Sonninstraße
Hammerbrook (1843): Ernst Georg Sonnin (10.6.1713 Quitzow b. Perleberg - 8.7.1794 Hamburg), Architekt.
Siehe auch: Preystraße
In der Datenbank „Hamburger Persönlichkeiten“ heißt es über den Freimaurer Sonnin: „Ernst Georg Sonnin, (…) Sohn des Pastors Johann Sonnin und der Rahel Elisabeth Struensee.“ 1)
Sonnins Vater starb, als Sonnin 12 Jahre alt war. „Die Mutter schickte den zwölfjährigen S. nach Altona auf die Lateinschule,“ 2) schreibt Rudolf Jaeger im Biographischen Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck.
Durch ein Stipendium wurde es Sonnin ermöglicht, die Universität zu besuchen. Er studierte Theologie, wandte sich dann aber der Philosophie und Mathematik zu. Nach dem Studium in Halle und Jena kehrte er 1737 nach Hamburg zurück und verdiente seinen Lebensunterunterhalt zunächst als Hauslehrer.
Rudolf Jaeger beschreibt Sonnins weiteren beruflichen Werdegang, aus dem einige Statitionen zitiert werden sollen: „Schon seit früher Jugend hatten ihn mechanische Arbeiten besonders interessiert. Er beschaffte sich nach und nach Werkzeuge und Materialien für eine mechanische Werkstatt, in der er u.a. Wasser-und Pendeluhren, Erd- und Himmelskugeln, Winkelmesser, Nivellierinstrumente, parabolische Leuchtspiegel und optische Geräte, (…) anfertigte. Nachdem S.12 Jahre teils mit Unterrichten, teils mit mechanischen Arbeiten verbracht hatte (…), begann er, (…) mit dem Studium des Baufaches. (…). Seinen ersten Bau, ein Brauhaus in Altona, errichtete S. 1749/50 (…). Der nächste Auftrag wurde sodann sein Lebenswerk, das seinen Namen bekannt machte und ihn in die erste Reihe der Baukünstler erhob: der Wiederaufbau der Großen St.-Michaelis-Kirche in Hamburg. (…).. Zu den Kultbauten ist auch die von S. 1788 erbaute Hauptsynagoge der Altonaischen Gemeinde Elbstraße 20 zu zählen. (…). An Profanbauten schuf S. 1761 ein für Festlichkeiten bestimmtes Gebäude auf dem Bosselhof sowie eine Reihe von Wohnhäusern in Hamburg, u. a. das Eckhaus Meßberg-Klingberg, Speersort 4, Kajen 39 (1765), Neuer Wall 70–74, Hütten 28. (…). Eine größere Tätigkeit entfaltete S. in Kiel. Von 1763 bis 1765 führte er im Auftrage der Zarin Katharina II. einen durchgreifenden Umbau des Kieler Schlosses aus, 1767/68 sodann den Neubau des Universitätsgebäudes in der Kattenstraße nebst dem Schloßwachgebäude. (…). Außer in Hamburg und Schleswig-Holstein war S. durch seine Tüchtigkeit auch in Niedersachsen, besonders in Lüneburg, bekannt und geachtet. Dort erbaute er die Gruppe der drei Pastorenhäuser bei St. Johannis am Sande (von 1784 bis 1788) (…). Bedeutend war S.s Tätigkeit als Gutachter und Ingenieur. 1760/61 und dann noch einmal 1788 stattete er Gutachten für die Rettung des Hamburger Rathauses ab. (…). Für die Hannoversche Landesregierung verfaßte er 1791 ein umfassendes Gutachten über die Eindeichung zweier Elbmarschvogteien, das seine eingehende Beschäftigung mit Fragen des Deich- und Wasserbaus erkennen ließ. (…) S. baute Mühlen (…). Schon zu seinen Lebzeiten brachten ihm die Ingenieurleistungen, z. B. das Geraderichten der Hamburger Türme, das größte Ansehen ein. (…). Die künstlerische Ausgestaltung des Innenraumes, z. B. bei der Großen St.-Michaelis-Kirche, insbesondere Altar, Kanzel, Orgel und Stuckarbeiten, führte sein Freund Cord Michael Möller aus, der seine Selbständigkeit aufgegeben hatte und S.s Gehilfe geworden war. Dieser hatte seine Wohnung nach dem Alstertor verlegt, die auch Möller bis zu seinem Tode 1772 mit ihm teilte. Danach bezog S. [der ledig blieb] eine neue Wohnung in dem sog. Wächterhaus, Herrengraben 91. Dort wohnte er mit [Johann Theodor] Reinke zusammen. Bei der Ausbildung der meist in Backsteinrohbau ausgeführten Fassaden bevorzugte S. die Nachbildung von Rustikaquaderung für die Sockelgeschosse und die Lisenen, besonders die Ecklisenen. Diese Bauweise, als Sonninstil bezeichnet, fand in Schleswig-Holstein weite Verbreitung bei Kirchen und Herrenhäusern. (…) S. zog jüngere Kräfte an sich und bildete sie in der Baukunst aus. Zu seinen Schülern zählen Johann Adam Richter, von 1766 an Landbaumeister in Holstein, Johann Theodor Reinke, Hamburgischer Strom- und Canal-Baudirektor (…). S. zählt zu den bekanntesten und berühmtesten Barockbaumeistern im norddeutschen Raum. (…). Neben seinem Beruf widmete sich S. intensiv der gemeinnützigen Tätigkeit. An der Gründung der Patriotischen Gesellschaft hat er stärksten Anteil genommen. (…).“2)
Sonnin und Homosexualität
Wolfgang Voigt, stellvertretender Direktor des Deutschen Architekturmuseums äußerte sich „‘Über die verschwiegenen Biografien schwuler Architekten‘. Seine These, dass homosexuelle Architekten im Bereich Bühnenbild oder Innenarchitektur akzeptiert sind, dass aber der, der dauerhafte Bauwerke schafft, sein Privatleben verbergen muss, (…). Aus Archivalien rekonstruierte er Bilder von auf Privatheit bedachten Persönlichkeiten: wie der Entwerfer des Hamburger Michel, Ernst Georg Sonnin (1709–1794), dessen ‚Zögling‘ sich später als sein ‚Liebling‘ und ‚Ein und Alles‘ rühmte (…).“ 3)
Sonnin als Person
Über Sonnin als Person heißt es bei Hermann Heckmann: „Sonnin stellt vorzugsweise junge Handwerker als Poliere ein - 'Denn zu Diensten meiner Person kann ich immer so viel junge Leute, als ich will umsonst haben, ja ich kann beständig solche haben, die mir Geld zugeben.' - und viele behaupten später, seine Schüler gewesen zu sein. Dabei ist er genauso ein bequemer Lehrer, wie ein bequemer Mitbürger. Er stößt Auftragsgeber und -nehmer oft genug vor den Kopf, verletzt sie mit satirischen Formulierungen, fordert durch vielleicht übertrieben selbstbewußtes Auftreten zu Beschwerden heraus. Die Zeitgenossen berichten von einem wenig verstandenen Mann und von wenigen, aber zuverlässigen Freunden.“ 4)