Jägerdamm
Niendorf (vor 1934): Nach dem Beruf des Jägers.
Siehe auch: Försterkamp
Siehe auch: Jägerflag
Siehe auch: Jägerkoppel
Siehe auch: Jägerlauf
Siehe auch: Jägerstieg
Siehe auch: zum Jägerfeld
Siehe auch: Jägerfeldweg
Siehe auch: Waidmannstraße
Der Jägerdamm wurde in der Zeit des Nationalsozialismus benannt.
Siehe zum Unterschied zwischen Förster und Jäger unter Försterkamp.
Über die Geschichte des Berufsjägers referierte Dr. Rolf Roosen 2019 auf der Jubiläumsfeier des Bundesverbandes deutscher Berufsjäger. Aus dieser Festrede soll im Folgenden zitiert werden: „Die Geschichte der Berufsjäger (…) beginnt im Mittelalter. (…) Entstehen sowie rasch wachsende Bedeutung des Berufsjägertums waren Folge der sich immer stärker durchsetzenden Herrenjagd, welche die Volksjagd mehr und mehr verdrängte. Der feudale Jagdbetrieb erforderte jagdlich spezialisierte Hilfskräfte in unterschiedlichen Dienststellungen. So entstand das Berufsjägerkorps. All dies geschah, als zunächst der König, dann aber auch der hohe Adel das Recht erhielt, weite Territorien für sich jagdlich in Anspruch zu nehmen, (…).
Der Berufsjäger betrachtet sich von Anfang an als zur Elite gehörig und benahm sich öfter dementsprechend. Deshalb war er bis zum Ende des 18. Jahrhunderts im Volk häufig unbeliebt: Denn er wirkte bei Gemeinschaftsjagden als Aufsichtsbeamter. Er hegte hohe Wildbestände heran, die Saat und Ernte gefährdeten. Er forderte jagdliche Frondienste ein und brachte Gesetzeswidrigkeiten zur Anzeige, die Strafgeldzahlungen zur Folge hatten etc. (…)
Das 17. und 18. Jahrhundert bildeten zweifellos die Blütezeit der Berufsjägerei. Sie war an den Zentren der damaligen Macht, sie stand in höchstem Ansehen bei Hof, sie bedeutete exzellentes und unersetzliches Fachwissen. Dies auch und gerade deshalb, weil in damaliger Zeit die perfekte Organisation und das reibungslose Durchführen eines sogenannten eingestellten oder deutschen Jagens, einer barocken Form der Gesellschaftsjagd, als Ausweis der Tüchtigkeit des Landesherrn gewertet wurde. (…).
Die Stellung eines Berufsjägers war anders als heute. (…). Im 18. Jahrhundert, genau im Jahre 1731, nahm beispielsweise der kursächsische Oberhofjägermeister unter den insgesamt elf Oberhofchargen die vierte (!) Stelle ein. Ihm waren untergeben: 26 Oberforst- und Wildmeister, ferner die verschiedenen Pirschmeister, Proviantverwalter, Jagdschreiber, Hofjäger, Jagdpagen, Aktuare, Fouriere, Jagdbesuchsknechte, Hegereiter, Wagen- sowie Zeugmeister, Leibschützen, Jagdknechte, Fasanen-, Löwen-, Bären-, Büchsenwärter, Jagdpfeifer, Jägerburschen, Jagdzeugknechte, -diener, -seiler, Wagner, Schneider, Schmiede, Karren- und sonstige Knechte. (…).
Das 17. und 18. Jahrhundert bedeuteten Glanz und Gloria für den Stand der Berufsjäger. Doch zugleich bahnte sich eine neue und andere Zeit an. (…): Europa stand im 18. Jahrhundert vor einer Energiekrise. (…). Als Rohstoff stand im Großen und Ganzen nichts Anderes als Holz zur Verfügung (…). Der Holzbedarf stieg ins Unermessliche. Deutschland drohte ein wirtschaftlicher Zusammenbruch, weil die Zuwachsraten im Waldbau weit hinter der jährlichen Nutzung zurückstanden. Große Flächen waren abgeholzt, wurden aber nicht planmäßig wieder aufgeforstet.
Es gab keine erfahrenen Förster. So entschloss man sich, die Berufsjäger zusätzlich mit forstlichen Aufgaben zu betrauen. Aus dem hirschgerechten Jäger, der das Sinnbild des deutschen Berufsjägers im 17./18. Jahrhundert war und den Meister der Leithundarbeit verkörperte, wurde der holzgerechte Jäger, der nicht nur auf das Wild, sondern auch auf den Wald schauen sollte. (…).
