Willebrandstraße
Altona-Altstadt (1950): Johann Peter Willebrand (10.9.1719 Rostock – 22.7.1786 Hamburg), Polizeidirektor in Altona von 1757-1767.
Siehe auch: Fritzschweg
1869 wurde die Straße in Humboldtstraße benannt, nach Wilhelm von H. und 1950 wegen Doppelbenennung umbenannt in Willebrandstraße.
„Als Altonaer Polizeidirektor scheiterte Willebrand, doch als Schriftsteller war er durchaus erfolgreich und angesehen“, 1) schreibt der Historiker Franklin Kopitzsch.
Willebrand war der Sohn von Margaretha Wendula Willebrand, geborene Nembzau und des Kaufmanns Tobias Willebrand.
Nach dem Jurastudium und der 1742 erfolgten Promotion ging Willebrand- wie es damals üblich war – auf Bildungsreise durch Europa. Dann ließ er sich als Advokat in Lübeck nieder und ehelichte 1747 im Alter von 28 Jahren die Witwe Johanna Maria Paarmann, geborene Meyer. Sie hatte 1739 den Kaufmann Peter Pahrmann (Paarmann) geheiratet und mit ihm einen Sohn bekommen. Zwei Monate nach der Geburt des Kindes starb Peter Paarmann 1745. Damals war Johanna Maria Paarmann 27 Jahre alt. Sie erbte das Haus, in dem sie mit ihrem Mann gelebt hatte. Das Haus blieb auch ihr Wohnsitz, als sie zwei Jahre nach dem Tod ihres Ehemannes Johann Peter Willebrand heiratete. Dieser soll sich um seinen Stiefsohn, der damals bei der Heirat seiner Mutter mit Willebrand zwei Jahre alt war, liebevoll gekümmert haben. „Weil der Junge in den städtischen Schulen Altonas und Hamburgs keine ausreichende Förderung und keine Entfaltungsmöglichkeiten bekam, unterrichtete Willebrandt ihn persönlich und stellte private Hauslehrer ein. Innig, zugewandt und liebevoll soll es im Willebrandt’schen Haushalt zugegangen sein, denn der zwischenzeitliche Polizeidirektor von Altona und hauptsächlich schreibende und reisende Schriftsteller hielt nichts von Zwang, von Züchtigung und Drill und sehr viel von Gesprächen und von beispielhaftem Vorleben. Als Peter Michael Paarmann Neigung zum Arztberuf zeigte, wurde er zur Probe auf einige Jahre bei einem Hamburger Apotheker in die Lehre gegeben; keine leichte, sondern eine schwierige Lehrzeit für ihn, die er zuletzt mit großem Erfolg in Emden abschloss. Stiefvater Willebrandt reiste danach mit dem jungen Mann und der Familie quer durch Deutschland, um für ihn die richtige Universität zu finden.“ 2)
Willebrand und seine Ehefrau bekamen noch den Sohn Christian Ludwig, der später wie sein Vater Schriftsteller wurde.
Noch in Lübeck begann Willebrand: „sich mit der Geschichte der Hanse zu befassen und kann daher als einer der ganz frühen Hansehistoriker angesehen werden.“ 3)
Willebrands Kontakt zum dänischen Staatsminister Johann Hartwig Ernst von Bernstorff (siehe: Bernstorffstraße), tat seiner Karriere gut, denn er „wurde 1755 vom Dänischen König zum Justizrat und Mitglied des Pinnebergischen und Altonaer Oberappellationsgericht sowie des Oberkonsistoriums in Glückstadt ernannt“ 4) Diese berufliche Position machte es notwendig, dass Willebrand mit seiner Familie nach Altona zog.
Dort fungierte er von 1757 bis 1767 als Polizeidirektor. Wie es zu dieser beruflichen Position kam, beschreibt Hans Nirnheim 1898 in der Allgemeinen Deutschen Biographie sehr plastisch: Da mit der Position eines Justizrates und die des Mitglieds des Pinnebergischen und Altonaer Oberappellationsgerichts sowie des Oberkonsistoriums in Glückstadt: „weder ein Gehalt noch eine ernste und anhaltende Thätigkeit verbunden war, so bemächtigte sich des arbeitslustigen Mannes bald eine große Unzufriedenheit. Er ergriff daher im J. 1759 während eines zufälligen Aufenthalts in Kopenhagen eifrig die Gelegenheit, sich um das gerade erledigte Polizeidirectorat in Altona bei Bernstorff und dem Könige zu bewerben. Er hatte mit seiner Bewerbung Erfolg und trat, wenn auch durch die geringe Höhe des ihm zugebilligten Gehalts von Anfang an enttäuscht, dennoch mit frohem Muthe und in der Hoffnung auf eine ersprießliche Thätigkeit sein neues Amt an. Allein dieses wurde für ihn eine Quelle fortgesetzter Sorgen und Unannehmlichkeiten. Es gestattete seiner Wirksamkeit keineswegs den Spielraum und die Selbständigkeit, die er erhofft hatte. Indem er aber seine Competenzen zu erweitern suchte, gerieth er zu seinem Vorgesetzten, dem holsteinischen Oberpräsidenten, einerseits, zum Magistrate und den Bürgern Altonas andrerseits in ein derartig schlechtes Verhältniß, daß er allmählich alles Ansehen verlor und sich zur Thatenlosigkeit verdammt sah. Krank an Körper und Seele erbat er gegen Ende des Jahres 1766 seinen Abschied, der ihm im folgenden Jahre gewährt wurde.“ 5) Willebrand ging nun auf Reisen und zog 1771 nach Hamburg, wo er sich fortan hauptberuflich der Schriftstellerei widmete.
Willebrands Hauptwerk war der „Grundriß einer schönen Stadt (1775/76), zwei Bände. Dazu Franklin Kopitzsch: „Auf über 600 Seiten legte er seinen Lesern ein wahres Kompendium nahezu aller Bereiche städtischen Lebens und kommunaler Verwaltung vor, basierend auf eigenen Berufs- und Amtserfahrungen, ausgedehnten Reisen und offensichtlich ausgiebiger Lektüre der einschlägigen Literatur aus dem In- und Ausland. (…) Auffallend sind sein soziales Denken und seine humanitäre Grundhaltung, die auch den Schwachen und den Menschen am Rande der Gesellschaft galten. Auch Denkmalschutz sowie Umwelt- und Verbraucherschutz bezog er ein.“ 6)
Willebrand starb wenige Monate nach dem Tod seiner Ehefrau.