Schnellstraße
Altona-Nord (1950): Dr. Hermann Schnell (13.10.1860 Laasphe/Westfalen - 5.4.1901 Altona), Lehrer am Realgymnasium in Altona, Erfinder des Schlagballspiels.
Siehe auch: Tönsfeldtstraße
Vor 1950 hieß die Straße Stiftstraße. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Hermann-Schnell-Straße umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen gekommen war. Bedingt durch den Krieg kam es aber nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1950 bei Stiftstraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)
Für Hermann Schnell und Gottfried Tönsfeldt (siehe: Tönsfeldtstraße) steht in der Nähe des HSV-Campus Ecke August-Kirch-Straße/Max-Schmeling-Straße ein Gedenkstein. Auf ihm steht:
„Rektor
Gottfried Tönsfeldt
1844-1900
Dr. Hermann Schnell
1860-1901
Den Förderern der Turn- und Jugendspiele in dankbarer Erinnerung gewidmet von den Freunden der Jugend
Errichtet 1903
Wiederhergestellt 1921 und 1956“
Für die Urheberin der Bewegungsspiele für Mädchen, Mathilde Möller, gibt es nirgendwo einen Erinnerungsstein. Ihr historischer Grabstein steht aber im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof.
Mathilde Möller (20.1.1867 Altona – 9.2.1925 Hamburg) war Lehrerin an der Mädchenvolksschule Lutterothstraße im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel. Als erste Lehrkraft überhaupt initiierte sie Bewegungsspiele für Mädchen. So zog sie Anfang der 1890er-Jahre mit ihren Schülerinnen in den Sternschanzenpark, um die Mädchen dort im Schlag- und Wurfball zu unterrichten. Das war damals ein sehr gewagtes Unterfangen. Mathilde Möller hatte schwere Kämpfe sowohl gegen die Gleichgültigkeit der Eltern als auch gegen die ablehnende Haltung der Kolleginnen und Kollegen gegenüber solcher sportlicher Betätigung für Mädchen zu bestehen. Man hielt diese Sportübung zwar für Jungen, aber nicht für Mädchen geeignet. Doch Mathilde Möller ließ sich nicht beirren und vertrat öffentlich die Meinung, dass Mädchen diese Übungen zu ihrer Ertüchtigung viel nötiger hätten als Jungen. Der Protest gegen diese angeblich unweiblichen Sportübungen ging sogar so weit, dass Schuljungen diese Sportübungen störten, weshalb sie längere Zeit unter polizeilichem Schutz durchgeführt werden mussten. Doch im Laufe der Jahre gelang es dem von Mathilde Möller gegründeten „Verein für Jugendspiele für Mädchen“, dem neuen Gedanken Verbreitung zu verschaffen. Heute sind solche sportlichen Spiele eine Selbstverständlichkeit für Mädchen und Frauen.
Über Hermann Schnell und Gottfried Tönsfeld schreibt Nils Lauk auf seiner lesenswerten Website denkmalhamburg.de: „Gottfried Johann Nikolaus Tönsfeld und Dr. Hermann Schnell haben den Sport des Schlagballs – eine Art Vorgänger des Baseballs – mit einem frischen Regelwerk versehen und den Sport im norddeutschen Raum weit verbreitet.
Nach seinem ersten Militärdienst war der 1844 in Neumünster geborene Tönsfeldt ab Juli 1868 am Altonaer Realgymnasium tätig. Die Befähigung für den Turnunterricht erlangte er am 29. März 1870 in Berlin. Kurz darauf musste er erneut zum Militär, doch kam er bereits nach sieben Monaten zurück und unterrichtete wieder. Ab 1887 führte Tönsfeldt die Knaben Mittelschule dann als Rektor.
Bereits 1878 kam Hermann Schnell an die selbe Schule wie Tönsfeldt. Tönsfeldt übertrug seine ‚Interessen und Ziele‘ an den Kollegen Schnell. Der wurde im Jahr 1883 dann ebenfalls Turnlehrer. (…)
Der Sport des Schlagballs wurde schon seit einiger Zeit in diversen Gegenden gespielt. Allerdings gab es lediglich lokale Spielregeln und kein allgemeingültiges Regelwerk. Hermann Schnell schuf dieses bis dahin nicht existierende Werk und gilt daher als der Begründer des Schlagballspiels. Als Geburtsstätte wird der Schulhof des Altonaer Realgymnasiums angesehen, an dem Tönsfeldt und Schnell unterrichteten. Weitere ‚Brutstätten‘ des neuen Schlagballspiels waren Hamburg, Rendsburg, Kiel, Flensburg und Hadersleben. Die Hochburg des Spiels sollte jedoch Altona bleiben.
Nachdem der Sport sich in den Schulen ausgebreitet hatte, nahmen auch Sportvereine das Schlagballspiel ins Programm auf. In Hamburg wurde Schlagball im 1890 von Ernst Fischer gegründeten ‚Verein für Jugendspiel‘ angenommen. Bereits im September 1895 waren vier Volksschulen, eine Abteilung der Realschule St. Pauli und eine Mannschaft des ETV vom Schlagball-Fieber ergriffen. Der Sport war vor allem im Sommer die Sportart überhaupt. Jeder spielte Schlagball. Fuß- und Faustball konnten einpacken.
Ab 1896 wurde Schlagball sogar an Mädchenvolksschulen unterrichtet; höhere Knabenschulen folgten sieben Jahre später. Schließlich wurden sogar Schlagball-Vereine gegründet. Schnell gründete 1895 z.T. aus Mitgliedern seiner ehemaligen Schulmannschaften die ‚Altonaer Spielvereinigung‘ als Teil des ATV (Altonaer Turnverband von 1845 e.V.). (…).“ 1)
Hermann Schnell war der Sohn von Hedwig Schnell, geb. Martin und des Buchhalters Wilhelm Schnell. Hermann Schnell blieb ledig. 2)
Text: Dr. Rita Bake