Schulteßdamm
Wellingsbüttel (1950): Prof. Dr. Friedrich Schulteß (21.8.1851 Druxberge bei Magdeburg - 27.4.1919 Hamburg), Direktor am Johanneum von 1888 bis 1919.
Siehe auch: Schulteßstieg
Bereits 1943 wurde der Schulteßdamm als neuer Straßenname (alter Straßenname: Schulstraße) in der Liste „Umbenannte Straßen“ aufgeführt. Die Liste wurde im Hamburger Adressbuch von 1943 veröffentlicht und listet alle in der NS-Zeit umbenannten Straßen auf, auch diejenigen, bei denen die konkrete Umbenennung noch nicht vollzogen wurde. Bereits umbenannte Straßen wurden mit einem Stern gekennzeichnet.
Nach der Einführung des Groß-Hamburg-Gesetzes im Jahre 1937, durch das z. B. Altona, Wandsbek, Harburg-Wilhelmsburg, Lokstedt, Niendorf, Schnelsen, Rahlstedt, Bramfeld, Lohbrügge und andere Gebiete, die heute Hamburger Stadtteile sind, nach Hamburg eingemeindet wurden, ergaben sich bei den Straßennamen häufig Doppelungen.
Viele der für eine Umbenennung in Frage kommenden alten Straßennamen wurden in der NS-Zeit aber nicht mehr umbenannt. Eine Umbenennung nach den 1943 aufgelisteten neuen Straßennamen erfolgte für diverse Straßennamen dann nach der Befreiung vom Nationalsozialismus. So wurde der Schulteßdamm 1950 benannt.
Bernd Platzdasch schreibt über Hermann Friedrich Albert Schulteß‘ Herkunft und Werdegang: „Sein Vater war evangelischer Pfarrer. Wenige Tage nach seiner Geburt starb seine Mutter. Er wurde der Obhut einer Tante im benachbarten Seehausen übergeben und verbrachte bei ihr die ersten drei Lebensjahre. Nachdem sein Vater wieder geheiratet hatte, kehrte er in sein Vaterhaus zurück. Noch keine zehn Jahre alt schickte man ihn im April 1861 nach Magdeburg, dort besuchte er als Alumnus die Schule des Klosters ‚Unser Lieben Frauen‘.
Der Unterricht in den alten Sprachen weckte in ihm die Begeisterung für die antike Verskunst. (…)
Nachdem er Michaelis 1868 das Abitur bestanden hatte, studierte er von 1868 bis 1872 in Göttingen und Bonn klassische Philologie, Deutsch und Geschichte, anfangs auch Theologie. (…) Im Februar 1872 promovierte er in Bonn mit einer Arbeit über Seneca, im Jahr darauf legte er das Staatsexamen ab.
Von Juni 1872 bis April 1873 war er Hilfslehrer und Adjunkt am kaiserlichen Lyzeum in Straßburg, dann bis 1878 ordentlicher Lehrer am Straßburger Protestantischen Gymnasium. Im Dezember 1876 wurde er zum Oberlehrer befördert. Im April 1878 folgte er einem Ruf nach Gießen. (…) Da ihm in Hessen eine akademische Karriere verschlossen blieb, kehrte er Ostern 1882 als kaiserlicher Professor mit dem Recht, auch an der Universität Vorlesungen zu halten, an das Lyzeum nach Straßburg zurück.
1883 wurde Schulteß Lehrer am Hamburger Johanneum. Von 1888 bis 1919 war er Direktor dieser Schule, außerdem war er Mitglied der Hamburger Oberschulbehörde. Neben seinen Amtsgeschäften unterrichtete er die Primaklassen in Latein und Griechisch.
Die letzten Lebensjahre bürdeten ihm ein schweres Schicksal auf. Nacheinander verlor er seine beiden Söhne und seine Frau. Er war enttäuscht über den Ausgang des Krieges und musste den Niedergang des alten Schulwesens, dem er sein Leben gewidmet hatte, mitansehen. (…).“ 1).
Schulteß war verheiratet mit Anna Philippine, geb, Hermes.