Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Del-Banco-Kehre

Bergedorf, seit 1985, benannt nach Alma del Banco (Alina Henriette del Banco) (24.12.1862 Hamburg – 8.3.1943 Blankenese), Malerin der Hamburgischen Sezession. Motivgruppe: Verdiente Frauen


Siehe auch: Anita-Rée-Straße
Siehe auch: Gretchen-Wohlwill-Platz
Siehe auch: Rosa-Schapire-Weg
Siehe auch: Eitnerweg, Hummelsbüttel, seit 1965: Prof. Ernst Eitner (1867-1955), Maler
Siehe auch: Illiesbrücke, Ohlsdorf, seit 1956: Artur Illies (1870-1952), Maler, Lehrer an der Landeskunstschule, und Illiesweg, Steilshoop (1955)

Stolperstein vor dem Wohnhaus Hasenhöhe 95.

„1933 war sie in Hamburg eine geachtete selbständige Künstlerin, frei von Eklektizismen, kompromißlos ihren Intentionen folgend“ 1), schrieb die Kunsthistorikerin Maike Bruhns über Alma del Banco im Katalog zur Ausstellung der drei jüdischen Malerinnen der Hamburgischen Sezession Alma del Banco, Anita Rée (siehe: Anita-Ree-Straße) und Gretchen Wohlwill (siehe: Gretchen-Wohlwill-Platz), die 1995 im BAT KunstFoyer in Hamburg gezeigt wurde. Erst heute kehren die drei Künstlerinnen, nicht zuletzt dank der Bemühungen von Maike Bruhns, ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zurück. Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde ihr Werk verfemt, zum Teil zerstört, vergessen.

Alma del Banco entstammte einer alten portugiesisch-jüdischen, zum Christentum konvertierten großbürgerlichen Kaufmannsfamilie. Erst um 1895, als gut Dreißigjährige, begann Alma del Banco ihre künstlerische Ausbildung. Ernst Eitner (siehe: Eitnerweg) und Arthur Illies (siehe: Illiesweg) waren ihre Lehrer an der Malschule Valesca Röver. In Paris, kurz vor dem Ersten Weltkrieg, waren es dann Fernand Léger und Jacques Simon. Nach der Auseinandersetzung mit ihnen fand die Künstlerin um 1918 zu einem eigenständigen Malstil. „Die formale Gestaltung wurde ihr wichtig wie die Strukturierung und Organisation der Bildfläche. Aus Kubismus und Expressionismus übernahm sie ein eckiges, spitzes Lineament sowie gedehnte, ausfahrende Formen. Grundierung und zeichnerische Anlage bleiben unter einem dünnen Kolorit stets erkennbar, wodurch die Malerei einen zarten, aquarellhaften Charakter annahm, während die Bildgestalt leicht, gelegentlich improvisiert wirkt. Die Heiterkeit der Malerin fand in diesen Bildern äquivalenten Ausdruck“, 1) beschrieb die Kunsthistorikerin Maike Bruhns.

Ab 1919 wohnte Alma del Banco bei ihrem Halbbruder, dem Kaufmann Siegmund del Banco, in verschiedenen Wohnungen in Hamburg, am Neuen Jungfernstieg 2, am Gänsemarkt 61 und am Jungfernstieg 50. Als Atelier hatte ihr der Bruder Räume in der nahegelegenen Großen Theaterstraße 34/35 gemietet. Dies wurde bald ein beliebter Künstlertreffpunkt. Ab 1934 wohnte Alma del Banco auch in diesem Atelier.

1919 wurde Alma del Banco Gründungsmitglied der Hamburgischen Sezession, die sich zum Ziel setzte, in Hamburg ein geistig lebendiges Klima zu schaffen, wie es in Paris, Berlin und München herrschte, in dem die Künstler „geistige Reibung, Verständnis und damit Unterstützung zum mindestens bei Gleichgesinnten“ fänden. Es ging nicht um ein neues künstlerisches Programm, sondern um „Duldsamkeit gegenüber jeder Richtung”, Unduldsamkeit dagegen gegenüber „leichtfertigem Schlendrian, (...) geistlos herabgeleiertem Handwerk, (...) gewissenlosem Sichgehenlassen“, eine Absage an die Mittelmäßigkeit also und zugleich eine Spitze gegen den 1897 gegründeten Hamburgischen Künstlerclub, der mit seiner weitgehend impressionistischen Ausrichtung eine führende Rolle in der bildenden Kunst der Hansestadt spielte. Die Hamburgische Sezession entwickelte dagegen einen eigenständigen Malstil mit expressionistischen, fauvistischen und kubistischen Tendenzen.

Mit den Sezessionskolleginnen und -kollegen Kurt Löwengard, Karl Kluth, Erich Hartmann, Willem Grimm, Lore Feldberg-Eber, Gretchen Wohlwill (siehe: Gretchen-Wohlwill-Platz), Friedrich Ahlers-Hestermann und Alexandra Povorina verband Alma del Banco bald Freundschaft. Man traf sich zum gemeinsamen Modellzeichnen und beteiligte sich an den Jahresausstellungen der Sezession. Ihre Studienreisen führten die Künstlerin nach Frankreich, Italien, Jugoslawien, Dalmatien und Rumänien.

1929 bekam Alma del Banco eine schwere Lungenentzündung und geriet zunehmend in wirtschaftliche Bedrängnis, zumal sie bald nicht mehr ausstellen durfte. 1933 wurde sie aus der Hamburgischen Künstlerschaft ausgeschlossen, vor Juni 1938 dann auch aus der Reichskulturkammer. Sechs Bilder und acht Graphiken wurden bei der Aktion „Entartete Kunst“ in der Hamburger Kunsthalle beschlagnahmt. weitere im Deutschen Reich.

Nach dem Tod des Bruders musste Alma del Banco Wohnung und Atelier aufgeben. Sie zog 1938 zu ihrem Schwager Dr. Hans Lübbert nach Dockenhuden in die Hasenhöhe 95. Als dann aber doch der Deportationsbescheid ins KZ Theresienstadt kam, nahm Alma del Banco sich mit Morphium das Leben. Zur Auswanderung hatte sie sich zu alt gefühlt.

Text: Brita Reimers