Vorher vermachte sie im Jahre 1894 ihre Hamburgensien-Sammlung und ihre eigenen Zeichnungen, ca. 600 Blätter, und einige Aquarelle dem Museum für Kunst und Gewerbe. Begeistert dankte ihr der damalige Direktor Justus Brinkmann [siehe: Justus-Brinckmann-Straße]: „Mit hellem Jubel nehme ich ihre wundervolle Schenkung an; eine Schenkung, wie sie gleich wertvoll dem Museum nicht zuteil geworden ist. Sie überragt alle übrigen Sammlungen durch die in sie einverleibten trefflichen zeichnerischen Aufnahmen von ihrer Hand, in denen sie mit emsigem Fleiß und vollem Verständnis sowohl für die malerischen Seiten des Stadtbildes, wie für die baulichen Einzelheiten den Abbrucharbeiten Schritt für Schritt gefolgt sind.“ Und die „Gesellschaft Hamburgischer Kunstfreunde“, deren Mitglied Ebba Tesdorpf seit der Gründung im Jahre 1893 war, machte sie aufgrund ihres „hochherzigen Geschenkes“ 1895 zum Ehrenmitglied und würdigte aus diesem Anlass noch einmal ihre Arbeit: „Ihr und einer gleichstrebenden Freundin (vermutlich Marie Zacharias) verdanken wir die genaueste Darstellung des alten Hamburg, das durch die neuen Hafenanlagen und durch den Durchbruch der Kaiser-Wilhelm-Straße zerstört ist. Obgleich eine umfassende photographische Aufnahme seitens der Behörden stattgefunden hat, lässt sich dieses Material doch nicht entfernt mit den Zeichnungen von Fräulein Tesdorpf vergleichen. In hunderten von Blättern sind alle die merkwürdigen alten Bauten dargestellt, die den verschwundenen Stadttheilen ihr eigenartiges Gepräge gaben. Und diese Aufnahmen, das Werk hingebender Arbeit vieler Jahre, sind nicht auf den malerischen Effect allein gezeichnet, sondern treue Documente bis auf jeden Balkonkopf und jede Bank vor der Thür. Nach diesen Zeichnungen könnte jede Fassade sofort wieder aufgebaut werden.“ 2)
Was in dieser Laudatio deutlich wird, heben auch alle anderen Kritiker und Rezensenten hervor: Ebba Tesdorpf war keine Künstlerin von zukunftsweisendem Rang, aber eine ausgezeichnete Dokumentaristin, deren Zeichnungen eine Vorstellung vom Aussehen Hamburgs in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts vermitteln.
In Düsseldorf studierte Ebba Tesdorpf an der Akademie bei dem Landschaftsmaler German Grobe und empfing von ihm Anregungen in der Aquarellmalerei. Nach dem Urteil von Renata Klée-Gobert zeigen ihre Aquarelle, die sich in erster Linie in Familienbesitz befinden, eine ganz andere Seite der Begabung Ebba Tesdorpfs. „In ihren Aquarellen ... verzichtet sie auf allzu große Genauigkeit in der Nachahmung der Natur ... Hier verbindet sich ein eigenwilliges künstlerisches Talent mit feinem Farbempfinden und einem sicheren Blick für das Wesentliche der Komposition.“ 1) Zu einer neuen Schaffensperiode kam es jedoch nicht mehr. „Nach einigen Jahren verfiel die ehrgeizige Künstlerin aber in eine tiefe Depression, weil sie die Ergebnisse ihres Schaffens nicht mehr zufriedenstellten. Ihre künstlerische Frustration wurde durch persönliche Probleme verstärkt und ließ sie immer mehr verzweifeln. Schließlich beging Ebba Tesdorpf mehrere Selbstmordversuche und musste 1907 in eine psychiatrische Einrichtung gebracht werden. Hier verbrachte sie die letzten 13 Jahre ihres Lebens und weigerte sich bis zuletzt, noch einmal mit ihrem künstlerischen Werk in Verbindung gebracht zu werden.“ 3) Ab 1901 lebte sie zeitweise wieder in Hamburg und unternahm Reisen mit ihren Nichten. Später zog sie nach Ahrweiler, wo sie am 22. Februar 1920 starb.
Ebba Tesdorpfs Schenkung an das Museum für Kunst und Gewerbe wurde mit dem Bau des Hamburg Museums dorthin gebracht. Zusammen mit den Beständen der Sammlung Hamburgischer Altertümer des Vereins für Hamburgische Geschichte bildet sie den Grundstock der Graphiksammlung des Museums.
