Wülfkenweg
Wilhelmsburg (1950), nach dem in Wilhelmsburg seit Jahrhunderten häufig vorkommenden Familiennamen Wülfken
Vor 1950 hieß die Straße Gneisenaustraße. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Wülfkenweg umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es aber nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1950 bei Gneisenaustraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946).
Die meisten alteingesessenen Familien aus Wilhelmsburg waren Bauernfamilien. Warum über solche Wilhelmsburger Familien so wenig bekannt ist, erklärt der Heimatforscher Ernst Reinstorf: „Der ein für allemal feststehende Rahmen der Beschäftigung, in den die Bewohner Wilhelmsburg gewissermaßen eingespannt waren, ließ es kaum zu, dass sich jemand besonders entwickelte oder betätigte, so dass er auffiel, und wenn das doch einmal der Fall war, so ging sein Andenken mangels schriftlicher Aufzeichnung mit seinem und dem folgenden Geschlechte zu Grabe. Dieser Umstand ist es, dass wir so gut wie gar keine Darstellungen von Bauerngestalten aus der früheren Zeit Wilhelmsburg besitzen.“ 1)
Da sich einige Männer aus der Familie Wülfken beruflich anders orientierten und nicht Bauern wurden, gibt es mehr über sie zu berichten. So schreibt Ernst Reinstorf über Peter Wülfken (27.11.1752 Wilhelmsburg – 18.5.1787 Trankebar/Indien): „1768 lernte er gegen den Wunsch seines Vaters bei einem Onkel in Hamburg die Kaufmannschaft. 1775 trat er auf den Rat eines Freundes bei dem tüchtigen Stadtphysikus Dr. Schlönberg in die Lehre, um Wundarzt zu werden. Darauf hörte er in Berlin chirurgische und medizinische Vorlesungen. Als ihm nach sieben Monaten das Geld ausging, wollte er über Amsterdam nach Ostindien reisen, fand 1780 aber erst in Hannover und dann in Hameln eine Anstellung als Arzt bei der Artillerie. In dem erst genannten Orte lernte er zwei Herrnhuter Brüder kennen. Infolgedessen ging er 1783 nach Gnadau und wurde Mitglied der Brüdergemeinde. Nachdem er noch einmal in Berlin gewesen war, um sich in der medizinischen Wissenschaft zu vervollkommnen und nachdem er sich in Herrnhut mit Johanna Dorothea Mühle verheiratet hatte, ging er 1785 als Arzt der Brüdergemeinde nach Trankebar in Ostindien. Aber schon nach zwei Monaten erkrankte er dort und starb, erst 35 Jahre alt, am 18.Mai 1787.“ 2)