Tornquiststraße
Eimsbüttel (1868): Alexander Bentalon Tornquist (22.6.1813 Hamburg – 24.9.1889 Hamburg), Großgrundbesitzer, Grundstückbesitzer.
Siehe auch: Alexanderstraße
Siehe auch: Charlottenstraße
Siehe auch: Emilienstraße
Siehe auch: Henriettenstraße
Siehe auch: Henriettenweg
Siehe auch: Maxstraße
Siehe auch: Maxstraßenbrücke
Als in der Zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die ländliche Umgebung vor den Toren der Stadt Hamburg rasch besiedelt wurde und deshalb dort auch neue Straßen gebaut wurden, war es üblich, dass Grundstückseigentümer neuen Straßen, die über ihren Grundbesitz verliefen, selbst einen Namen geben durften. Am häufigsten benannten sie, unter denen sich u. a. Bauunternehmer, Fabrikanten, Kaufmänner, Reeder, Bankiers, Spediteure, Schiffsmakler, Schlachter, Gärtner, Bäcker, Fischer, Fuhrmänner, Kapitäne, Viehkommissare, Musiklehrer, Musiker, Rittmeister, Druckereibesitzer, Bleicher, Ärzte, Juristen, Glasermeister, Zimmermänner, Bauern, Schuhmacher, Kirchenälteste, Domänenpächter, Senatoren, Oberalte, Vögte, Ortsvorsteher, Bürgervorsteher, Gemeindevorsteher, Finanzdeputierte und Adlige befanden, solche neuen Straßen nach sich selbst, dann nach ihren Ehefrauen und Töchtern, in einigen Fällen auch nach der Schwägerin oder der Mutter.
Nach Grundstückseigentümerinnen wurden keine Straßen benannt. Siehe dazu mehr unter: Theodorstraße.
Der Kaufmann und Grundstücksbesitzer Alexander Bentalon Tornquist nutzte diese Möglichkeit weidlich aus und benannte die über seine Grundstücke verlaufenden Straßen nach sich selbst oder nach Familienangehörigen. Er machte die Nachwelt mit einer Alexanderstraße und einer Tornquiststraße auf sich aufmerksam. Nach seinen Töchtern heißen die Henriettenstraße und die Emilienstraße, nach seinem Sohn die Maxstraße und nach der Schwiegermutter seines Sohnes die Charlottenstraße.
Da viele Grundstücksbesitzer von dieser Straßenbenennungsmöglichkeit Gebrauch machten und jahrhundertelang bis in unsere heutige Zeit Frauen wegen ihres Wirkens und Engagements für die Allgemeinheit bei Straßenbenennungen kaum Berücksichtigung fanden, haben wir bis heute die Situation, dass den ersten Platz bei den Frauenstraßenstraßennamen die weiblichen Angehörigen (48x) von Grundstückseigentümern und Gelände-Vorbesitzern einnehmen.
Bei Straßenbenennungen nach männlichen Angehörigen (10x) hielten sich die Grundstückseigentümer allerdings zurück.
Eine Straßenbenennung nach dem Vornamen der eigenen Tochter war z. B. ein beliebtes und großzügiges Geschenk zur Hochzeit der Tochter – wie es Bentalon Tornquist seiner Tochter Henriette mit der Henriettenstraße machte.
Alexander Bentalon Tornquist war der Sohn von Ana Margarita Tornquist, geborene Elkins und Jorge (Georg) Tornquist. Seine Mutter starb, als Alexander Bentalon Tornquist vier Jahre alt war.
Verheiratet war Alexander Bentalon Tornquist mit der Kaufmannstochter Johanna Henriette Philippine Meinzolt (28.4.1819 Hamburg – 15.4.1910 Hamburg). Das Paar bekam acht Kinder: 1841 Alexander Heinrich (1841-1926); 1843 Henriette (siehe Henriettenstraße); 1844 Juan Bentalon; 1846 Eimlie (siehe: Emilienstraße); 1850 Jorge; 1856 Max (siehe Maxstraße); 1860 Enrique; 1866 Gaillermo Carlos. 1)
Tornquist‘ ältester Sohn, der Kaufmann Alexander Heinrich Tornquist, heiratete 1867 die Tochter von Johann Peter Hinrich Fett und der Maria Charlotte Fett, geborene Hellberg: Minna Mathilde Fett (ca. 1844 Hamburg – 20.4.1894 Hamburg). 2) Das Paar hatte einen Sohn, ebenfalls mit Namen Alexander, der später Professor der Geologie und Paläontologie wurde und die Tochter Ellen Tornquist, die Malerin wurde. Somit war Ellen Tornquist die Enkelin von Alexander Bentalon Tornquist.
