Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Troplowitzstraße

Hoheluft-West (1971): Oskar Troplowitz (18.1.1863 Gleiwitz -27.4.1918 Hamburg), Begründer der Firma Beiersdorf. Wohnte Agnesstraße 1


Siehe auch: Beiersdorfstraße

Vor 1971 hieß die Straße teilweise Bötelkamp.

Geboren wurden Oskar Troplowitz als Sohn von Agnes Troplowitz, geb. Mankiewicz (1838-1912) und des Maurermeisters und Architekten Louis Troplowitz (1825-1913).

„1870 zog Oscar Troplowitz mit seinen Eltern von Gleiwitz nach Breslau. Dort besuchte er das Maria-Magdalenen-Gymnasium und absolvierte auf Wunsch des Vaters eine dreijährige Lehrzeit als Apotheker bei seinem Onkel, dem späteren Hofrat Gustav Mankiewicz. Nach Gehilfenjahren in Berlin und Posen studierte er ab 1884 Pharmazie an der Schlesischen Friedrich Wilhelm-Universität Breslau. 1888 promovierte er an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg zum Doktor der Philosophie und Magister der freien Künste. 1890 siedelte er nach Hamburg über (…).“ 1).

Damals war er 27 Jahre alt. Er kaufte noch im selben Jahr seiner Ankunft in Hamburg das zum Verkauf angebotene Laboratorium von Paul Beiersdorf nebst kosmetischen und dermatologischen Patenten. Das Geld dafür stammte aus der Mitgift seiner Cousine und zukünftigen Ehefrau Gertrud Mankiewicz (23.7.1869 Posen – 20.8.1920 Hamburg), Tochter von Therese Mankiewicz (1844-1921) und Gustav Mankiewicz (1833-1905) und die er ein Jahr später, 1891, heiratete, also nachdem er sich eine eigene Existenz aufgebaut hatte. „Troplowitz verlegte den Firmensitz von der Oelkersallee Nr. 82 im preußischen Altona nach Hamburg auf ein 116 Quadratmeter großes Areal am Lokstedter Weg, der heutigen Unnastraße [siehe unter: Unnastraße]. Aus dem von Beiersdorf übernommenen Labor für pharmazeutische Produkte entstand unter der Ägide von Troplowitz ein ausgedehntes Unternehmen von Weltruf“, 2) schreibt der Historiker Sven Tode.

„Troplowitz, der sich der Wirkung von Marken schon früh bewusst war, hielt am alten Namen der Firma fest. Fortan hieß das Unternehmen ‚P. Beiersdorf & Co.‘ – so lief Troplowitz auch nicht Gefahr, mit seinem jüdischen Namen das Firmenimage zu belasten.

Unter Oskar Troplowitz wurde die Firma äußerst erfolgreich. 1898 kam das Pflaster ‚Leukoplast‘ auf den Markt, das 1922 um eine Mullauflage ergänzt wurde und bis heute erhältlich ist. (…). Als eine der weltweit ersten Zahncremes in Tuben brachte Beiersdorf 1892 ‚Pebecco‘ raus. (…), 3) so Pauline Reibe. Und Sven Tode schreibt über die Produkte: „Troplowitz erwarb 1911 von Dr. Isaak Lifschütz das Eucerit-Patent zur Herstellung stark wasseraufnahmefähiger Salben, das die Basis für sämtliche kosmetischen und medizinischen Salben war. Er nutzte es vornehmlich für ‚Nivea Creme‘ und schuf damit die Grundlagen für das weltweit erfolgreichste Kosmetikum.“ 4)

Troplowitz arbeitete eng mit dem Hautarzt Paul Gerson Unna zusammen (siehe: Unnastraße). Dieser war schon Beiersdorfs Partner gewesen. „Unna und Troplowitz entwickelten um die Jahrhundertwende die ‚Lippenpomade‘, die ab 1909 unter dem heute weltberühmten Namen Labello vertrieben wurde. Auch moderne Klebebänder wie 1896 das ‚Cito Sport-Heftpflaster’ sowie 1906 das rein technische Klebeband Lassoband waren Ergebnis dieser Zusammenarbeit. Ab dem Jahr 1936 wurden die Klebebänder und –filme unter dem Namen Tesa vertrieben (…).“ 5)

