Stapelstraße
Lokstedt (1948): Franz Stapel (1595 Lemgo – 25.4.1658 Rellingen), Amtmann in Pinneberg während des Dreißigjährigen Krieges.
Siehe auch: Riststraße
Vor 1948 hieß die Straße Jahnstraße. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Amtmann-Stapel-Straße umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg erfolgte keine Umbenennung mehr und es blieb bis 1948 bei Jahnstraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)
Dr. Franz Stapel, studierter Jurist, „war zumindest seit 1627 letzter schauenburgischer Amtmann der Grafschaft Pinneberg und trat 1640 in den Dienst des dänischen Königs. Er übte bis 1649 – Ernennung des Landdrosten von Oertzen - wohl gleichzeitig die Funktion des Drosten aus und wurde vom König außerdem zum Rat an der Glückstädter Kanzlei berufen, der mittleren Verwaltungsebene unter der Deutschen Kanzlei in Kopenhagen. Von Franz Stapel sind viele schriftliche Zeugnisse aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges und der beginnenden dänischen Zeit überliefert, aus denen sein Interesse an der und sein Einsatz für die Region Pinneberg spricht. Franz Stapel war der erste Beamte, der ein Haus auf den Schlossländereien errichten durfte. Es war der Vorgängerbau der Drostei, verbunden mit dem größten Grundbesitz der freien Dingstede“, schreibt Martin Ramcke 1)
Stapel war wohl bis zu seinem Tode 1658 Amtmann in Pinneberg. Die Aufgaben eines Amtmannes bestanden u. a. auch darin, für das Pinneberger Schlosspersonal die Kleidung, Geschirr und Nahrung zu besorgen.
Zu den Aufgaben eines Amtmannes siehe unter: Blomeweg.
Zwischen 1630 und 1633 war Stapel qua seines Amtes in einen Prozess involviert, in dem es um die angeblich unmoralische Lebensweise einer Frau ging. Die Kläger waren: der auf der Veddel wohnende Hans Horstmann und der Amtmann Dr. Franz Stapel aus Pinnenberg, der als Beauftragter des Fürsten Jobst Hermann von Holstein und Schauenburg auftrat. Die Beklagten waren Joachim Bueck und Paul Lüders, Bürger aus Hamburg, die als Vormünder von Engel Lüders fungierten. Streitpunkte waren „beleidigende Äußerungen des Hans Horstmann über den angeblich unmoralischen Lebenswandel der Engel Lüders, Braut des Johann Böhl, und um den Widerruf dieser Beleidigungen auf dem ‚ehrlosen Block‘ vor dem Rathaus, beziehungsweise im Niedergericht durch Hans Horstmann, der Heinrich Wilckens und Heinrich Ostman als Bürgen gestellt hatte und aus der Stadt geflohen war.“ 2)
Stapels Schwester Elisabeth war mit dem Kirchenmusiker, Pastor und Dichter Johann Rist (siehe Riststraße) verheiratet, der ein Studienfreund von Franz Stapel gewesen war.