Alexander Heinrich Tornquist heiratete 1897, drei Jahre nach dem Tod seiner Ehefrau, ein zweites Mal, diesmal: Maria Mathilde Jacobine Engelbrecht, geschiedene Boivin.3)
Bilder der Malerin Ellen Tornquist sind in der Villa Freischütz in Meran ausgestellt. Auf deren Website steht der Lebenslauf von Ellen Tornquist. Daraus soll im Folgenden zitiert werden. „Zu ihrem Bruder, von ihr ‚Lex‘ genannt, hatte Ellen Tornquist zeit ihres Lebens ein inniges Verhältnis. Dieser arbeitete als Professor der Geologie und Paläontologie erst in Straßburg, dann in Königsberg und schließlich in Graz. An all diesen Orten besuchte sie ihn häufig und für lange Aufenthalte. In Graz, in der Villa, die Alexander Tornquist dort in der Gabriel Seidel-Gasse besaß, kamen beide, zusammen mit Tornquists Frau Anna Elisabeth geb. Henze (…).
Ellen Tornquist stammte also ursprünglich aus einer wohlhabenden Familie. Doch ihre Briefe zeugen davon, dass sie sich ihren Lebensunterhalt selber verdienen musste oder wollte und immer wieder mit Geldsorgen zu kämpfen hatte. Sie malte nicht nur aus Leidenschaft oder zum Zeitvertreib, sondern verstand ihr künstlerisches Schaffen eindeutig als Beruf.“4)
Ellen Tornquist hatte zwischen 1895-1900 an der Damen Akademie in München studiert. Sie verschrieb sich dem Impressionismus und gab Malunterricht.
Im Auftrag der Woermann Reederei (siehe zu Woermann unter: Cornelius-Fredericks-Stieg) fuhr sie 1902 nach Afrika, um, dort Kunst zu erwerben, heißt es auf der Website der Villa Freischütz. 5) Damit war sie in dieser Zeit in Woermanns kolonialistische Bestrebungen eingebunden.
Wegen vermutlich einer Lungenerkrankung (TBC) lebte sie aus gesundheitlichen Gründen in Meran. Dort war sie zwischen 1905 und 1918 künstlerisch aktiv, beteiligte sich „an den Ausstellungen des Kunst- und Gewerbevereins und des 1906 gegründeten ‚Meraner Künstlerbundes‘ und wurde 1911 sogar in dessen Jury- und Hängekommission und Ausstellungsausschuss gewählt. (…)
Sie führte auch in Meran (und wohl auch in Bozen) ihre Unterrichtstätigkeit fort und leitete dort von 1910 bis 1914 eine Malschule, erst in der Villa Pomona und dann in der Villa Placida.
1918 musste Ellen Tornquist Meran aufgrund der Folgen des Ersten Weltkrieges schweren Herzens verlassen. Die Zeit dort hat ihr Schaffen aber so stark geprägt, dass sie als ‚Tiroler Künstlerin‘ zu gelten begann. So war sie 1925/26 auf der Ausstellung „Tiroler Künstler der Gegenwart“ vertreten, die äußerst erfolgreich erst durch das Rheinland und Westfalen und dann durch weitere deutsche Städte tourte. (…)
Wie bei vielen anderen Künstler*innen ihrer Zeit erschwerten bzw. verhinderten die beiden Weltkriege den Aufbau einer steten Karriere. Doch so viel Kraft es ihr auch abverlangte, unermüdlich suchte sie nach Einnahmequellen und Möglichkeiten, sich künstlerisch zu betätigen. Ohne es beschönigen zu wollen, sind auch die Illustrationen, die sie für das ca. 1935 von Eduard Kriechbaum verfasste Heft ‚Das Heimatland Adolf Hitlers‘ anfertigte, in diesen Kontext einzuordnen ebenso wie ihre Anträge bei der 1936 eingerichteten ‚Dr. Goebbels-Stiftung ‚Künstlerdank‘ (Mitglied in der NSDAP war sie nicht, wohl aber in der ‚Reichskammer der bildenden Künste‘), von der sie in den Jahren 1937-1942 finanziell unterstützt wurde. (…) 6)