Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Beselerplatz

Groß Flottbek (1897): Wilhelm Hartwig Beseler (2.3.1806 Gut Marienhausen Sande (Friesland) - 2.9.1884 Bonn), Politiker, Präsident der provisorischen Regierung in Schleswig-Holstein, Mitglied der Nationalversammlung in Frankfurt


Siehe auch: Statthalterplatz
Siehe auch: Beselerstraße
Siehe auch: Reventlowstraße

Wilhelm Hartwig Beseler war der Sohn von Sophie Magdalena Beseler, geb. Jahn (1768-1820) und des Kammerrats und Deichinspektors Carl Hartwig Beseler (1765-1818). Wilhelm Hartwig Beseler hatte noch drei Brüder und drei Schwestern.

1833 heiratete er Friederike Christiansen (1.9.1810 Schleswig -18.2.1900 Bonn), Tochter eines Vogtes^und dessen Ehefrau. Das Paar bekam fünf Kinder. 1) Ein Kind starb sehr früh.

Beseler war Jurist und arbeitete als Beamter in Schleswig-Holstein. Politisch engagierte er sich: „in der deutschgesinnten schleswig-holsteinischen Bewegung, die einen Zusammenschluss der beiden Herzogtümer unter deutscher Oberhoheit propagierte. Von 1844 bis 1846 war er Mitglied der Schleswigschen Ständeversammlung. 1846 gehörte er zu den Mitunterzeichnern eines offenen Briefes an Christian VIII. (Dänemark und Norwegen), weshalb ihm die weitere Übernahme seines Mandats in der Ständeversammlung verweigert wurde. Daraufhin trat Beseler 1847 aus dem Staatsdienst aus (…),“ 2) heißt es in Wikipedia. 1848 wurde er „Mitglied der Deutschen Nationalversammlung, 1849-51 zusammen mit Fritz Reventlou Statthalter der Herzogtümer. Er verließ vor der Unterwerfung, der er im Gegensatz zu Reventlou nicht zustimmte, das Land, lebte mehrere Jahre in bedrängter Lage in Braunschweig und Heidelberg und war seit 1860 Kurator der Universität Bonn,“ 3) schreibt Olaf Klose in der Neuen Deutschen Biographie.

In der Allgemeinen Deutschen Biographie heißt es über Beselers Gesinnung: „Nicht leicht wird es etwas geben, was seine Persönlichkeit und seine politischen Ueberzeugungen schärfer bezeichnet, als die berühmte Sitzung, wo er den Präsidentenstuhl verließ, um seine Stellung zu dem Antrag des Abgeordneten Gülich, in dem die Entlassung des Ministers Grafen v. Moltke[ gefordert ward, näher darzulegen: ‚Ohne Urtheilspruch‘, erklärte er unter anderem, ‚ist der Amtmann Graf v. Brockdorff in Neumünster entlassen, weil er nicht versucht hat, eine Volksversammlung aus einander zu treiben, die sich streng in dem Rahmen des Gesetzes gehalten. Die Grundpfeiler des Staates sind erschüttert, wenn der Justizbeamte nicht mehr unantastbar dasteht, wenn der Stand der Richter nicht mehr geschützt erscheint. Ich liebe die Freiheit wie ein Mann und nicht wie ein Eunuch; wohl ist mir bekannt, daß von gewissen Seiten allen freiheitlichen Bestrebungen entgegengehalten wird, man wolle in die Hesperidengärten französischer Gleichheit und Freiheit eindringen, und man finde statt des Ersehnten nur Centralisation und Polizeigewalt; – in meiner Brust schlägt ein deutsches Herz; ich will die Freiheit, wie sie dem innersten Wesen unserer deutschen Nation entspricht; ich will politische Garantien, staatliche Einrichtungen, welche vor allen Dingen die individuelle Unabhängigkeit und persönliche Freiheit sicher stellen; ich hasse als freiheitsliebender Mann mehr als alles die polizeiliche Bevormundung und Unterdrückung des Volkes; ich bin aus Ueberzeugung ein Freund der monarchischen Staatsform; ich wünsche daher nicht nur, weil ich dem Volke angehöre, daß der Antrag angenommen wird, auch der Monarchie wegen wünsche ich es. Wer wäre so kurzsichtig, daß er nicht in der Uebereinstimmung der Regierung mit dem Geiste des Volkes die festesten Grundpfeiler des Thrones sähe? Ich beschwöre den durchlauchtigsten Inhaber der erblichen Virilstimme (Herzog Christian August), daß er eingedenk sei seines Ahnherrn Christian I., , welcher die Rechte und Freiheiten dieser Lande schützen zu wollen, feierlich gelobt hat, – ich wende mich an alle Repräsentanten des Kerns unseres Volkes, des Bürger- und Bauernstandes, mit der inständigen Bitte, ein freimüthiges Urtheil über das Regiment, wie es jetzt bei uns eingeführt ist, auszusprechen; wir müssen in aller Ehrerbietung vor den Thron Sr. Majestät treten und thun, was unsere Pflicht ist, nämlich dem Landesherrn die Wahrheit sagen.“ Der Ausgang der ständischen Verhandlungen war derselbe wie in Holstein. Als der königliche Bevollmächtigte die beschlossene Adresse gegen den offenen Brief an den Präsidenten B. zurücksandte, die Bitte um Einführung einer gemeinsamen Verfassung und um Aufnahme Schleswigs in den deutschen Bund anzunehmen sich weigerte, verließen alle Mitglieder bis auf sechs unter Protest die Versammlung. Am 14. December schloß B. die letzte Sitzung; er hatte als Präsident bis ans Ende ausgeharrt.“ 4)

Beseler und Antisemitismus
Der Historiker Felix Sassmannshausen schreibt in seinem für das Land Berlin verfassten Dossier über Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin: „„Von Beseler wurde 1915 zum Generalgouverneur in Warschau ernannt. In dieser Funktion war er Fürsprecher des sog. ‚Polish Border Strip Plans‘. Danach sollten im Falle eines Sieges des Deutschen Reichs im Ersten Weltkrieg alle Jüdinnen und Juden aus dem polnischen Grenzstreifen vertrieben und nichtjüdische Deutsche angesiedelt werden.“ 5)

Sassmannshausen gibt die Handlungsempfehlung für den Umgang mit diesem Straßennamen: „Weitere Forschung, Umbenenneung.“ 6)