Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Droysenstraße

Othmarschen (1950): Prof. Dr. Johann Droysen (6.7.1808 Treptow an der Rega -19.6.1884 Berlin), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, Historiker, Prof. in Kiel, Berlin und Jena


Siehe auch: Geschwister- Mendelssohn-Stieg

Früher hieß die Straße Slomanstraße, benannt nach Robert M. Sloman, Grundeigentümer. Er besaß dort von 1869 bis 1883 eine Villa. Die Umbenennung in Droysenstraße geschah wegen der Doppelbenennung, denn es gibt seit 1929 auf der Veddel eine Slomanstraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnet mit Hinweisen).

„Droysens Eltern waren Johann Christoph Droysen (1773–1816), lutherischer Militärpfarrer, und Anna Dorothee Friederike Casten († 1827), Tochter eines Eisenwarenhändlers. Er wuchs mit drei Schwestern und einem Bruder in Greifenhagen bei Stettin auf,“1) heißt es in Wikipedia.

0572 Johann Gustav Droysen
Johann Gustav Droysen; via Wikimedia Commons

Über Droysens Lebensweg berichtet Eberhard Fromm: „Nach dem Tod des Vaters (1819) und der Mutter (1828) sah er sich genötigt, für seine drei Schwestern zu sorgen. Daher war er stets darum bemüht, durch Privatstunden u. a. Geld zu verdienen. Auch während seines Studiums [der Philosophie und Philologie], das er im Sommer 1826 in Berlin aufnahm, mußte er seinen Lebensunterhalt durch Unterricht sichern und lebte unter einfachsten Bedingungen (…). Um so bedeutsamer war es daher für ihn, daß er Anschluß an die Familie Mendelssohn Bartholdy fand, wo er mit vielen interessanten Persönlichkeiten seiner Zeit zusammentraf, (…). In das Haus der Bartholdys kam er 1827 als Lehrer für den fast gleichaltrigen Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847), mit dem ihn dann eine lange Freundschaft verband. (…) Schon 1829 verließ Droysen mit dem Oberlehrer-Examen die Universität und arbeitete am Berliner Gymnasium zum Grauen Kloster, wo er 1831 als Lehrer angestellt wurde. (…) Nachdem er 1831 seine Promotion nachgeholt hatte, wirkte er neben seiner Lehrertätigkeit seit 1833 auch als Privatdozent für klassische Philologie an der Berliner Universität.“2)

1835 wurde Droysen außerordentlicher Professor an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. 1836 heiratete er. Er war in erster Ehe mit Marie Mendheim (1820-1847) verheiratet. „Sie ist die Tochter von Samuel Ferdinand Mendheim (1786–1860), Buchhändler und Musikverleger in Berlin, und Marianne Friedländer (1797–1826). Sie wuchs nach dem Tod der Mutter bei den Großeltern Rebecca und Benoni Friedländer auf.“3) Droysen verliebte sich in sie, als er 26 Jahre alt war und sie knappe fünfzehn. Zwei Jahre später wurde Hochzeit gehalten. Das Paar bekam vier Kinder, geboren: 1838, 1839, 1842, 1844.
In dieser Zeit, als Droysen Vater mehrerer Kinder wurde, erhielt er 1840 eine Professur an der Universität Kiel, „wo seine (unvollendet gebliebene) Geschichte des Hellenismus entstand (…).“4)

Zwei Jahre nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er 1849 die 21 Jahre jüngere Emma Michaelis (1829-1881), Tochter seines Kieler Freundes, des Gynäkologen Gustav Michaelis und Freundin seiner ersten Frau.

Über seine Gründe, sich wieder neu zu verheiraten schrieb Droysen: „Mein Haus wieder zu gründen, werde ich mich wieder verheiraten; ich habe mir die älteste Tochter meines verstorbenen Freundes Michaelis dazu ausersehen, sie war meiner Frau sehr lieb, sie hat sich lange schon um meine Kinder verdient gemacht, sie hängt an mir mit der größten Liebe.“5) Ein Jahr vor seiner Hochzeit, als er auf einer Reise Köln besucht hatte, hatte er einen intensiven Kennerblick auf die Kölner Frauen geworfen und urteilte: „Wie viele schöne Frauenzimmer sah man den Tag; offenbar sind sie heißer und lüsterner als die Frankfurterinnen.“6) Von seiner Gattin erwartete er: „Art und Sinn ihres Gatten auch in den feinsten Zügen zu verstehen, zuvorkommend zu errathen, reine volle Kraft seinen Forschungen und Arbeiten frei zu halten, den Knaben zu wehren und die Mädchen zu lehren, sich selbst in bescheidener Frauenweise zurückzuhalten und doch den lebhaftesten Antheil an den Studien des Mannes zu nehmen – darin hätte keine andere Frau Emma Michaelis nunmehr Emma Droysen, übertreffen können.“7) Dazu Wilfried Nippel: „Wieweit dies auf Kenntnis des Droyserschen Familienlebens beruht oder schlicht die Projektion des Idealbildes der Frau eines Gelehrten darstellt, läßt sich nicht sagen.“8)

Mit diesem starken Rückhalt durch eine treusorgende und liebende Ehefrau konnte Droysen weiterhin seine beruflichen und politischen Neigungen verfolgen. 1851 wurde er Professor an der Universität in Jena und kam 1859 wieder zurück an die Universität in Berlin.

„Schon vor der Schleswig-Holsteinischen-Erhebung 1848 kam Droysen zur Politik: (…) 1848 war er Vertreter der Provosorischen Regierung in Kiel beim Bundestag in Frankfurt, dann ab Mai Abgeordneter der Nationalversammlung, in der er sich dem rechten Zentrum (‚Casino ‘) anschloss. Er hielt zwar nie eine Rede im Parlament, war aber hinter den Kulissen einer der einflussreichsten rechtsliberalen Politiker
Sein entschiedenes Eintreten für die Trennung Schleswigs und Holsteins von der dänischen Krone führte zu Spannungen mit der Regierung in Kopenhagen. Droysen bewarb sich daher um den Lehrstuhl für Geschichte an der Universität Jena, der aufgrund des Gesundheitszustandes von Heinrich Luden neu zu besetzen war. Die entsprechenden Verhandlungen scheiterten 1846, den Lehrstuhl erhielt daraufhin Adolf Schaumann. Eine neuerliche Bewerbung 1851 – Adolf Schaumann war zum Archivar, Oberbibliothekar und Historiographen des königlichen Hauses ernannt worden – verlief erfolgreich, während die acht übrigen revolutionären Professoren der Kieler Universität nach dem Scheitern der Schleswig-Holsteinischen Erhebung 1852 aus ihrem Amt entlassen wurden.“9)

Droysen zog für seine politischen Argumentationen und politischen Bewertungen oft historisches Wissen hinzu und gab damit der Geschichtswissenschaft eine politisch relevante Bedeutung.

„Daß er bei aller eindeutigen Parteinahme für die wesentlich durch Bismarck [siehe: Bismarckstraße] geprägte Politik seine liberalen Grundansichten nicht aufgegeben hatte, davon zeugt nicht zuletzt sein energischer Protest – gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern (…) – gegen die antisemitische Position des Historikers Heinrich von Treitschke (1834-1896), als der 1879 den verderblichen Satz prägte, ‚Die Juden sind unser Unglück‘“.10)