Salierweg
Niendorf (1950): nach dem fränkischen Volksstamm und Hochadelsgeschlecht in der Zeit der Merowinger.
In Wikipedia heißt es über die Salier u. a.; „Die Salier waren ein ostfränkisches Adelsgeschlecht im römisch- deutschen Reich des 10. bis 12. Jahrhunderts. Ihr Stammgebiet waren der Speyergau, Wormsgau und Nahegau. Später waren sie phasenweise Herzöge von Lothringen und Franken [Frankenstraße]. Von 1024 bis 1125 kamen aus diesem Geschlecht die römisch-deutschen Könige und Kaiser. Das Jahrhundert der salischen Kaiser gilt als das Jahrhundert, in dem die dramatische Auseinandersetzung zwischen Kaiser- und Papsttum um die Frage ihren Anfang nahm, ob die Kirche ein höheres göttliches Recht gegenüber den weltlichen Herrschern besitze oder nicht eher umgekehrt. (…)
Der Niedergang der Salier wurde durch den Investiurstreit Heinrichs IV. mit Papst Gregor VII. eingeleitet, der mit dem Gang nach Canossa beigelegt wurde. Heinrich V., der letzte Salierkönig, regierte bis 1125. (…).“ 1)
Neben den Königen und Kaisern der Salier gab es auch Kaiserinnen und Königinnen – nur werden diese weitaus seltener erwähnt. Das Landesmuseum Mainz hat sich den meist im Hintergrund der Geschichtsschreibung verorteten Frauen gewidmet und stellt einige Frauen vor. So schreibt Agnes Cibura:„Gisela von Schwaben war hinsichtlich ihrer adligen Abstammung, des politischen Einflusses ihrer Familie und ihres Territorialbesitzes ihrem dritten Ehemann Konrad II. (genannt Konrad der Ältere) durchaus überlegen. (…) In das Kaisertum aufgenommen wurde das Paar (…) gemeinsam an Ostern 1027 in Rom. (…)
In den Urkunden ihres Mannes wurde sie als Auftraggeberin für den Neubau des Domes erwähnt. Auch in weltlichen Angelegenheiten galt Gisela als wichtige Ansprechperson. Ihre konstante Präsenz bei wichtigen kirchlichen Festen sowie politischen Treffen zeigt, dass ihre aktive Partizipation am Kaisertum in der Funktion der Fürsprecherin und kaiserlichen Beraterin bestand, jedoch nicht als ‚eigene Politik‘ zu verstehen ist. (…)
Zur direkten Nachfolgerin von Gisela in Reihe der kaiserlichen Ehefrauen wurde Agnes von Poitou. (…). [Sie wurde mit König Konrad III. verheiratet, R. B.] (…)
In den Urkunden wird Agnes zuerst als regina und nach 1046, nach ihrer Krönung zur Kaiserin in Rom, wie auch Gisela davor als imperatrix augusta genannt. Während ihrer Ehe setzte sie sich als Fürsprecherin in kirchlichen Fragen ein und wirkte an der Seite ihres Gatten aktiv mit (…).
Nach dem Tod von Heinrich III. wurde ihre Regentschaft weitgehend akzeptiert. (…) Als Regentin trug sie dazu bei, die nach dem Tod des Kaisers entfachten Konflikte zwischen dem Kaisertum und den sächsischen Adligen erfolgreich zu lösen. (…).
Einen wesentlichen Aspekt ihrer Regentschaft bildete die Beziehung zum Reformpapsttum, das sich fortwährend zu einer Unabhängigkeit vom Kaisertum hin entwickelte. Zu einem großen politischen Eklat kam es infolge der Entführung des minderjährigen Heinrich IV durch eine Gruppe der Fürsten unter der Führung des Kölner Erzbischofs im Jahre 1064. Das Ringen verschiedener politischer Interessengruppen im Kaiserreich wurde dadurch immer deutlicher. Nach dem Erreichen der Mündigkeit ihres Sohnes zog Agnes nach Rom um und agierte von dort aus als Vermittlerin zwischen Papst und Kaiser an der Seite des Reformpapsttums.