Wer mehr über Ebba Tesdorpf nachlesen möchte, der ist die Dissertation von Mariann Weiß zu empfehlen.3)
Text über Ebba Tesdorpf: Brita Reimers
Ilse Tesdorpf-Edens
Auch die Tochter ihres Cousins John Daniel Tesdorpf wurde Malerin. Sie heißt Ilse Tesdorpf (29.3.1892 Hamburg – 30.7.1966 Hamburg) und lebte als Kind mit ihren Eltern und ihren beiden jüngeren Brüdern in einer Villa am Rondeel 17 im Hamburger Stadtteil Uhlenhorst.
Der Vater war ein gutsituierter Kaufmann, die Mutter fungierte als Dame des Hauses.
Ilse Tesdorpf besuchte das Kreussler-Lyceum. Nach dem Schulabschluss im Alter von 19 Jahren war sie von 1912 bis 1915 Malschülerin bei dem Maler, Grafiker und Kunstpädagogen Arthur Siebelist (1870-1945). Sie malte Landschaftsbilder, Hamburger Stadtansichten, Stillleben, Menschen und unternahm u. a. Malreisen nach Dänemark, Paris, Mallorca, in die Schweiz und nach Norwegen sowie in Deutschland an die Nord- und Ostseeküste, nach Bayern und an die Elbe. Ilse Tesdorpf-Edens malte auch Hamburgs erste Oberschulrätin und Frauenrechtlerin Emmy Beckmann (siehe: Emmy-Beckmann-Weg). 1918 heiratete sie den Maler Henning Edens (1885-1943). Nach der Heirat trat ihr künstlerisches Schaffen in den Hintergrund. Erst nach seinem Tod im Jahre 1943 nahm sie ihre künstlerische Tätigkeit wieder voll auf.
Kurz nach dem Tod ihres Mannes wurden 1943 sowohl ihr privates Heim als auch ihr Atelier ausgebombt, so dass ihre bis dahin geschaffenen Werke alle verlustig gingen. Nach der Ausbombung zog Ilse Tesdorpf-Edens mit ihrer Mutter zu der mit ihnen befreundeten Familie Himpe, wo Ilse Tesdorpf-Edens neben Wohnraum auch eine Ateliernutzung erhielt. Die Familien Himpe und Tesdorpf kannten sich schon länger. Beide gehörten dem Großbürgertum an; Oscar Himpe hatte vor seinem Medizinstudium eine künstlerische Ausbildung erhalten.
19050/51 ließ Ilse Tesdorpf-Edens gemeinsam mit dem mit ihr befreundeten Ehepaar Walter und Olga Reimers, die auch ihre Mäzene waren, ein Doppelhaus mit zwei Wohneinheiten an der Wellingsbüttleler Landstraße 68 errichten.
Ilse Tesdorpf-Edens letzter Lebenspartner war Fritz Darboven.
Ilse Tesdorpf-Edens war von 1948 bis 1955 Mitglied des 1949 von Adolf Wriggers gegründeten „Kleinen Hamburger Künstlerrings“ (KHH). Zu ihm gehörten u .a. die Maler Fritz Düsing, Albert Feser, Willi Voß, Felix Walner, Walther Reinke. Der Künstlerring stellte erstmals 1949 in der Galerie des Rauhen Hauses aus. Mitglied sollten nur „gestandene Künstler“ sein. Die politische Ausrichtung des Künstlerrings war links.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Ilse Tesdorpf-Edens auch Mitglied der GEDOK.
Ilse Tesdorpf-Edens konnte z. B. Werke von ihr 1938, 1939 und 1941 in der Herbstausstellung Hamburger Künstler zeigen; außerdem 1950 im Völkerkundemuseum, 1951 im Hamburger Kunstverein, 1952-1955 in der Hamburger Kunsthalle, 1954 in Wittenberg (DDR), Halle/Saale, Bitterfeld, Potsdam Weißenfels, Naumburg und 1970 im Hamburger Kunsthaus. 1992 wurde in der Galerie Mewes eine Gedenkausstellung zum 100. Geburtstag von Ilse Tesdorpf-Edens gezeigt. Ihre Bilder befinden sich u.a. in der Hamburger Kunsthalle, im Altonaer Museum und in der Sammlung Hamburger Sparkasse.
Text: Rita Bake