Der Niedergang des Berufsjägertums begann zunächst mit dem nunmehrigen Primat der Forstwirtschaft. (…)
Entscheidend für die Zukunft der Berufsjäger (…) waren Berufsjägerprüfungen, die von einer öffentlich-rechtlichen Instanz durchgeführt wurden. Dies gelang zuerst in Preußen. Dort beschloss die Hauptlandwirtschaftskammer im Februar 1926, eine Hauptstelle für Berufsjägerprüfungen einzurichten. (…)
Das Wiedererstarken der Berufsjägerei im deutschsprachigen Raum ist untrennbar mit dem Namen Ulrich Scherping (1889 bis 1958) verknüpft. Der war preußischer Forst- und deutscher Oberstjägermeister, aber auch SS-Brigadeführer. 1928 wurde Scherping Geschäftsführer des Reichsjagdbundes. Im Juli 1933 unterschrieb er als damaliger Vorsitzender des BDB einen Vertrag, durch den der Verein in den Verband deutscher land- sowie forstwirtschaftlicher Angestellter innerhalb der Deutschen Arbeitsfront überführt wurde. Dort wurde eine Fachgruppe Berufsjäger gebildet. (…)
Die Stellensituation änderte sich allerdings auch im Dritten Reich nicht. Denn weiterhin gab es nur wenige Posten im Vergleich zu dem zur Verfügung stehenden Jagdaufsichtspersonal. (…).
Am 19. November 1936 verfügte Reichsjägermeister Hermann Göring einen Erlass, der Ausbildung, Prüfung und Anerkennung der Berufsjäger im Reichsgebiet einheitlich regelte. Ab nun oblag dies der Deutschen Jägerschaft, sprich dem damaligen Jagdverband mit dessen Unterabteilung Berufsjäger. Es gab nun reichsweit zwei Prüfungen, einmal die Hilfs- und zum anderen die Revierjägerprüfung. An Dienstgraden wurde unterschieden zwischen 1. Lehrlingen, 2. Hilfsjägern, 3. Revierjägern, 4. ab Januar 1939 auch Revierobermeistern sowie 5. Wildmeistern. Letztere Berufsbezeichnung war – wie auch heute noch – ein Ehrentitel, den um das deutsche Weidwerk verdiente Berufsjäger von der Jagdorganisation verliehen bekamen. (…)
Alles in allem ging es mit den Berufsjägern ab 1936 aufwärts: Es gab eine gründliche sowie einheitliche Ausbildung, der Staat förderte die Berufsjäger, und auch untereinander kam man sich näher. (…). Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 wurden zahlreiche Berufsjäger zur Wehrmacht eingezogen oder meldeten sich freiwillig. (…).
[Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus]: In der DDR gab es keine Ausbildung zum Berufsjäger. Seit 1967 wurden in der Landwirtschafts- und Jagdschule Zollgrün im thüringischen Bezirk Jena jagdliche Fortbildungslehrgänge angeboten. (…) Ab 1980 gab es ebenfalls in Zollgrün den Studiengang zum ‚Fachingenieur für Wild-bewirtschaftung‘. (…).
Anders in Westdeutschland: Hier beginnt der Neuanfang am 10. April 1946. Denn an diesem Tag gründet sich mit Genehmigung der britischen Militärregierung in Wunstorf unweit Hannovers der Bund Deutscher Berufsjäger (BDB). (…).
Der Weg zum Berufsjäger wurde zeitgemäß und zukunftsorientiert. Geschäftsführer sowie Wildmeister Hermann Wolff traf bereits damals den Nagel auf den Kopf, als er wörtlich sagte: ‚Die Reform der Revierjägerausbildung ist ein Meilenstein in der Geschichte des Berufsstandes‘. In der Tat: Denn sie verknüpfte jahrhundertealte Traditionen mit den Erfordernissen der Moderne. Sie und die Entscheidung für einen hauptamtlichen Geschäftsführer stärkten Ansehen sowie Stellung des Berufsstandes und führten darüber hinaus zu neuen Arbeitsplätzen für Berufsjäger, etwa in Nationalparks oder aber auch in staatlichen Forstämtern. (…)“1)
Heute informiert der Deutsche Jagdverband über den Beruf des Jägers wie folgt: „Wie man Berufsjäger wird wissen die Wenigsten. Der Beruf des Berufsjägers ist ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf mit einer Ausbildungszeit von drei Jahren. Nach erfolgreicher Abschlussprüfung trägt der Absolvent die Berufsbezeichnung ‚Revierjäger‘. Anschließend gibt es die Möglichkeit, die Meisterprüfung abzulegen. Der Meisterlehrgang wiederum befähigt den Berufsjäger dazu, neue Berufsjäger auszubilden und sich Revierjagdmeister zu nennen.“ 2)
Frauen als Jägerinnen und Beruf: Jägerin
Der Anteil der Frauen, die Jägerinnen werden, erhöht sich immer mehr. Jedoch der Anteil der Frauen, die den Beruf der Jägerin/Revierjagdmeisterin ergreifen, ist noch immer gering.
