Alfred-Wegener-Weg
Neustadt (1935): Prof. Dr. Alfred Wegener (1.11.1880 Berlin – November 1930 Grönland), Meteorologe, Polarforscher
Siehe auch: Köppenstraße
Siehe auch: Georgiweg
Der Alfred-Wegener-Weg wurde 1935 in der Zeit des Nationalsozialismus benannt. „Alfred Wegener (…) wurde nach seinem Tod für die wissenschaftspolitischen Zwecke der Nationalsozialisten instrumentalisiert. Andere Polarforscher wurden sogar aktive Verfechter des Regimes“, 1) schreibt Christian Salewski auf der Website des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven.
Alfred Wegener war der Sohn von Anna, geb. Schwarz (9.12.1847-1919) und des Theologen und Altphilologen Richard Wegener (1843-1917), der in Berlin das Schindlersche Waisenhaus leitete. Alfred hatte noch vier Geschwister. „Zwei seiner Geschwister sterben früh, sein Bruder Kurt (später ebenfalls Naturwissenschaftler) und seine Schwester Tony [1873-1934] (sie wird Malerin) werden ihn überleben. Das Elternhaus ist geprägt von humanistischer Bildungstradition, verbunden mit preußischer Pflichterfüllung und einem ausgesprochen starken Verantwortungsgefühl. Diese Maximen halten die Eltern, Richard und Anna Wegener, ganz im Sinne der Familientradition aufrecht. Sie leben zurückgezogen und versuchen den Kindern Geborgenheit zu geben und ihnen ein behütetes Heim zu schaffen.
Anna Wegener (…) stammt aus Zechlinerhütte, einem kleinen Dorf in der Mark Brandenburg, nahe Rheinsberg. In ihrem Geburtshaus, dem Direktorenhaus der mittlerweile stillgelegten Kristallglashütte, verbringen Alfreds Eltern, die in Berlin nie heimisch geworden sind, mit ihren Kindern ihre Sommerurlaube. So oft wie nur möglich fliehen sie geradezu aufs Land,“ 2) heißt es auf der Website der Medienwerkstatt Wissensarten. Das Haus hatte Richard Wegener kaufen können, nachdem sein Vater, der Tuchfabrikant gewesen war, verstorben war.
Über Alfred Wegeners Mutter schreiben Franz und Dagmar Fritzsche: „Alfreds Mutter, (…) hatte 1849 ihren Großvater, den aus der Niederlaussitz eingewanderten Besitzer der Glashütte verloren. Sie wurde Vollwaise, als im gleichen Jahr ihr anderer Großvater, 1852 ihre Mutter und 1853 Vater und Großmutter starben. Gemeinsam mit ihren beiden jüngeren Schwestern wuchs Anna Schwarz in Wittstock bei Verwandten auf, der elterliche Besitz in Zechlinerhütte wurde mit allen Einrichtungsgegenständen verkauft. Richard Wegener gelang nicht nur der Rückkauf des Direktorenhauses, sondern auch eines Teils der in der Umgegend verstreuten Mahagonimöbel von Annas Eltern.“ 3)
Alfred Wegener war verheiratet mit Else Köppen (1.2.1892Hamburg - 27.8.1992 Sindelfingen), Tochter von Wladimir Köppen, (siehe: Köppenstraße)Meteorologe und früherer Lehrer von Alfred Wegener.
Else Köppen lernte Alfred Wegener im Hause ihres Vaters kennen, als sie sechzehn Jahre alt war. Bevor das Paar 1913 heiratete, machte Else Köppen das Lehrerinnenexamen und ging: „1911/12 für elf Monate als Privatlehrerin nach Oslo, um dort ihrem Verlobten während seiner Durchquerungsexpedition von 1912/13 näher zu sein.“ 4) Nach der Hochzeit zog Else Wegener zu ihrem Mann nach Marburg, wo er als Privatdozent arbeitete.Drei Töchter wurden geboren: 1914, 1918, 1920. Nach dem Ersten Weltkrieg zog die Familie 1919 von Marburg nach Hamburg, wo Wegener als Meteorologe an der Deutschen Seewarte Nachfolger seines Schwiegervaters wurde.1924 zog die Familie nach Graz, wo Alfred Wegener Professor für Geophysik und Meteorologie wurde. (siehe mehr zu ihm unter: www.awi.de/ueber-uns/organisation/alfred-wegener.html)
Else Wegener unterstützte ihren Mann bei seinen Arbeiten. „Schon als junge Frau hatte sie Wegeners und Kochs ‚Durch die weiße Wüste‘, das Dokument der Grönlandfahrt 1912/13 fein säuberlich abgeschrieben, um es ihren Schwiegereltern vor der Veröffentlichung der deutschen Übersetzung zu Weihnachten zu schenken.“ 5) Nach dem Tod ihres Ehemannes „sollte die Arbeit an den Quellen eine noch wesentlich größere Rolle spielen. Else Wegener übertrug die Tagebücher in Reinschrift, sammelte dazu die Aufzeichnungen der anderen Expeditionsteilnehmer und gab so gemeinsam mit Fritz Loewe (…) das populäre Buch zur Expedition heraus: ‚Alfred Wegeners letzte Grönlandfahrt‘. Durch dieses Buch, das in mehreren Auflagen und auch Übersetzungen erschien, erfuhr die Kenntnis der Deutschen Grönlandexpedition Alfred Wegener eine weite Verbreitung, auch über wissenschaftliche Kreise hinaus.
Ein anderes Erbe hat Else Wegener zunächst still gehütet. Es war die Theorie ihres Mannes von der Drift der Kontinente, die in der geowissenschaftlichen Fachwelt lange Jahre abgelehnt wurde. Aber sie erlebte, im Gegensatz zu ihrem Mann, die Genugtuung noch zu ihren Lebzeiten. Stolz kann sie im Vorwort zur Biographie ihres Mannes, die 1960 erschien, darauf hinweisen, daß dieser ‚die Wissenschaft zu ganz neuen Erkenntnissen der Geschichte unserer Erde geführt habe‘. Alfred Wegener Symposien werden durchgeführt, zu denen sie eingeladen wird (…)“, 5) erklärt Jutta Voß.
In dem Buch: Alfred Wegener: Tagebücher, Briefe, Erinnerungen (1960) schreibt Else Wegener im Vorwort: „Vor Jahren habe ich begonnen, meine Erinnerungen an meinen Mann für die Kinder und Enkel niederzuschreiben, um das Gedächtnis an ihren Vater und Großvater lebendig zu erhalten. (…) Die vielen unrichtigen und ungenauen Angaben über sein Leben und Wirken ließen in mir den Wunsch aufkommen, eine zuverlässige Beschreibung seines Lebens und seiner Arbeit auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“
Else Wegener ist die Bewahrung des Lebenswerkes Alfred Wegeners zu verdanken. Als sie hundert Jahre alt wurde, wurde sie zum Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Polarforschung ernannt.
Alfred Wegener und Kolonialismus
Heute wird Alfred Wegener auch im Zusammenhang mit der Frage der Beteiligung Deutschlands am Kolonialismus erwähnt. So verwies die Bundesregierung 2020 in ihrer Antwort auf die Frage: „Welche Kenntnisse besitzt die Bundesregierung über andere Forscherinnen und Forscher, die in Kolonien wissenschaftlich tätig waren und die heute Namensgeberinnen und Namensgeber für Ressortforschungseinrichtungen bzw. vom Bund geförderte Forschungseinrichtungen sind?“. Die Bundesregierung antwortete: „In der Biografie des Namensgebers des Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung finden sich Hinweise auf kolonialhistorische Verbindungen.“ 6)