In einer Rezension zu dem Buch von Henning Albrecht „Troplowitz - Porträt eines Unternehmerpaares“ wird auch das Thema Kolonialismus angesprochen. So schreibt der Rezensent Arndt Neumann: „Über den Text verstreut finden sich mehrere Hinweise, von dem kolonialen Rohstoff Guttapercha, der für den Aufstieg des Pharmaunternehmens Beiersdorf von zentraler Bedeutung war, über die Förderung der Deutschen Zentral-Afrika-Expedition von 1910/11 bis hin zur Mitgliedschaft in der Deutschen Kolonialgesellschaft.“ 6)

Henning Albrecht schreibt in seiner Troplowitz Biographie: Troplowitz „unterstützte, wie viele wilhelminische Deutsche, die koloniale Expansion des Reichs und war Mitglied der Hamburger Abteilung der deutschen Kolonialgesellschaft. Außerdem förderte er 1906 mit einer Spende von 100 Mark das Elisabeth-Haus in Windhuk – ein vergleichsweise großzügiger Betrag, der sonst nur von geldgebenden Gesellschaften erreicht oder übertroffen wurde. Bei dem Haus handelte [es] sich um eine Entbindungsklinik, getragen vom Deutschen Frauenverein vom Roten Kreuz für die Kolonien und der Deutschen Kolonialgesellschaft, einmal mehr also um eine Institution der Säuglingsfürsorge – doch in diesem Fall um eine, die ausdrücklich dazu gedacht war, deutsche Bevölkerungspolitik in Südwestafrika zu betreiben.

Überdies zählte Troplowitz zu den namhaften Finanziers der deutschen Zentralafrika-Expedition 1910/11 unter Adolf Friedrich zu Mecklenburg, die deren Teilnehmer zum Becken des Tschadsees führte, zu den wenig erforschten Urwaldgebieten an den nördlichen Zuflüssen des Kongo und bis an den Nil im heutigen Sudan, und deren Ergebnisse im Anschluss in dem Buch ‚Vom Kongo zum Niger und Nil‘ publiziert wurde. Diese Expedition reihte sich ein in die umfassenden deutschen Forschungsanstrengungen in Afrika dieser Jahre, an denen Hamburger Forscher und Finanziers intensiv beteiligt waren – nicht umsonst war die Stadt Sitz des Kolonialinstituts.“ 7)

Troplowitz war ein sozialer Unternehmer. Er gewährte Weihnachtsgeld, ließ die Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich reduzieren, so von 60 auf 56 und ab 1912 auf 48 Stunden. Auch gab es eine Pensions- und Unterstützungskasse sowie einen zweiwöchigen bezahlten Urlaub. Darüber hinaus wurde 1898 eine Stillstube und wenig später eine Hilfskasse für Frauen eingerichtet. „Weibliche Mitarbeiter gab es übrigens nicht nur in der Produktion. 1915 waren unter den fünf Naturwissenschaftlern im Labor bereits zwei Chemikerinnen. Zwei Jahre später wurden die ersten Frauen im Außendienst beschäftigt. Sie durften das Unternehmen gegenüber Kunden und Geschäftspartnern repräsentieren.“ 8)

Troplowitz unterstützte die bürgerliche Frauenbewegung in Hamburg durch seine Mitgliedschaft im Verein „Soziale Hilfsgruppen“, ein Zweigverein der Ortsgruppe Hamburg des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins.9) Außerdem arbeitete er mit Gertrud Bäumer [siehe Gertrud-Bäumer-Stieg] im Bund für Schulreform zusammen und deshalb „unterstützte er auch deren Gründung einer Sozialen Frauenschule und eines Sozialpädagogischen Instituts in Hamburg und setzte sich so also auch außerhalb seiner Firma dafür ein, Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten für Frauen zu schaffen. (…) Hier allerdings gab er lediglich Geld und opferte nicht überdies noch Zeit in einem Ehrenamt.

