Bernwardkoppel
Niendorf (1948): Bernward von Hildesheim (um 960 - 20.1.1022 Hildesheim), Bischof, Heiliger der katholischen Kirche
Bereits in der NS-Zeit wurde die Bernwardkoppel als neuer Straßenname (alter Straßenname: Tim-Kröger-Weg) in der Liste „Umbenannte Straßen“ aufgeführt. Die Liste wurde im Hamburger Adressbuch von 1943 veröffentlicht und listet alle in der NS-Zeit umbenannten Straßen auf, auch diejenigen, bei denen die konkrete Umbenennung noch nicht vollzogen wurde. Bereits umbenannte Straßen wurden mit einem Stern gekennzeichnet.
Nach der Einführung des Groß-Hamburg-Gesetzes im Jahre 1937, durch das z. B. Altona, Wandsbek, Harburg-Wilhelmsburg, Lokstedt, Niendorf, Schnelsen, Rahlstedt, Bramfeld, Lohbrügge und andere Gebiete, die heute Hamburger Stadtteile sind, nach Hamburg eingemeindet wurden, ergaben sich bei den Straßennamen häufig Doppelungen. So entschloss sich das NS-Regime 1938, „insbesondere Namen aus dem niederdeutschen Raum“ und „Personen der schleswig-holsteinischen Geschichte“ bei der neuen Straßennamenvergabe zu berücksichtigen.
Viele der für eine Umbenennung in Frage kommenden alten Straßennamen wurden in der NS-Zeit aber nicht mehr umbenannt. Eine Umbenennung nach den 1943 aufgelisteten neuen Straßennamen erfolgte für diverse Straßennamen dann nach der Befreiung vom Nationalsozialismus. So wurde die Bernwardkoppel 1949 benannt.
Bernward stammte aus dem sächsischen Hochadel. „Für die Äbtissin Judith von Ringelheim, [gestorben 13.3. Anfang des 11. Jahrhunderts] - die möglicherweise seine Schwester oder Halbschwester war, stiftete Bernward das Ringelheimer Kreuz, eine monumentale Holzplastik des Gekreuzigten, die mit nur wenigen vergleichbaren Werken den Wiederbeginn der Skulpturenkunst im Abendland markiert,“ 1) heißt es in Wikipedia. Er begründete auch Nonnenklöster wie Henningen, Steterburg und Oelsburg.
Über Bernward von Hildesheim kursiert folgende Geschichte: „Wie der hl. Bernward sich mit dem Kloster versöhnte
Am Fest des hl. Apostels Thomas, den 21. Dezember des Jahres 1000, kam Bischof Bernward von Hildesheim in das Kloster Gandersheim. Die berühmteste Ordensfrau dieser Benediktinerinnenabtei, Schwester Hroswitha, eine begnadete Dichterin, war wenige Monate zuvor gestorben. Die Leitung des Klosters lag in den Händen einer ebenso klugen wie selbstbewußten Frau: der Äbtissin Gerberg, einer Schwester der Herzogin von Schwaben. (…)
Eigentlich hätten sich Äbtissin Gerberg und die Schwestern von Gandersheim freuen müssen, dass der Bischof sie besuchte. Ihre Freude hielt sich freilich in Grenzen. Zwischen dem Bischof von Hildesheim und dem Kloster bestand ein Konflikt: Während Bernward davon ausging, dass die Abtei zu seinem Bistum gehöre und damit auch seiner geistlichen Aufsicht unterstehe, waren Äbtissin und Konvent der Überzeugung, als kaiserliches Kloster habe nicht der Ortsbischof die Zuständigkeit, sondern der Metropolit und damit der Erzbischof von Mainz als Reichskanzler und Kurfürst.
Mainz war fern, und Hildesheim lag nah. Die sehr selbstbewußten Damen aus dem Adel machten Bischof Bernward deutlich, dass der Erzbischof von Mainz und nicht er hier das Sagen habe. Nun konnten sie ihn, nachdem er an ihre Klosterpforte kam, nicht abweisen. Damit hätten sie sich gegen die Gastfreundschaft versündigt, die der hl. Benedikt in seiner Regel sehr stark betont.
Bischof Bernward wurde mit der gebotenen Ehrfurcht empfangen, und da er den Gottesdienst feiern wollte, zog man zur Kirche. Die Schwestern sangen altüberlieferte Weisen und Lieder, die Schwester Hroswitha gedichtet und vertont hatte. Man hätte meinen können, es sei nun aller Streit begraben, aber beim Gabengang kam es zu einem Eklat. Die Schwestern, die dem Bischof die Gaben überreichen sollten, legten sie ihm nicht in die Hände, sondern vor die Füße. Manche behaupten sogar, sie hätten sie ihm vor die Füße geworfen.
