Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Steinheimplatz

Altona-Altstadt/Altona-Nord (1966): Salomon Levy (Ludwig Steinheim) (6.8.1789 Bruchhausen b. Ottbergen, Kreis Höxter – 18.5.1866 Zürich), jüdischer Arzt, Theologe, Schriftsteller.


Siehe auch: Arnemannstraße
Siehe auch: Riesserstraße

Salomon Levy Steinheim war der Sohn einer Rabbinertochter. Sein Vater wird mit Namen genannt: Levi Abraham, Kaufmann. Im „Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren – 1750-1950“ heißt es über ihn: „Geboren am 6. August 1789 als Angehöriger einer alten jüdischen Familie in Bruchhausen bei Ottbergen im Landkreis Höxter. 1804 Umzug nach Altona und Besuch des dortigen Gymnasiums ‚Christianeum‘. 1807 Beginn des Medizinstudiums in Kiel. (…) 1811 Promotion zum Dr. med. in Kiel. Seit 1813 Arzt (…). Seit 1833 intensive philosophische und theologische Studien und verstärktes emanzipatorisches Engagement. Er pflegte Umgang mit zahlreichen Männern, die in der Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts einen Namen hatten. In seinem Altonaer Haus verkehrten damals Gelehrte, Mediziner, Literaten (darunter Mitglieder des ‚Jungen Deutschland‘), Theologen, Künstler, Schauspieler und Dichter, (…). Die jüngsten Ereignisse der Politik und Literatur wurden besprochen, Dramen mit verteilten Rollen gelesen usw. (…).

Steinheim verließ Altona 1845 und unternahm eine längere Reise durch Deutschland, die Schweiz und Italien. Er ließ sich in Rom nieder, wo er erneut einen Kreis von Künstlern, Wissenschaftlern und Schriftstellern um sich versammelte. Zwei Reisen im Sommer 1855 und 1864 führten ihn nach Kopenhagen. In den Frühjahrs- und Sommermonaten 1865 und 1866 hielt er sich in der Schweiz, vornehmlich in Zürich, auf. Er verstarb dort am 18. Mai 1866. (…).“ 1)

Heinz Mosche Graupe erwähnt in seiner Biografie über Salomon Levy Steinheim auch dessen Ehefrau Johanna Matthiessen (1793-1882), die er im Alter von 25 Jahren 1814 heiratete. Das Paar blieb kinderlos. „St. war ein wissenschaftlich bedeutender Arzt und Zoologe, Wortführer der Juden Holsteins in ihrem Emanzipationskampf. Bleibende Bedeutung hat er als Theologe des Judentums. Der Arzt St. zeichnete sich bereits 1814 bei der Bekämpfung der Typhusepidemie in Altona aus und nochmals im Cholerajahr 1830. Er hat wohl als erster die Cholera auf Mikroben im Trinkwasser zurückgeführt, ohne allerdings schon den Erreger zu finden. (…). 1827 gründete er zusammen mit dem Kaufmann Carl Theodor Arnemann [siehe: Arnemannstraße] die erste Flußbadeanstalt in Altona. Mehr als drei Jahrzehnte war er Armen- und Hospitalarzt der Altonaer jüdischen Gemeinde, deren Vorstand er zeitweilig angehörte. St.s Name erscheint unter verschiedenen Akten und Petitionen der Altonaer Juden zur Emanzipation der holsteinischen Juden. Auch an der Zeitschrift ‚Der Jude‘ seines Hamburger Freundes Gabriel Riesser [siehe: Riesserstraße] arbeitete er mit. (…). St. veröffentlichte Gedichtbände, musizierte, komponierte und hinterließ auch Radierungen. St.s wesentliche Leistung ist sein Beitrag zur jüdischen Geistesgeschichte. (…). St. war ein Außenseiter unter seinen jüdischen Zeitgenossen. Deren Interesse konzentrierte sich auf die Durchsetzung der Gleichberechtigung. (…). Und die Auseinandersetzungen um die Reformbewegung waren von Aufklärungsgedanken und den Bedürfnissen des Emanzipationskampfes, aber kaum von philosophischen oder gar theologischen Gesichtspunkten bestimmt. Mit St.s in keines dieser Schemata hineinpassenden Offenbarungslehre wußte seine und auch die nachfolgende Generation wachsender religiöser Indifferenz nichts anzufangen. Heute dagegen gilt der Altonaer Arzt als einer der bedeutendsten modernen jüdischen Denker.“ 2)