Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Bornholdts Treppe

Blankenese (um 1895): Hans Bornholdt (2.1.1787 Blankenese -9.8.1866 Blankenese), Fischer und Grundbesitzer


„Am 23.1.1829 erwirbt der Fischer Hans Bornholdt (1787-1866) von der Erbin Peter Bohns dort Grundbesitz.“ 1)

Auch Hans Bornholdts Vater, Hans Hinrich (1760-1818), war Schiffer gewesen, seine Mutter, Anna Catharina, geb, Hohem (1757-1818) Schiffersfrau.
Hans Bornholdt war das älteste Kind und hatte noch vier Geschwister. Auch er wurde Fischer, später Reeder und Kapitän.

1810, im Alter von 23 Jahren, heiratete er die damals 16-jährige Fischerstochter Anna Catharina Maria Bohn (Lütje) (6.3.1794 Blankenese – 3.4.1873 Blankenese). Das Paar bekam drei Töchter (geb.: 1823, 1831 und 1832). 2)

Gorch Focks (siehe: Gorch-Fock-Straße, Gorch-Fock-Wall) Romane schildern die Situation der Fischersfrauen haut- und seelennah. Genau beobachtet hat er die Ängste und Sorgen der Finkenwärder Fischersfrauen, wenn ihre Männer in ihren Ewern und Kuttern auf die Elbe oder nach der Weser fuhren. Unter ihren Bekannten und Verwandten gab es viele Seemannswitwen. Das machte das Abschiednehmen noch schwerer.

Diese Gedanken, dass der Mann vielleicht auf See bleibt, trübten das Eheleben. Aber nicht nur die Angst um ihren Mann schnürte den Fischersfrauen die Brust zusammen. Es war üblich, dass die Söhne auch Fischer wurden. Hier hieß es nun doppelt Angst haben zu müssen. Die Mütter kamen in große Gewissensnöte. Sie wollten nicht loslassen, nicht auch noch um ihr Kind bangen. Auch das führte häufig zum Streit zwischen den Eheleuten. Der Mann wollte so früh wie möglich seinen Sohn aufs Schiff holen. Und deshalb machte er ihn auch schon im Kleinkindalter mit der See vertraut. „Bis zu drei Jahren war der Junge ein rechtes Mutterkind gewesen, das ihr Schürzenband kaum losgelassen hatte, und sein Vater hatte sich wenig mit ihm abgegeben (…). Dann aber, als der Junge anfing zu sprechen und zu begreifen, war er anders geworden: da kam der Ernst. Da wurde er ausgelacht, weil er ein Mutterkind war, und von ihren Wegen abgelenkt, da wurde das Wort gesprochen: Ne bang wesen, Junge, anners kummst du net mit so See.‘“ 3)

Einige Jahre später begann dann das Ringen um den Sohn. Die Mütter flehten um ihre Kinder. Aber der Mann konnte sich oft durchsetzen. Schließlich sollte der Sohn so schnell wie möglich an das harte Leben an Bord gewöhnt werden. Doch manchmal gelang es den Frauen, ihre Söhne wieder von Bord zu holen. Wenn die Angst zu groß wurde, wenn Gerüchte verbreitet wurden, dem seefahrenden Sohn sei etwas passiert, dann wurden sie zu Kämpferinnen. „Zäh und leidenschaftlich rang die Mutter um ihr Kind, mit krankhafter Heftigkeit verlangte sie es zurück, sie drohte und warnte, bat und schmeichelte, weinte und schluchzte.“ 4)

Doch diesen Kampf dankten ihnen ihre Söhne nicht. Sie wollten zur See – wie ihre Väter. Die Mütter hatten sich kurz über lang doch zu fügen. Sie waren Seemannsfrauen und Seemannsmütter und irgendwann vielleicht auch Seemannswitwen. „Dann saßen sie sonntags in der Kirche ‚(…) in ihren schwarzen Kleidern und mit den dunklen Kopftüchern wie morgenländische Klageweiber anzusehen. Der letzte Jahrgang hatte die Stirnen auf der harten Holzlehne liegen, als sei kein Leben mehr in ihm: so wollten es die Sitte und der Schmerz.“ 5)

Auch Maike und Ronald Holst beschreiben das Leben der Seemannsfrauen in ihrem Buch „Blankeneser Frauen“.6) So schreiben sie über die Blankeneser Verhältnisse: „Da Blankenese ein Fähr-, Fischer- und Seefahrerdorf war, befanden sich die Männer meist auf dem Wasser. Zur Mitte des 19. Jahrhunderts gingen 92% der männlichen Bevölkerung – im Alter über 14 Jahren – Seefahrerberufen nach. Während die Männer häufig abwesend waren, mussten deren Frauen die Rolle der Familienoberhäupter und Ernährer übernehmen.

Da 13% der Fischer im 18. und 19. Jahrhundert auf See blieben, fiel den Frauen die Ernährerrolle bei Todesfällen zu, es sei denn, sie heirateten wieder.“ 7)