Der mächtige Bischof Bernward war über diesen Affront bei der heiligen Messe so erschüttert, dass er zu weinen begann, sich niederkniete und für die Schwestern betete. Er war außerstande die Feier der heiligen Messe in dieser Atmosphäre des Streites fortzusetzen.
Äbtissin Gerberg und ihre Mitschwestern begriffen, dass man zu weit gegangen war. Es gab andere Wege, um eine von den Schwestern behauptete Rechtsunsicherheit zu klären. Es hätte sie gegeben, aber nach diesem Vorfall war man in der Schuld Bernwards.
Die Tränen Bernwards bewirkten, was sonst keine Macht der Welt fertiggebracht hätte, die Schwestern von Gandersheim unterstellten sich ohne Vorbehalt und unwiderruflich dem Bischof von Hildesheim und seinen Nachfolgern.
Bischof Bernward hat mit seinem Verhalten sehr viel anders reagiert, als es andere Bischöfe in seinem Fall getan hätten. Man war zur damaligen Zeit sehr schnell bereit, die Exkommunikation auszusprechen und den Bann zu verhängen. Damit wäre das Kloster ohne die heilige Messe und ohne die Sakramente gewesen. Keine Glocke hätte mehr zum Gebet gerufen, und die Toten wären ohne ein christliches Begräbnis geblieben. Das alles wurde den streitbaren Nonnen von Gandersheim erspart, weil sie sich von den Tränen des Bischofs Bernward rühren ließen.
Diese Episode der Geschichte zeigt, dass die Frauen des Mittelalters keine so untergeordnete Rolle in der Kirche spielten, wie häufig behauptet wird.
Die Geschichte stammt aus dem inhaltsreichen, sehr empfehlenswerten Weihnachts-Buch ‚Christ, der Retter ist da‘ von Ludwig Gschwind (…): https://www.fe-medien.de/Christ-der-Retter-ist-da“ 2)
In der Allgemeinen Deutschen Biographie steht zu diesem Fall unter dem Eintrag: „Sophie, Aebtissin von Gandersheim, Tochter Kaiser Ottos’s II., wohl um das Jahr 975 geboren, wurde in früher Jugend im Herbste des Jahres 979 auf Veranlassung ihrer Mutter Theophano zu ihrer Erziehung dem Stifte Gandersheim übergeben, (…). Ihr ganzes Leben lang hat nun S. diesem Stifte als Zögling, Nonne und Aebtissin angehört und so die Jahre hier durchlebt, die nicht zum mindesten durch ihr Eingreifen für Gandersheim die ereignißvollsten seiner Geschichte geworden sind und seinen Namen auch in der allgemeinen Geschichte der Zeit häufig hervortreten lassen. Die Ursache hierfür bildete der Streit des Erzbischofs von Mainz und des Bischofs von Hildesheim um die Diöcesanrechte über Gandersheim, (…). Leider sind wir über diese ganzen Verhältnisse nur in sehr einseitiger parteiischer Weise von hildesheimischer Seite unterrichtet, so daß es schwer fällt, ein sicheres Urtheil in der ganzen Sache zu fällen, um so mehr da das schließliche Ergebniß derselben sich mit der ganzen Hildesheimer Darstellung nicht in Einklang bringen läßt. In letzterer erscheint auch S. in sehr ungünstigem Lichte, da sie es mit dem Erzbischofe von Mainz gegen den Bischof von Hildesheim hielt. Gewiß erfüllte die Königstochter ein stolzer, selbstbewußter Sinn, der, wenn auch in den Wissenschaften und Künsten der Zeit wohl gebildet, dennoch in klösterlicher Abgeschiedenheit keine Befriedigung fand und sich auch in den Händeln der Welt zu bethätigen strebte. So hat sie wohl zunächst der Ehrgeiz bewogen, von einem Erzbischofe, nicht von einem Bischofe die Einkleidung als Nonne zu suchen. Willegis von Mainz ging bereitwillig auf ihr Begehren ein, und so kam, indem dieser ganz Gandersheim für seinen Sprengel, der daran grenzte, in Anspruch nahm, der langjährige Streit zum Ausbruche. Da Bischof Osdag von Hildesheim das Feld nicht räumte, so empfing schließlich S. am 18. October 988 (?) den Schleier aus beider Männer Händen. Die Klosterzucht war in Gandersheim bei dem Alter und der Kränklichkeit der Aebtissin Gerberg bedenklich in Verfall gerathen. So konnte es geschehen, daß sich S. ohne Einwilligung der Aebtissin auf ein oder zwei Jahre an den Hof ihres Bruders, Kaiser Otto’s III., begab, wo sie ein so freies Leben führte, daß böse Gerüchte über sie in Umlauf kamen. Der streng gesinnte Bischof Bernward von