Grundlage für sein Engagement war wohl schlicht die Überzeugung von Bäumers Anliegen: Schon zwischen 1904 und 1907, also lange vor seinem Kontakt zu ihr, hatte er sich als einziger Abgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft jenseits der Sozialdemokraten für einen gleichberechtigten Zugang von Frauen zu Berufen in der Armenpflege eingesetzt. Ziel der von Bäumer gegründeten und Ende April 1917 eröffneten beruflichen Fortbildungseinrichtungen war die Schulung von Frauen und Mädchen auf dem Gebiet der sozialen Arbeit und die Qualifizierung von Sozialarbeiterinnen. (…) Die Förderung von Frauen über Erwerbsarbeit, die Troplowitz im eigenen Unternehmen praktizierte, spiegelte sich also wider in seinen gesellschaftlichen und wohltätigen Aktivitäten. Dies sollte allerdings nicht als Zeichen einer sich in alle Bereiche erstreckenden sozialen Fortschrittlichkeit überbewertet werden, unterstützte Troplowitz doch zugleich die Stellenvermittlung des Hamburger Hausfrauen-Vereins. Diesem Verein ging es darum, den Dienstbotenberuf wieder attraktiver zu machen, um dem bestehenden Mangel an Personal in den bürgerlichen Haushalten zu begegnen, der unter anderem dadurch entstanden war, dass Erwerbsarbeit für Frauen statt in schmutzigen Fabriken unter oft gesundheitsschädlichen Bedingungen nun zunehmend auch im Berufsfeld von Angestellten in sauberen, geheizten Büros möglich wurde, und zwar mit weiteren Privilegien, was Bezahlung und versicherungsrechtlichen Status anbetraf. Diese Arbeit war attraktiver als eine Beschäftigung in der Abhängigkeit und strengen Reglementierung häuslicher Dienstverhältnisse. (…).“ 10)

Politisch gehörte Troplowitz von 1904 bis 1910 als Mitglied des linken Zentrums der Hamburgischen Bürgerschaft an. Außerdem war er von 1906 bis 1918 Mitglied der Baudeputation, von 1910 bis 1916 Deputierter in der Oberschulbehörde und ab 1918 Deputierter in der Finanzbehörde.

Auf sozialem Gebiet unterstützte er z. B. ein Säuglingsheim, den Verein für Kinderschutz- und Jugendwohlfahrt, den deutschen Hilfsverein für entlassene Gefangene, die Zentralbibliothek für Blinde, eine Krippe und einen Mädchenhort in Hamburg Eimsbüttel in der Methfesselstraße 53.

Auch seine Ehefrau Gertrud Troplowitz engagierte sich auf sozialem Gebiet und war darüber hinaus in der bürgerlichen Frauenbewegung aktiv. So gehörte sie 1901 „zum Verwaltungsrat des Mädchenhortes St. Pauli [Paulinenplatz 11]. Darüber hinaus gehörte sie zum Gründungsvorstand des ersten Frauen-Clubs in Hamburg, des Lyceum Clubs.“ 12) Gertrud Troplowitz fungierte ab 1910 als Vorsitzende des Mädchenhortes in der Methfesselstraße, „einer Einrichtung, die an Nachmittagen bis in den frühen Abend hinein die Betreuung von Kindern berufstätiger Eltern gewährleistete, allerdings ausschließlich für Mädchen, die eine Volksschule besuchten“, 13) schreibt Henning Albrecht in seiner Troplowitz Biografie.

Das Ehepaar Troplowitz, das kinderlos geblieben war, unternahm viele Reisen, auf denen sie auch mit Kunst in Berührung kamen und – beraten durch den Maler Friedrich Ahlers-Hestermann – ab 1909 eine bedeutende Kunstsammlung zusammentrugen. Gesammelt wurden z. B. Werke von Max Liebermann (siehe: Liebermannstraße), Pablo Picasso, Auguste Renoir, Max Slevogt (siehe: Slevogtstieg), Wilhelm Trübner (siehe Trübnerweg). In sein Arbeitszimmer ließ Troplowitz das Gemälde „die Absinthtrinkerin“ von Pablo Picasso hängen. Neben dem Sammeln von Bildern unterstützte das Ehepaar Troplowitz auch verschiedene Künstler. Nach dem Tod von Gertrud Troplowitz kamen aus ihrem Nachlass 17 Gemälde als Schenkung in die Hamburger Kunsthalle.

