Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Wilhelm-Drexelius-Weg

Barmbek-Nord (2010): Wilhelm Drexelius (31.7.1906 Altona - 22.3. 1974 Hamburg), Rechtsanwalt, Verteidiger von in der Zeit des Nationalsozialismus politisch Verfolgten, Bausenator, Schulsenator, Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft.


Siehe auch: Klabundeweg
Siehe auch: Ruscheweyhstraße

In seiner Jugend war Drexelius, dessen Vater den Beruf eines Sattlers nachging, von 1921 bis1925 Mitglied der SAJ (Sozialistische Arbeiter Jugend) gewesen, wobei er 1924 den Vorsitz hatte. Im selben Jahr trat er der SPD bei.
Während seiner Studienjahre in München und Hamburg, wo er Rechtswissenschaften studierte und nebenher aus finanziellen Gründen im Hafen arbeitete, gehörte er von 1926 bis 1929 der sozialistischen Studentengruppe an und war auch im ASTA vertreten.

Seit seiner Gründung im Jahr 1924 bis zu seinem Verbot 1933 durch die Nationalsozialisten war Drexelius Mitglied im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund Deutscher Kriegsteilnehmer und Republikaner gewesen. Das Reichsbanner war von den drei Parteien der Weimarer Koalition (SPD, Zentrum und DDP) gegründet worden. „Es sollte dem Schutz der Weimarer Republik gegen ihre radikalen Feinde dienen.“ 1)

Sein Jurastudium schloss Drexelius 1929 mit der Promotion zum Dr. jur. ab, bestand 1932 die große juristische Staatsprüfung und wurde 1933 als Rechtsanwalt zugelassen. „Wenig später verwehrten die Nationalsozialisten ihm als Sozialdemokraten den Eintritt in den höheren Verwaltungsdienst, obwohl er bereits dafür vorgemerkt war.“ 2) So eröffnete er im Mai 1933 zusammen mit Klara Genter, der später mit Erich Klabunde verheirateten Juristin, am Neuen Wall 54 eine Rechtsanwaltskanzlei. Nachdem Klara Klabunde (siehe: Klabundeweg)1935 mit ihrem Ehemann nach Berlin gezogen war, betrieb Drexelius die Kanzlei zunächst allein weiter und ab 1945, nachdem Klara Klabunde nach Hamburg zurückgekehrt war, wieder mit ihr.

In der NS-Zeit verteidigte er mit dem Rechtsanwalt Herbert Ruscheweyh (1892-1965) (siehe: Ruscheweyhstraße) von den Nationalsozialisten verfolgte SPD Mitglieder. 1938 arbeitete er in London in Partnerschaft mit einem jüdischen Emigranten (Sueskind) aus Hamburg und in Amsterdam mit einem jüdischen Kollegen (van Gheef).
In der NS-Zeit trat er nicht der NSDAP bei. Er war von 1933 bis 1945 Mitglied des NS-Reichswahrerbundes. Dieser war die Berufsorganisation der Juristen in der NS-Zeit. „Es gab für Juristen keine Pflicht zur Mitgliedschaft im NSRB, aber eine fehlende Mitgliedschaft wurde als Hinweis auf mangelnde nationalsozialistische Gesinnung verstanden. Da der NSRB als Standesorganisation im Benehmen mit dem Reichsjustizministerium über für Rechtsanwälte wichtige berufliche Funktionen entschied, konnte es einen Nachteil für einen Rechtsanwalt bedeuten, nicht NSRB-Mitglied zu sein. Das Reichsjustizministerium entschied etwa ‚im Einvernehmen‘ mit dem BNSDJ bzw. NSRBB über die Zulassung eines Rechtsanwalts bei den Gerichten und über die Besetzung anderer wichtiger Positionen der Rechtsprechung und in juristischen Organisationen wie etwa der Reichsrechtsanwaltskammer.“ 3)

Im Zweiten Weltkrieg wurde Drexelius zur Wehrmacht eingezogen. Er hatte den Rang eines Oberleutnants und wurde für Kampfhandlungen in Italien mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet.4)

Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde Drexelius Senatssyndikus des Rechtsamtes in Hamburg und ab 1951 in gleicher Funktion in der Senatskanzlei tätig (Leiter der Senatskanzlei). Von 1961 bis 1974 gehörte Drexelius als SPD-Abgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft an, wurde dann zunächst Senator der Baubehörde, ab Mitte Dezember 1961 Schulsenator und nach der Bürgerschafswahl 1966 zusätzlich Zweiter Bürgermeister. 1970 schied er aus dem Senat aus und wurde wieder als Rechtsanwalt tätig.