Hildesheim forderte ihre Rückkehr; Erzbischof Willegis von Mainz nahm sie in Schutz. Als S. nach Gandersheim zurückgekehrt war, wirkte sie hier eifrig im Mainzischen Interesse und suchte jede Verbindung mit Hildesheim zu lösen. Neben persönlichen Beweggründen werden sachliche Erwägungen sie dazu bestimmt haben. Sie erstrebte für ihr Stift, als dessen künftige Oberin sie sich schon betrachtete und dessen thatsächliche Leitung bei der Schwäche Gerberg’s mehr oder weniger bereits in ihre Hände gelangt war, und wol nicht ohne guten Grund das Recht der Exemtion; sie wollte dem päpstlichen Stuhle unmittelbar, nicht der Bischofsgewalt unterworfen sein. Bei diesem Bestreben erschien es ihr zweckmäßiger zu sein, etwa erforderliche Weihen durch einen entfernt wohnenden Erzbischof, nicht durch den dicht benachbarten Bischof vornehmen zu lassen, der nur zu leicht weitgehende Rechte in Anspruch nehmen und zur Geltung bringen konnte. Als daher im Sommer 1000 die Weihe der nach dem Brande von 973 neuerbauten Stiftskirche bevorstand, forderte sie Willegis dazu auf, der auch sogleich auf ihre Wünsche einging. Da jedoch Bischof Bernward entschiedenen Widerspruch einlegte und so ein langwieriger Streit entstand, der vor Kaiser, Papst, Synoden u. s. w. geführt wurde, hier aber nur kurz angedeutet werden kann, so unterblieb die Weihe bis zum Jahre 1007, wo sie endlich am 5. Januar durch Bernward geschah. Inzwischen war Aebtissin Gerberg am 13. November 1001 gestorben und S. ihre Nachfolgerin geworden. Sie hatte es auf einer Versammlung zu Paderborn bei dem König Heinrich II. im August 1002 durchzusetzen gewußt, daß sie vom Erzbischofe Willegis die Weihe empfing. Wie schon früher ihr Bruder Otto III., so hat jetzt auch Heinrich II. dem Stifte Gandersheim auf ihre Veranlassung (…) mancherlei Zuwendungen gemacht, die hier aufzuzählen zu weit führen würde. Seit 1011 war S. auch Aebtissin des Stiftes zu Essen. In demselben Jahre starb Erzbischof Willegis. Erkenbald, der ihm folgte (1011–1017), ließ den Streit mit Hildesheim ruhen, aber unter dessen Nachfolger Aribo ist er, wiederum auf Antrieb Sophiens, aufs neue und auf das lebhafteste entbrannt. Für Einzelheiten ist hier nicht der Ort. Es genüge zu bemerken, daß S. mit Eifer für den Erzbischof eintrat, bis sie plötzlich ein Ereigniß auf die Seite ihres Gegners führte. Mit ihrer Erlaubniß waren 1026 zwei ihrer Nichten, Sophie und Ida, Töchter ihrer Schwester Mathilde, der Gemahlin des rheinischen Pfalzgrafen Ezzo, die ihr zur Erziehung anvertraut waren, einer Einladung des Erzbischofs Aribo nach Mainz gefolgt. Sie hatten drei andere Genossinnen nach sich gezogen und sie alle traten dort in ein Kloster ein, dem die Schwester des Erzbischofs vorstand. Dieser Abfall ihrer vornehmsten Jungfrauen versetzte S. in solche Wuth, daß sie sich von dem Erzbischofe lossagte und gegen ihn bei dem Bischofe von Hildesheim ihre Zuflucht nahm. Auf dem Fürstentage zu Frankfurt klagte sie am 24. September 1027 vor dem Kaiser gegen Aribo. Der sich darauf zur Herausgabe der Nonnen verstand. Als diese dann aber nach einiger Zeit Nachts in Gandersheim entführt wurden und wieder in Mainz Unterkunft fanden, ging der Zwist weiter. Erst im Jahre vor seinem Tode gab Aribo († am 6. April 1031), denselben gutwillig auf und sein Nachfolger Barbo hat dann auch jene Nonnen zurückgebracht, von denen die Pfalzgrafentochter Ida – Sophie war inzwischen gestorben – in der Folge Aebtissin des Marienklosters in Gandersheim, später des zu Köln wurde. Das Verhältniß Sophiens zu dem Bischofe Godehart von Hildesheim scheint seitdem ein friedliches gewesen zu sein; noch in seiner letzten Krankheit hatte sie mit ihm in Wrisbergholzen eine längere Unterredung. Bald nachher, am 30. oder, wie die Hildesheimer Annalen angeben, am 27. Januar 1039 ist auch sie gestorben. Ihre Nachfolgerin wurde in Gandersheim ihre Schwester Adelheid († 1045), die schon seit 999 Aebtissin von Quedlinburg war, in Essen ihre Nichte Theophano, eine Tochter des Pfalzgrafen Ezzo.“ 3)