Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Beiersdorfstraße

Lokstedt (2023): Paul Carl Beiersdorf (26.3.1836 Neuruppin – 17.12.1896 Berlin), Apotheker und Gründer des gleichnamigen Unternehmens.


Siehe: Troplowitzstraße
Siehe: Unnastraße

Im Amtlichen Anzeiger vom 27.6.2023 heißt es zur Erklärung des Straßennamens: „Nach Paul Carl Beiersdorf, geboren am 26. März 1836 Neuruppin, gestorben am 17. Dezember 1896 in Berlin, ließ sich im Jahr 1880 als Apotheker in Hamburg nieder. Neben seiner Haupttätigkeit als Apotheker forschte er an pharmazeutischen Präparaten. In enger Zusammenarbeit mit dem Dermatologen Paul Gerson Unna entwickelte Beiersdorf ein besonderes Pflaster, die sogenannte Guttaperchapflastermulle, wofür er ein Patent erhielt. Im Jahr 1882 gründete Beiersdorf die Firma Beiersdorf AG, deren Firmensitz heute an der Troplowitzstraße liegt.“

Bei dieser Straßennamensbenennung handelt es sich um die Umbenennung des 300 Meter langen Teilstückes der Troplowitzstraße, ausgehend von der Stresemannstraße bis kurz vor den Wiesingerweg.

Paul Carl Beiersdorf war der Sohn von Augustine Friederike Wilhelmine Beiersdorf, geborene Sturm und des Kaufmanns Carl Heinrich Beiersdorf.

„Das Gymnasium schließt er ohne Abitur ab, um eine Apothekerlehre zu machen. In Berlin studiert er Pharmazie. Nach Staatsexamen und Approbation zieht es ihn weit weg: In Moskau übernimmt er die technische Leitung einer Fabrik [Galvanisierungsanstalt] und kehrt 1864 als Mitinhaber einer Firma, die optische Instrumente herstellt, nach Berlin zurück. Zehn Jahre darauf verlässt er das gut gehende Unternehmen, um sich selbst etwas aufzubauen: Er kehrt zu seinen Leisten zurück und erwirbt nacheinander Apotheken in kleinen preußischen Städten, Bärwalde und Grünberg, (…).“ 1)

In dieser Zeit war er bereits seit 1871 mit der 14 Jahre jüngeren Antonie Marie Mauss (25.4.1850 – 8.2.1938) verheiratet, die er in Moskau kennengelernt hatte. Das Paar bekam eine Tochter und drei Söhne, geboren: 1872, 1875, 1876, 1887.

1880 kam Beiersdorf mit seiner Familie nach Hamburg und übernahm die Merkur-Apotheke in der Nähe des Michels.

„Hier beschäftigte er sich mit physiologischen und nahrungsmittelchemischen Untersuchungen,“2) baute ein Laboratorium auf „und bot Ärzt*innen seine Dienste an“.3)

Weiter heißt es in der Neuen Deutschen Biographie: „Später griff er die Herstellung dermatologischer Präparate auf. Er übernahm die Erzeugung der von Apotheker Bombelon erdachten Salbenmulle. B. führte auch die aus Amerika kommenden Kautschukpflaster ein, die vor den in den Arzneibüchern aufgeführten Pflastern den Vorteil hatten, daß sie auch im kalten Zustand hafteten. Aus den Heftpflastern entwickelte er in Zusammenarbeit mit dem Professor der Medizin J. G. Unna [siehe: Unnastraße] Heilpflaster. Er verwandte nur die klebenden Eigenschaften des Kautschuks und benutzte an Stelle der Baumwollunterlagen Guttapercha und schuf so die medikamentösen Heilpflaster,“ 4) schreibt Manfred Stürzbacher. Für dieses Verfahren meldete Beiersdorf 1882 sein erstes Patent an.

Im selben Jahr der Patentanmeldung trennte Beiersdorf die Pflasterabteilung von der Apotheke.
„Das Datum der Patentschrift, der 28. März 1882, gilt zugleich als Gründungsdatum der Firma [Beiersdorf]. Ein Jahr später verkaufte Beiersdorf die Apotheke und zog mit dem Laboratorium nach Altona, heute ein Stadtteil von Hamburg.“ 5)

„1886 führte er die Salbenstifte ein; weiter wurden medizinische Seifen auf einer neutralen überfetteten Basis-Seife fabriziert. Das neu entstandene Leukoplast machte den Namen B. weltbekannt. Doch verkaufte noch B. selbst 1890 die Firma.“ 6)

In Wikipedia wird der Grund für den Firmenverkauf angegeben. „Nach dem Selbstmord seines 16-jährigen [richtig: 14jährigen] Sohnes Carl Albert [1876-1890], der sich wegen einer Nichtversetzung am Gymnasium erschoss, verkaufte er 1890 die Firma für 60.000 Mark an Oscar Troplowitz [siehe: Troplowitzstraße]. Zum damaligen Zeitpunkt beschäftigte das Unternehmen, das Beiersdorfs Namen behielt, neben dem Inhaber acht Arbeiter, zwei Expedienten und einen Laboranten.“ 7)

Über Beiersdorfs weiteres Leben heißt es: „Er arbeitet auch nach 1890 noch weiter, erfindet eine Schweiß aufsaugende Einlegesohle - deren Patent Troplowitz ihm abkauft. Irgendwann will er wieder ins Geschäft. Doch die Behörden erlauben es ihm nicht, Leute zu beschäftigen. Trotz Firmenverkaufs geht es Beiersdorf wegen vieler Hypotheken offenbar finanziell zu schlecht. Verzweifelt geht der 60-Jährige am 17. Dezember 1896 nach Berlin ins Kultusministerium und erfragt eine Audienz bei dem fürs Apothekenwesen zuständigen Obermedizinalrat. Der wird sich vielleicht nur gewundert haben, was der ältere Herr da von ihm will, und weist ihn ab. Der seelisch zerrüttete Apotheker hat sich für einen neuerlichen Tiefschlag präpariert. Er schluckt das Gift, das er bei sich trägt, spektakulär noch im Ministerium, und ‚stirbt auf der Stelle‘, wie das Beiersdorf-Archiv vermerkt.“ 8)