1916 kaufte Troplowitz ein Landgut in Westensee. „Westensee als Rückzugsort wurde für Troplowitz zunehmend wichtiger, vor allem als während des Ersten Weltkriegs immer mehr Führungspersonal seiner Firma zum Militär einberufen wurde. Die Arbeitslast für ihn und für Otto Hanns Mankiewicz, den Bruder seiner Frau, den er 1906 zum Teilhaber der Firma gemacht hatte, wurde stetig größer. (…)

Auch zu Kriegszeiten schränkte Oskar Troplowitz sein soziales Engagement nicht ein, (…): Er gründete 1916 die Troplowitz-Mankiewicz-Alters- und Hinterbliebenen-Stiftung (TROMA) die – und das war das besondere daran – nicht nur seinen Angestellten zugutekam, sondern auch den Arbeitern von Beiersdorf offen stand und bei Alter und Erwerbsunfähigkeit, Kriegsverletzungen und unverschuldeten Arbeitsunfällen zahlte.“ 14) Im Vorstand der TROMA befanden sich drei Vertretungen der Firmenleitung, zwei männliche und zwei weibliche Angestellte sowie auch zwei Arbeiterinnen und zwei Arbeiter.

Troplowitz starb 1916 im Alter von 55 Jahren an einem Schlaganfall. Zwei Jahre später verstarb sein Partner Otto Hanns Mankiewicz im Alter von 47 Jahren an einem Herzinfarkt. Gertrud Troplowitz war nun alleinige Firmeninhaberin. „Die 49-Jährige hatte keine geschäftliche Erfahrung und übernahm das Unternehmen in unruhigen Zeiten. Deshalb war sie auf die Unterstützung der Prokuristen und ihrer Bank, der Warburg-Bank, angewiesen. Dennoch war Gertrud ‚keine passive Randfigur, die den Herren das Feld überließ‘. Angebote von anderen Firmen, sich an Beiersdorf zu beteiligen, lehnte sie ab. Sie wollte das Erbe ihres Mannes wahren. 1920 wandelte Gertrud die Firma Beiersdorf in eine Kapitalgesellschaft um. Neben ihr selbst wurden die sechs Prokuristen und die Bank M. M. Warburg & Co an der P. Beiersdorf & Co., GmbH beteiligt. Für die Leitung des neuen Unternehmens fand sich relativ schnell ein geeigneter Kandidat: Prokurist Willy Jacobsohn war seit 1914 bei Beiersdorf (…). Gertrud Troplowitz übernahm den Vorsitz der TROMA.“ 15)

Doch Gertrud Troplowitz starb bereits 1920 im Alter von 51 Jahren an einem Herzanfall. „Die Gelder aus ihrem Erbe, so hatte sie in ihrem Testament verfügt, gingen zwar in erster Linie an ihre Familie – aber auch an ihre Hausangestellten in Hamburg und Westensee, an die Kantinenleiterin von Beiersdorf, an ihre Privatsekretärin, die Arbeiterinnen und Arbeiter der Firma, die Hilfs- und Unterstützungslasse und die TROMA, (…).“16)

Ein Jahr nach ihrem Tod zog ihre Schwester Valerie Alport, geb. Mankiewicz (23.5.1874 Posen – 11.12.1960 Marseille) in die Villa der Troplowitz‘ in der Agnesstraße 1 ein.

Auch Valerie Alport war eine große Kunstsammlerin. Valerie und ihre Schwester entstammten einer Apothekerfamilie. Valerie Alport besaß Anteile an der Firma Beiersdorf in Hamburg-Eimsbüttel, und war mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Firma Beiersdorf, Leo Alport (8.2.1868 Posen - 5.3.1935 Hamburg) verheiratet. Das Ehepaar hatte zwei Kinder, Anna Elisabeth und Erich.