Über Frauen, die den Jagdschein machen und Jägerin werden, schreibt der deutsche Jagdverband: „Jagen ist keine Männerdomäne mehr: Jeder vierte Teilnehmer in Jägerkursen ist eine Frau, (…). Seit 2011 ist die Zahl aller Absolventen um 46 Prozent gestiegen. Immer mehr Frauen lassen sich zu Jägerinnen ausbilden. In den Jagdschulen liegt der weibliche Anteil mittlerweile bei 24 Prozent. (…). Die typische Jungjägerin ist 35 Jahre alt, im Schnitt ein Jahr jünger als ihr männlicher Kollege. (…).“ 3)
Und im „Jagd Portal“ steht über Jägerinnen zu lesen: „Die Jagd ist nicht mehr das alleinige Betätigungsfeld der Männer. Dies belegen die ständig steigender Zahlen der Damen, die sich zur Jagdprüfung anmelden und diese mit Bravour meistern. (…) Aber was unterscheidet denn rein von der Motivation her eine Jägerin von einem Jäger? In der Universität Bremen beschäftigt sich eine Forschungsgruppe mit diesem Thema und kam u.a. zu folgenden Erkenntnissen: Der markanteste Unterschied ist alles, was mit dem Thema ‚Status‘ verbunden wird, wie Waffenästhetik, Jagdtrophäen, gesellschaftliche Aspekte der Jagd etc. Frauen ist dies alles bei weitem nicht so wichtig wie Männern. Bei den Jägerinnen wiederum steht die Hege im Vordergrund, das Aufrechterhalten von Wald und Natur. Ferner ist den Jägerinnen das Empfinden des Unterschieds zwischen Alltag und der Jagd weit wichtiger als ihren männlichen Jagdkollegen. Einzig die Beschaffung von Wildbret sehen beide Geschlechter als wichtigen Grund für die Ausübung der Jagd an. Weitere signifikante Unterschiede waren in der Motivausprägung die Anzahl der Jagdjahre, die Jagdmöglichkeiten, die Verfügbarkeit eines eigenen Jagdhundes und die Professionalität der Jagdausübung.“ 4)
Doch der Anteil der Frauen, die den Beruf der Jägerin ergreifen, liegt nur bei unter einem Prozent. Dies ist in einem Artikel von Kristina Dunz in der RP online vom 21.8.2018 unter dem Titel: „Sorge vor Sexismus-Debatte: Jäger wollen Branche für Frauen öffnen“ nachzulesen. In diesem Artikel heißt es u. a.: „Die Berufsjäger, eine der letzten Männerdomänen in Deutschland, wollen ihre Branche mit Hilfe von Frauen modernisieren, befürchten aber Sexismus-Debatten. (…) Einige Ausbildungsbetriebe hätten noch starke Vorbehalte gegen Frauen. ‚Zum Beispiel auch, dass Frauen es körperlich nicht unbedingt schaffen, ein erlegtes 50-Kilo-Wildschwein aus schwierigem Gelände zu bergen.‘ Ein weiterer Knackpunkt sei: ‚Der Ausbilder ist Tag und häufiger nachts mit der Auszubildenden in der Regel alleine unterwegs, zum Beispiel, wenn Wild beobachtet wird. Wie schnell Gerüchte beziehungsweise Anschuldigungen entstehen können, gerade wenn das Ausbildungsverhältnis auch nicht optimal läuft, kann vielleicht in der aktuellen Sexismus-Debatte nachvollzogen werden.‘ Wolff [Geschäftsführer und Ausbildungsberater des Bundesverbands Deutscher Berufsjäger] bedauerte: ‘Es passt noch nicht ins klassische Weltbild der Jäger, dass Frauen diesen Beruf ergreifen.‘(…). Er verwies auch darauf, dass das Schießen der Tiere nur einen Anteil von drei Prozent der Arbeit ausmache. Frauen seien für Bereiche wie Wildtiermanagement, Wildtierforschung, Wild- und Umweltpädagogik, Monitoring und Verknüpfung forstwirtschaftlicher, landwirtschaftlicher und jagdlicher Belange mit den Anforderungen des Natur-, Landschafts- und Umweltschutzes oft besser geeignet als Männer. „Sie gehen Aufgaben strategischer an und seien prädestiniert, das Berufsbild in der Öffentlichkeit noch positiver darzustellen‘, sagte Wolff. (…).“ 5)