Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Von-Thünen-Straße

Groß Flottbek (1928): Heinrich von Thünen (24.6.1783 Canarienhausen/Jever – 22.9.1850 Gut Tellow, Kreis Teterow), Volkswirtschaftler.


Siehe auch: Staudingerstraße
Siehe auch: Ehrenbergstraße

Heinrich von Thünen war der Sohn der Buchhändlerstochter Anna Margaretha Catharina von Thünen, geborene Trendtel und des Marschhofbesitzers zu Canarienhausen Edo Christian von Thünen.

Als Heinrich von Thünen drei Jahre alt war, starb sein Vater im Alter von 26 Jahren. Heinrichs Mutter wurde im Alter von 21 Jahren Witwe.

Nach dem Schulbesuch und einer landwirtschaftlichen Lehre trat Heinrich von Thünen 1801 als Schüler in die Landwirtschaftliche Schule von Lucas Andreas Staudinger (siehe: Staudingerstraße) in Groß Flottbek ein.

„Als einer der ersten hatte der Oldenburger Bauernsohn Johann Heinrich von Thünen als Staudingers Schüler aus eigener Anschauung [die Bedeutung der landwirtschaftlichen Tätigkeit Staudingers] erkannt, und er verfasste eine ‚Beschreibung der Landwirtschaft Groß Flottbeks‘, die zur Grundlage seines berühmten volkswirtschaftlichen Werkes ‚Der isolierte Staat‘ wurde.“ 1) „Thünen“, so Gerhard Ahrens in seinem Porträt über den Agrarwissenschaftler, „angeregt durch den Vergleich so ertragsungleicher Wirtschaftsweisen wie auf Caspar Voghts [siehe: Caspar-Voght-Straße] Gutsbetrieb und auf den extensiv genutzten Bauernhöfen in dessen Umgebung folgerte, dass kein Bewirtschaftungssystem einen absoluten Vorrang vor dem anderen habe, sondern dass jedes unter bestimmten Umständen das beste sein könne.“ 2)

1803 besuchte von Thünen für ein halbes Jahr die landwirtschaftliche Lehranstalt des Agrarwissenschaftlers Albrecht Daniel Thaer in Celle. Danach studierte er in Göttingen. Doch bereits nach zwei Semestern brach er das Studium der Agrar- und Naturwissenschaften ab, um zu heiraten. Er heiratete 1806 im Alter von 23 Jahren die damals 21 Jahre alte Bürgermeister- und Gutsbesitzertochter Helena Sophia (Johanna) Berlin (21.3. 1785 Friedlan/Mecklenburg-Strelitz – 19.1.1845 Tellow). Nun „Familienernährer“ pachtete er zuerst das Gut Rubkow bei Anklam und als dieses sich nicht als ertragreich erwies, übernahm er 1809 das Gut Tellow südöstlich von Rostock. Damals war er schon Vater von zwei kleinen Kinder, geboren 1806 und 1808. Zwei weitere Kinder wurden 1814 und 1815 auf Gut Tellow geboren. Dort probierte er auch seine landwirtschaftlichen Theorien in der Praxis aus. „Neben der Bewirtschaftung seines Betriebes beschäftigte sich Thünen mit Fragen der Bodenfruchtbarkeit (‚Bodenstatik‘) und der Entstehung der Getreidepreise. (…).“ 3)

Auf seinem Gut führte er agrartechnische und -wirtschaftliche Neuerungen ein, z. B. die Mineraldüngung. Er „entwickelte (z. B. den Hakenpflug), [erhob über Jahre] alle betrieblichen Daten (…), [und hielt sie] in einem Rechenwerk fest (…) und (…) wertete [sie aus] (…). [Er] (…) publizierte über 40 Beiträge (…) mit dem Ziel, einer ‚rationellen‘, empirisch wie theoretisch fundierten Landwirtschaft zum Durchbruch zu verhelfen, den Produzenten damit ihr Auskommen zu sichern und den Lebensstandard der Bevölkerung zu heben. Um hierfür Rahmenbedingungen zu schaffen, unterbreitete er Vorschläge wie die Einführung eines effizienteren und gerechteren Steuersystems, die Reduzierung von Staatsschulden durch Privatisierung öffentlicher Vermögen, die Einführung eines Hypothekar-Kreditsystems im Agrarsektor, den kreditfinanzierten Ausbau der Verkehrswege, die Förderung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Bildung an den Schulen oder die Etablierung der Ökonomik als Universitätswissenschaft.“ 4)

1830 wurde ihm von der Universität Rostock die Ehrendoktorwürde verliehen.

„Thünen gilt als Begründer der heutigen Raumwirtschaftstheorie, die außerhalb der Landwirtschaft auch in der modernen Stadtökonomik angewandt wird, als der Begründer der landwirtschaftlichen Betriebswirtschaftslehre und als wichtigster Repräsentant der Agrarwissenschaften in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.(…).

Die heutigen Bodenpreise und Wohnungsmieten bestätigen das Modell der Thünenschen Ringe. Je weiter eine Immobilienlage von der Stadt entfernt ist, umso mehr sinken dort die Bodenpreise und Mieten. Heute gilt als nachgewiesen, dass eine Verringerung der Nutzungsintensität mit steigender Entfernung von leistungsfähigen städtischen Zentren nicht nur im Falle des Bodens festzustellen ist, sondern dass dies für sämtliche Ressourcen (Bodenschätze, Arbeit und Kapital) gilt. 5)