Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Beim Schäferhof

Langenhorn (1903): Schäferhof, Bezug zum Schäfer


Siehe auch: Götkensweg
Siehe auch: Beim Hirtenkaten
Siehe auch: Schäferhofbrücke
Siehe auch: Schäferhofstieg
Siehe auch: Schäferkampsallee
Siehe auch: Schäferkoppel
Siehe auch: Schäferredder
Siehe auch: Schäferstraße

Vor 1903 hieß die Verkehrsfläche „Weg 262“ und davor schon einmal „Beim Schäferhof“.

Traditionell waren in der Mehrzahl Männer in diesem Beruf tätig. In den letzten Jahren haben aber immer mehr Frauen diese Tätigkeit gewählt, obwohl sich die Arbeit wirtschaftlich kaum noch rentiert und deshalb immer weniger Menschen diesen Beruf ergreifen.
Die Schäferin Anne Kimmel verfasste einen Artikel zum Thema „Schäfer ein Männerberuf?“: Darin heißt es u. a.: unter der Überschrift „Frau in der Schäferei“: „Frau in einem Männerberuf. (…) Ich wollte schon Schäferin werden, da wusste ich noch nichts von geschlechtsspezifischen Berufen. Hätte mir jemand erzählt, das Schäfer ein Männerberuf ist, hätte ich mich vermutlich ziemlich gewundert, Frauen sollen nicht mit Tieren arbeiten können? Bewusst wurde es mir dann, als ich mit vierzehn ein Praktikum bei einer Schäferin machte und wir mit der Herde wanderten. Hauptkommentar der Passanten war: ‚Das sind ja zwei Mädchen‘. Natürlich, ein Schäfer hat einen Hut, einen Stock, einen Hütehund und einen Bart. Auf den Bart verzichte ich gerne, alles andere brauche ich auch. (…)

Die Schäferei ist ein wertvolles Kulturgut. Hirte ist einer der ältesten Berufe der Menschengeschichte. Eine Jahrhunderte alte Tradition, die aber immer noch brandaktuell ist. Schafbeweidung hält die Landschaft offen, erhält Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten, schützt vor Hochwasser durch Deichsicherung, pflegt Solarparks. Dazu liefern Schafe und Lämmer Fleisch welches man noch guten Gewissens essen kann. (…).
Männer haben den Vorteil, dass sie einfach stärker sind als ich Frau. Da kannst Du schon vier Elektrozäune schleppen und immer zwei auf der Hand auf und abbauen, da kommt der nächste Kerl und schleppt sechs Netze. Dann bin ich nun mal einmal im Monat nicht ganz auf der Höhe und selbst, wenn ich mich noch so zusammen reiße, es fällt auf. Dafür habe ich aber immer nur Rücksicht erfahren, gerade auch von Männern, mache ich doch diese „Frauenallüren“ durch Arbeitseifer und Gewissenhaftigkeit wieder wett.“ 1)

Ebenso wie die Tätigkeit der Hirtin und des Hirten wurde die der Schäferin und des Schäfers in früheren Jahrhunderten mittels „Schäferspiele“ und dem „Schäferroman“ romantisiert. (siehe auch unter: Beim Hirtenkaten).
„Das Schäferspiel entwickelte sich zur Zeit der Renaissance besonders in Italien. Seine Wurzeln lagen in der antiken Bukolik (…) dem höfischen mythologischen Drama und dessen burlesker Parodie, dem Hirtenschwank. (…) Mit Hilfe von Übersetzungen der italienischen Vorbilder breitete sich das Schäferspiel im 16. und 17. Jahrhundert an den Höfen Europas aus. (…).

Im Mittelpunkt der Handlung steht ein Liebesreigen. Die Paare, meist Schäfer und Schäferinnen, lernen sich kennen, werden voneinander getrennt und finden sich wieder in einer Ordnung, die harmonischer wirkt als der Anfangszustand. Der Rahmen bleibt überschaubar, Unkonventionelles und Abenteuerliches kommt nicht vor. Die Natur ist in einem Idyll überhöht. Musikalische Einlagen, Ballette und Chöre sind üblich, wodurch das Schäferspiel wesentlich zur Entstehung der Oper beitrug.“ 2)

Auch der „Schäferroman“ spiegelte die Sehnsucht nach Natur und einfachem Leben wider: „Der Schäferroman entstammt der Tradition der Hirten- oder auch arkadischen Dichtung, als deren früher Vorläufer Vergils Bucolica (um 40.v. Chr.) gilt. Nach einer Blüte der lyrischen Hirtendichtung im 14. Jahrhundert mit den Italienern Petrarca und Boccaccio wurde im spanischen Barock mit dem Schäferroman auch die Prosaform ein äußerst erfolgreiches Genre.

Zunächst ist diese Romanform vor allem Ausdruck einer oft sentimentalen Sehnsucht nach Naturnähe und der Schlichtheit des Landlebens. Da es in der Welt keinen Frieden gibt, soll er wenigstens in der Vorstellungswelt der Dichtung hergestellt werden. Hierin liegt - bei aller Banalität, welche die erzählten Geschichten häufig aufweisen - ein utopisches Potential des Genres begründet. Wo die soziale Welt von Konflikten gereinigt ist, verbleiben lediglich Liebes- und Beziehungsprobleme als Spannungsmomente der Handlung. Selbstlose Hingabe wird gegen Egoismus ausgespielt, Respekt vor der Freiheit des anderen gegen Inbesitznahme. Kennzeichen dieser Liebe ist es, schwärmerisch und unerfüllt zu sein.

Dennoch gerät auch eine gesellschaftliche Komponente in das weitgehend unverfängliche Vergnügen der Oberklasse. Wie in der zeitgenössischen Mode der ‚Schäferei‘ - einer Art Kostümball - treten im Roman bekannte Persönlichkeiten unter der Maske des Schäfers auf. Der Schäferroman wird darüber zu einer frühen Form des Schlüsselromans, der in einigen Fällen Verhaltensweisen wie das Buhlen um die Gunst des Fürsten oder um Rangerhöhung denunziert. Mit den Mitteln des Rollenspieles versucht das adlige Publikum, für das dieser Romantyp in erster Linie geschrieben ist, sich zumindest probeweise von den Standesverpflichtungen der adligen Gesellschaft zu lösen.(…)

Durch das Eindringen des Schäferromans in die Oper und das Singspiel entfaltete er bald größere Breitenwirkung und wurde zunehmend auch in bürgerlichen Kreisen erfolgreich. In der Genreentwicklung wird er spätestens im 19. Jahrhundert vom idyllischen Land- und Bauernroman abgelöst.“ 3)