Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Seyboldstraße

Bergedorf/Lohbrügge (1949): Wilhelm Seybold (1.11.1847-22.10.1930 Hamburg), Schauspieler.


Siehe auch: Jette-Müller-Weg

Vor 1949 hieß die Straße Seilerstraße. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Seyboldstraße umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen gekommen war. Bedingt durch den Krieg kam es aber nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1949 bei Seilerstraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)

Bevor Johann Wilhelm Martin Seybold als niederdeutscher Schauspieler Erfolg hatte und ca. 40 Jahre lang am Ernst-Drucker-Theater (später von den Nazis umbenannt in St. Pauli Theater) wirkte, trat er mit einer Wandertruppe aus Hannover als „Affendarsteller“ auf und hatte viele Auftritte in Varietès. „Seine ‚akrobatischen Kunststücke‘, die vorwiegend darin bestanden, zum Vergnügen der Zuschauer einen Kraftmenschen zu mimen, zeigte er in einem St. Georger Tivoli, bevor ihn Ernst Drucker an sein Theater holte.“ 1)

Berühmt wurde Seybold, der „Papa Seybold“ genannt wurde, durch seine Frauendarstellungen. So spielte er die Zitronenjette – (siehe zu ihr unter: Jette-Müller-Weg) aus dem gleichnamigen Theaterstück von Theodor Francke.

Seybold, Sohn von Charlotte Dorothea Magdalena Seybold, geb. Siel und des Hausknechts Christian Friedrich Seybold, war zweimal verheiratet gewesen. Seine zweite Ehe ging er 1886 im Alter von 39 Jahren ein und heiratete die damals 25 Jahre alte Marie Mathilde Friederike Dahms (24.5.1861 Hamburg – 20.8.1910 Hamburg). 2)

Frau Seybold soufflierte an Naukes Variete am Spielbudenplatz. 3)

Das Paar bekam 14 Kinder. Diese übernahmen in vielen Hamburger Theatern Kinderrollen. „Auf den Zetteln las man ‚kl. Seybold‘, und man wusste nie, welches von den vierzehn Kindern denn nun eigentlich auf der Bühne stand. ‚Die ist aber schon zu groß für uns‘, sagte einmal ein Direktor von einem der Seybold-Mädel. ‚Dann nehmen wir die nächste‘, meinte der Regisseur, ‚bei Seybolds sind immer welche!‘“. 2)

Eine der Töchter war Gertrud Maass, die Hausschneiderin wurde und auch ihrem Vater die Bühnenkostüme für seine Frauenrollen schneiderte. „Nur den Busen, den schnitt sich Vater aus Stoffresten selbst zurecht. Ich nähte dann einen Knopf auf das Kunststück.“ 4)

Über ihre Zeit als schauspielende Kinder erinnerte sich Gertrud Maass: „Wir waren als Kinder dauernd unterwegs. Von einem Theater zum anderen. Oft an einem Abend an drei bis vier Bühnen! Wir verdienten alle zusammen mehr als Vater! Weihnachten war Hochbetrieb. Im Thalia nachmittags und abends Märchen. Mit der Droschke holte ich die jüngeren Geschwister ab. Während der Fahrt wurde umgezogen. Dann ging’s ins Operettentheater und anschließend noch nach Altona.“ 4)

Und weil die Seybold-Kinder auf der Bühne so gefragt waren, äußerte einmal der damalige Direktor des Carl-Schultze-Theaters, Max Monti gegenüber Frau Seybold: „Kriegen Sie Kinder, Frau Seybold, kriegen Sie Kinder!“ 5)