Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Statthalterplatz

Othmarschen (1897): 1848 wurde in Schleswig-Holstein eine Statthalterschaft gegen die dänische Vorherrschaft errichtet. Graf Friedrich von Reventlow, Wilhelm Hartwig Beseler und Prinz von Noer waren die Statthalter. 1)


Siehe auch: Beselerplatz
Siehe auch: Beselerstraße

Laut Grimm‘schem Wörterbuch bedeutet Statthalter: „Stellvertreter, insbesondere eines Fürsten, Regent eines Landes. nomen agentis zu der seltnen Verbindung statt halten, erst seit Anfang des 15. Jahrh. (1410, s. unten) nachweisbar und jedenfalls dem mittellat. lociservator oder locumtenens, s. Du Cange 5, 134, nachgebildet. (…) der Statthalter vertritt jemand, besonders einen Regierenden, indem er bei dessen Abwesenheit oder sonstiger Behinderung seine Functionen ausübt.“ 2)

3330 Wilhelm Hartwig Beseler
Wilhelm Beseler; Quelle: via Wikimedia Commons

Werner Frölich schrieb 1891 in der „Die Gartenlaube“ über die beiden Statthalter Graf Friedrich von Reventlow (16.7.1797 Schleswig – 24.4.1874 Starzettel) (siehe: Reventlowstraße) und Wilhelm Hartwig Beseler (8.3.1806 Schloß Marienhausen in Oldenburg – 2.91884 Bonn) (siehe: Beselerplatz): „Graf Reventlow (…) und Wilhelm Hartwig Beseler (…), waren schon zu Anfang der vierziger Jahre die Führer der schleswig-holsteinischen Bewegung, welche der offenen Auflehnung gegen die geplante Einverleibung Schleswigs – Holstein sollte eine freiere Stellung behalten dürfen – in den dänischen Staat voranging. Von verschiedener Laufbahn her gelangten sie zu demselben Streben, die Trennung der Herzogthümer nach Kräften zu hindern. Reventlow war erst in Glückstadt und dann in Kiel höherer Gerichtsbeamter, seit 1836 Propst des Klosters Preetz In dieser letzteren Eigenschaft gehörte er der ständischen Vertretung der Ritterschaft an, und bald war er deren Führer.“ 3)

Verheiratet war er seit 1831 mit Luise Freiin Löw von und zu Steinfurth, mit der er sechs Kinder hatte.

Beseler lebte als Rechtsanwalt in Schleswig und war 1844 in die schleswigsche Ständeversammlung gewählt worden, wo er das Amt des Präsidenten innehatte. Verheiratet war er seit 1835 mit Friederike Christiansen (1810-1900). Das Paar hatte vier Kinder.

Gemeinsam mit dem Prinzen Friedrich von Augustenburg-Noer und noch drei weiteren Männern bildeten Reventlow und Beseler im März 1848 eine provisorische Regierung, durch die die oben aufgeführte Bewegung, die die alten Landesrechte aufrechterhalten wollte, gestützt wurde.

Dazu schreibt Werner Fröhlich: „Die neue Regierung fand nicht nur im eigenen Lande Anerkennung und kriegsbereite Mannschaft, sie erhielt auch von preußischen und anderen Truppen des deutschen Bundes siegreiche Unterstützung in dem Kampf, der sich nun mit Dänemark entspann. Allein die drohende Haltung, die Rußland und England zu Gunsten Dänemarks einnahmen, veranlaßte Preußen zum Abschluß des Waffenstillstandes von Malmö am 26. August 1848. Durch die Abmachungen, die hier getroffen wurden, sahen sich Reventlow und Beseler gezwungen, ihr Amt in die Hände der neugebildeten, ‚gemeinsamen‘ Regierung abzugeben.

Sie traten beide ins Privatleben zurück. Der Waffenstillstand war bloß auf sieben Monate abgeschlossen worden; als diese Frist verstrichen war, ohne daß die angeknüpften Friedensverhandlungen zu einem Ergebniß geführt hätten, begann mit Ende März 1849 der Krieg aufs neue und die zwei unerschrockenen Männer wurden nun von der deutschen Reichsgewalt zu Frankfurt als Statthalter an die Spitze der Verwaltung berufen. (…)
Als aber am 2. Juli 1850 Preußen ungeachtet seiner Siege einen Frieden mit Dänemark abschloß, der die Herzogthümer sich selbst überließ, als es sich in Olmütz am 29. November 1850 der österreichisch-russischen Forderung unterwarf, daß der von der schleswig-holsteinischen Armee auf eigene Faust fortgesetzte Widerstand mit deutscher Bundesgewalt niedergeworfen werde, als dem Olmützer Vertrag die Drohung auf dem Fuße folgte, daß ein österreichisches Heer zur Herstellung der Ruhe in den Herzogthümern einrücken werde, – da mußten die Statthalter dem Druck weichen und von ihrem Posten zurücktreten.

Beseler, der im Gegensatz zu der Mehrheit der Landesversammlung für Fortsetzung des Kampfes war, legte sein Amt sofort nieder, als er nicht durchdrang. Reventlow aber leerte den bitteren Kelch bis zur Neige; er war es, der am 1. Februar 1851 die Regierung des Landes den preußischen und österreichischen Bevollmächtigten übergab. Bald nachher mußten die früheren Statthalter sammt vielen anderen Leidensgenossen auf Befehl der dänischen Behörden ihre Heimath verlassen. Reventlow ging nach Preußen, wo er sich in der Niederlausitz ankaufte; (…). Beseler fand anfangs in Braunschweig und Heidelberg eine Zufluchtsstäte, später – 1861 – wurde er vom preußischen König zum Kurator der Universität Bonn ernannt. Hier starb er (…).“ 4)