Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Staudingerstraße

Groß Flottbek (1928): Lukas Andreas Staudinger (27.1.1770 Ansbach – 30.11.1842 Hamburg Groß Flottbek), Landwirt, Landwirtschaftslehrer, errichtete die erste landwirtschaftliche Schule in Schleswig-Holstein an der Seestraße in Groß-Flottbek.


Siehe auch: Von-Thünen-Straße

Früher hieß die Straße Lornsenstraße (siehe: Lornsenstraße). 1928 wurde sie umbenannt in Staudingerstraße.

Lukas Andreas Staudinger war der Sohn von Kunigunda Staudinger (gest. 1773) und des Landarbeiters und späteren Gastwirtes Simon Staudinger, In der Allgemeinen Deutschen Biographie aus dem Jahre 1893 heißt es über den Werdegang von Lukas Andreas Staudinger: Er „wurde (..) schon früh [nach dem Tod seiner Mutter] seinen Großeltern zur Erziehung übergeben, wuchs aber bis zum 10. Lebensjahre ohne Schulunterricht und fast wie im Zustande der Verwahrlosung auf. Erst mit der Uebersiedelung seines Vaters nach Nürnberg [nach dessen zweiten Heirat] konnte der zügellos gewordene Knabe einer solchen Verwilderung entrissen, als Chorschüler an St. Lorenz untergebracht und somit auch zum regelmäßigen Besuch der Schule gezwungen werden. Im 15. Jahre confirmirt, verließ er das elterliche Haus und führte ein abenteuerndes Leben, gelangte nach einigen Jahren auf seinen ziellos unternommenen Wanderungen zu Schubart, damals Director des deutschen Theaters in Stuttgart, der sich des gesangskundigen ehemaligen Chorschülers annahm und ihm auch nach Ablauf einer gewissen Beobachtungsfrist die Aufnahme an der Karlsakademie erwirkte. Nach kurzer Zeit jedoch wieder vom Wandertriebe erfaßt, begab sich St., mit einem Empfehlungsschreiben seines Gönners versehen, nach Hamburg zu Klopstock [siehe: Klopstockstraße], von welchem er an den Baron von Voght [siehe: Baron-Voght-Straße] zu Klein-Flottbeck verwiesen wurde. Hier fand er vorerst eine Verwendung zu schriftlichen Arbeiten und, als er sich darin bewährt hatte, wurde ihm die Verwaltung des genannten Gutes übertragen, durch welche er nunmehr, im Alter von 25 Jahren, für den landwirthschaftlichen Beruf gefesselt werden sollte.“1)

1796, im Alter von 24 Jahren heiratete Staudinger die damals 26jährige Anna Catharina Schadendorff (1.4.1770 Appen, Propstei Pinneberg -29.5.1846 Groß Flottbek). Das Paar bekam 6 Söhne und 3 Töchter.

Ein Jahr nach seiner Hochzeit, so Gerhard Ahrens in seinem Artikel über Lukas Staudinger: „errichtete St. im Mai 1797 mit Voghts Unterstützung ein landwirtschaftliches Erziehungsinstitut. (…) Nach Lehrplan und Zielsetzung entsprach diese Lehranstalt der erst viele Jahrzehnte später geschaffenen Höheren Landbauschule. Der Unterricht war vornehmlich für junge Leute gedacht, die später einmal große Güter, sei es als Eigentümer, Pächter oder Inspektoren, bewirtschaften sollten. (…). Nach allem, was wir aus der Frühzeit des ländlichen Schulwesens wissen, handelt es sich bei der Flottbeker Gründung um die erste Lehranstalt Deutschlands auf diesem Gebiet. Während der Franzosenzeit hatte St. fortgesetzt mit Schwierigkeiten zu kämpfen: Mißglückte Experimente und unerwartete Preisrückgänge, sein unordentliches Finanzgebaren und eine erschreckende Vertrauensseligkeit in Geldangelegenheiten verschlechterten seine wirtschaftliche Lage derart, daß 1812 der Konkurs über sein Vermögen verhängt werden mußte. Noch im selben Jahr mußte die Lehranstalt geschlossen werden. Große Erfolge sind ihr versagt geblieben, doch schon ihre Existenz allein macht St. zu einem Pionier auf dem Gebiet des frühen landwirtschaftlichen Bildungswesens.

St.s Leben verlief von nun an in ruhigen Bahnen. Seine wirtschaftliche Lage verbesserte sich, als sein hochherziger Gönner Voght 1817 einen neuen Pachtvertrag mit ihm abschloß, der später auf Lebenszeit verlängert wurde. Seit dieser Zeit beschäftigte St. sich mit der planmäßigen Anleitung landwirtschaftlicher Lehrlinge. (…). In späteren Jahren galt sein Interesse vor allem den Pflanzenkrankheiten, über deren Verhütung und Bekämpfung er sehr anschauliche Abhandlungen veröffentlichte. (…).“2)