Die Konflikte im Bereich des Investiturstreites führten im Jahre 1076 zur Exkommunikation von Heinrich IV. Auch da intervenierte Agnes gemeinsam mit Markgräfin Mathilde von Tuszien und Abt Hugo von Cluny und unterstütze die Bestrebungen, den Konflikt zwischen dem Papst und dem deutschen König zu entschärfen. Ob sie bei dem Treffen in Canossa anwesend war, wissen wir nicht.
Bis zu ihrem Tod wirkte sie als Stifterin vieler Klöster. Bestattet wurde sie am 6. Januar 1077 in der Petronella-Rotunde im Petersdom an prominenter Stelle.“ 2)
Die Historikerin Claudia Zey ist der Heiratspolitik bei den Saliern nachgegangen und berichtet u. a. über Heinrichs IV. zweite Ehe mit Praxedis. Sie schreibt: „Die Hochzeit Heinrichs IV. mit Praxedis und deren Krönung fanden im Sommer 1089 in Köln statt. • Vom August 1089 stammt auch ihre erste und einzige Intervention in einer Urkunde Heinrichs IV. unter dem Namen Adelheid. Danach wurde es im wahrsten Sinne des Wortes dunkel um Heinrichs zweite Frau. Offenbar begleitete sie ihren Mann auf dessen drittem Italienzug zur Bekämpfung Mathildes von Tuszien. Aus unbekannten Gründen wurde sie mehrere Jahre gefangen gehalten, bis ihr 1094 schließlich die Flucht gelang. (…) Das Schicksal der Praxedis wurde schnell verbreitet, denn auch zu einer Synode in Konstanz 1094 unter Leitung des Bischofs und päpstlichen Legaten Gebhard, so weiß wiederum Bernold zu berichten, gelangte ihre Klage über die Vergewaltigungen durch Heinrichs Leute• Papst Urban II. sorgte dafur, daß Praxedis ihre Vorwürfe gegen Heinrich IV. öffentlich im Rahmen der gut besuchten Synode von Piacenza 1095 wiederholte und damit bei den Synodalen Erschütterung und die erneute Exkommunikation Heinrichs IV. auslöste. (…)
Ob Praxedis das Opfer einer von Heinrich angeordneten Geiselschändung geworden ist, wie Gerd Althoff (…) vermutet, oder ob sich Heinrich seiner offensichtlich ungeliebten und politisch mittlerweile wertlosen Gattin durch fortgesetzte Demütigung und körperliche Gewalt entledigen wollte, muß und kann hier offenbleiben.“ 3)
Zusammenfassend stellt Claudia Zey fest, „dass sich der Status der hochmittelalterlichen Königin im Reich allein über die Ehe mit dem König bzw. Kaiser definierte. Ob diese Position aber stark oder schwach war, ob die Königinnen an der Seite ihrer Gatten politisches Profil gewannen oder ein Dasein als ‚notwendige Gefahrtinnen‘ fristeten, hing nicht allein von der Persönlichkeit der einzelnen Frauen ab, sondern mindestens ebenso vom Respekt ihrer Ehemänner und deren Bereitschaft, ihren Frauen Entscheidungsfreiheit zu lassen. Für die ottonischen Herrscher scheint dieses eine Selbstverständlichkeit gewesen zu sein. Ihrem Vorbild folgte Konrad II. in der Handlungsgemeinschaft mit seiner Frau Gisela und in der Heiratsplanung für seine Kinder. Heinrich Ill. stellte sich mit seiner zweiten Frau Agnes ebenfalls noch in diese Traditionslinie, ging mit dem Turiner Heiratsprojekt für seinen Sohn und Thronfolger aber einen anderen Weg, indem er die Verbindung zur Schwächung eines politischen Gegners im Reich einsetzte.
Der Umgang Heinrichs IV. mit seinen Gattinnen kam einer Demontage weiblicher Herrschaftsausübung gleich, die auch unter Heinrich V. nur noch in begrenztem Umfang revidiert werden konnte. (…)
Für den Bedeutungsverlust des hochmittelalterlichen Königinnentums in der Stauferzeit werden primär der zunehmende Einfluß des römischen Rechts und die zunehmende Verdichtung der Reichsverfassung, d. h. strukturelle Gründe verantwortlich gemacht. Diese Kausalitäten sollen nicht bestritten werden. Es scheint aber evident, daß die Vorboten für diese Entwicklungen bereits in der Geschichte von den Frauen der Salier zu erkennen sind.“ 4)