Vor dem Ersten Weltkrieg hatte Valerie Alport in Paris Kunstgeschichte studiert und mit der Sammlung von Kunstwerken begonnen. 1920 erbte sie von ihrer verstorbenen Schwester Gertrud einen Teil deren Kunstsammlung.

In der Villa Agnesstraße 1 veranstaltete Valerie Alport Konzerte und Vorträge mit und für kunst- und kulturinteressierte Menschen. 1931/32 war Valerie Alport Mitglied der GEDOK (Gemeinschaft deutscher und österreichischer Künstlerinnen und Kunstfreundinnen).

Valerie Alports Kunstsammlung bestand aus neuer Kunst, so aus Bildern von Chagall, Matisse, Derain, Nolde [siehe: Noldering]. In Hamburg herrschte damals unter den wohlhabenden Kreisen ein reges Sammlerinteresse an moderner Kunst. Maike Bruhns schreibt dazu: „Im Jahre 1933 herrschte Vielfalt in der Szene. Wohlhabende Bankiers, Industrielle und Kaufleute wie Familie Behrens, Richard Samson, August Neuenburg, Heinrich Carl Hudtwalcker, Hermann Reemtsma, Otto Blumenfeld, Leo Alport konkurrierten mit den sammelnden Kunsthistorikern Max Sauerlandt, Rosa Schapire [siehe: Rosa-Schapire-Weg], Wilhelm Niemeyer, Hildebrandt Gurlitt, Carl Georg Heise, sowie den Architekten Oskar und Hans Gerson [siehe: Gersonweg], den Ärztenn Reinhard des Arts, Otto Siegfried Julius, Albert Martin Wolffson, den Juristen Reichard Robinow und Paul Rauert.“ 17) Mit der jüdischen Malerin Anita Rée [siehe: Anita-Rée-Straße) war Valerie Alport seit den 20er Jahren des 20. Jhds. freundschaftlich verbunden. Sie kaufte der Künstlerin zahlreiche Bilder ab und schützte sie somit vor Armut. 1931 reisten beide nach Italien. Die Reise finanzierte Valerie Alport. Nach Anita Réess Freitod im Jahre 1933 erbte sie die bei ihr gelagerten Bilder der Künstlerin. Valerie Alport besaß nun 85 Arbeiten von Anita Rée.

1935 starb Leo Alport, zwei Jahre zuvor, im April 1933, war er als jüdisches Aufsichtsratsmitglied von seinem Posten bei Beiersdorf zurückgetreten. Ein Jahr nach seinem Tod schenkte Valerie Alport einen Teil der Rée-Bilder dem Jüdischen Museum in Berlin. Nach dessen Zerschlagung im Jahre 1938 „glaubte man alle Bilder vernichtet, sie fanden sich nach Kriegsende dann erstaunlicherweise unversehrt wieder im Keller der Reichskulturkammer“ 18), so Maike Bruhns.

Am 22. Juli 1937 emigrierte Valerie Alport zu ihrem Sohn Erich nach Oxfort. Zuvor hatte sie die Villa in der Agnesstraße verkauft. „Sie erhielt nur einen Teil der Kaufsumme ausbezahlt, von ihm bestritt sie in den Folgejahren ihre Lebenshaltungskosten. Das beträchtliche Vermögen wurde ihr durch ‘Reichsfluchtsteuer’ und ‘Judenvermögensabgabe’ mit Festlegung und Verkauf der Beiersdorf-Aktien im Wert von über einer Million Reichsmark abgenommen und der Rest auf einem Auswanderersperrkonto in der Bank M. M. Warburg festgelegt. Von London aus überwies Valerie Alport bis September 1941 von diesem Konto immer wieder Gelder an jüdische Hilfsorganisationen, an das ‘Hilfswerk Hamburg von 1933’, an den ‘Hilfsverein der Juden in Deutschland’ in Berlin, an Freunde oder alte Bekannte.“ 19)

Da nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten Moderne Kunst verfemt und verfolgt wurde und als „entartete Kunst“ galt, hatte Valerie Alport ihren Kunstbesitz, darunter auch Bilder von Anita Rée, ungehindert in die Emigration mitnehmen dürfen.