Eckmannsweg
Barmbek-Nord (1927): Otto Eckmann (19.11.1865 Hamburg – 11.6.1902 Badenweiler), Hamburger Maler und Zeichner
Siehe auch: Justus-Brinckmann-Straße
Siehe auch: Corinthstraße
Brigitte von Savigny schreibt in ihrer Dissertation über Otto Eckmann: „Sein Name steht für Aufbruch, Reform und Neubeginn des Kunstgewerbes in der Zeit vor 1900, für eine neue Idee des Gesamtkunstwerkes und für neue Konzepte in der Kunstgewerbeausbildung.“ 1)
Und im „der Neue Rump“ heißt es: „Obwohl Eckmann in München und später in Berlin lebte, „hielt er durch Justus Brinckmann [siehe: Justus-Brinckmann-Straße], Friedrich Dencken und Oskar Schwindrazheim sowie die Scherrebeker Webschule enge Verbindung zu Hamburg.“ 2)
Otto Eckmann war der Sohn von Anna Wilhelmine Juliane Eckmann, geborene Hagemann und des Krämers Johannes Peter, der eine Kolonialwarenhandlung am Valentinskamp betrieb. Nachdem Otto Eckmann eine kaufmännische Lehre absolviert hatte, weil sein Vater wollte, dass er beruflich in seine Fußstapfen trete, konnte Otto Eckmann seinen Vater davon überzeugen, ihm den Besuch von Kunstschulen zu erlauben. So ging Otto Eckmann ab 1882 zuerst auf die Hamburger Gewerbeschule, dann in Nürnberg auf die Bau- und Kunstgewerbeschule und danach auf die Akademie der bildenden Künste in München. Nach dem Studium unternahm er Reisen in verschiedene Länder, wie z. B. nach Holland und Ungarn.
Brigitte von Savigny schreibt über Eckmanns künstlerische Entwicklung u. a.; „Mit Figurenbildern und impressionistischen Landschaftsdarstellungen hatte Eckmann frühen Erfolg. (…) Der zunächst noch sehr malerischen Auffassung tritt eine zunehmende Organisation der Fläche und Linie gegenüber: Fortan steht die dekorative Absicht in deutlich kompositioneller Vereinfachung im Vordergrund. 1894 entstand das für Eckmanns späteres Schaffen entscheidende Gemälde ‚Die vier Lebensalter‘, das auf der Münchner Glaspalastausstellung 1895 mit der Goldmedaille prämiert wurde.“3) 1894 brach Eckmann mit der Malerei und wandte sich: „in Richtung dekorativer, ornamentaler Gestaltung“.4)
Im „der neue Rump“ steht über Eckmanns künstlerische Entwicklung und Ausrichtung: „Radikale Wendung zu Jugendstil, Graphik und angewandter Kunst. Durch intensive Naturstudien und Auseinandersetzung mit japanischer Kunst wurde er führender Künstler eines floralen Jugendstils. (…) “ 5)
Zuvor war Eckmann 1892 aus der Münchner Künstlergenossenschaft ausgetreten und Teil der Münchner Sezessionsbewegung geworden.1894 begann er in seinem Atelier in der Münchner Theresienstraße mit „seiner Tätigkeit als Grafiker und Kunstgewerbler. Ein Skizzenbuch von 1895 enthält bereits Bleistiftzeichnungen für Gebrauchsgerät wie beispielsweise Vasen, Möbel und Metallgefäße.“6)
Ab 1896 arbeitete er bei den „Jugendstil“ Zeitschriften „Jugend“ und „Pan“ mit und befreundete sich mit dem Maler Lovis Corinth (siehe: Corinthstraße).
1897 zog Eckmann nach Berlin, wo er die Leitung „der Fachklasse für dekorative Malerei an den Unterrichtsanstalten des Kunstgewerbemuseums Berlin“7) übernahm. Ein Jahr später heiratete er 1898 Elsa Christine Julie Ruth v. Kretschmann (10.12.1878–1920 New York). Das Paar blieb kinderlos. Brigitte von Savigny berichtet über Mascha Kretschmann: „Marie Else, genannt Mascha, war die Tochter des Generals Konstantin von Kretschmann. Der General, der früher mit ‚verächtlichem Naserümpfen über Künstler gesprochen hat‘, hielt den Verlobten seiner jüngsten Tochter für standesgemäß und in der Berliner Gesellschaft vorzeigbarer als die Ehemänner der ältesten Tochter Lily.“8). Mit Lily ist die Schriftstellerin und Sozialistin Lily Braun (Roman: Memoiren einer Sozialistin) gemeint.
Brigitte von Savigny schreibt über Mascha Eckmann weiter: „Sie galt als grazile ‚Tanagra-Figur‘, die in Künstlerkreisen sehr verehrt wurde. Selbstbewußt erinnerte sich Mascha Eckmann: ‚I hab become quite popular in society, having made a name for myself as being particularly witty and independent in my ideas (…).‘“ 9)
Nach der Hochzeitsreise richtete sich das Paar nach den Zeichnungen Eckmanns eine Wohnung ein. „Selbst ihre [Maschas] Kleidung richtete sich nach seinem Geschmack. Sie war eine der ersten, die jene malerischen Gewänder trug, wie sie aus den Köpfen der jungen Vorkämpfer des aufblühenden Kunstgewerbes hervorgingen und von den Frauenrechtlerinnen aus hygienischen, von den Malern aus künstlerischen Gründen geschaffen wurden.‘“ 10)
Lily Braun äußerte über das häusliche Glück ihrer jüngeren Schwester: „Ich fand sie stets heiter inmitten ihrer schönen Häuslichkeit, die in Formen und Farben so harmonisch zusammenstimmte, daß eine Vase, ein Blumenstrauß schon störend zu wirken vermochte, wenn sie nicht in bewußtem Einklang damit gewählt worden waren. Und ich fand ihren Mann zärtlich um sie besorgt…. Er bestimmte ihre Kleidung, er beaufsichtigte die Hauswirtschaft, er ordnete den Tisch, wenn Besuch erwartet wurde. Und alles nahm unter seiner Hand den Charakter seines Künstlertums an. (…)
Die Kunst stand im Mittelpunkt all ihres Denkens und Fühlens, (…). Man sprach mit halber Stimme, man las Bücher, die in nummerierten Exemplaren nur für einen kleinen Kreis von Freunden gedruckt wurden, am Flügel saß häufig ein katholischer Priester, der in mildem Wachskerzenlicht des zartgetönten Salons Palestrinas feierliche Weisen ertönen ließ.“ 11)
1899 zeichnete Otto Eckmann im: „Auftrag von Karl Klingspor, dem damaligen Leiter der Rudhardschen Schriftgießerei in Offenbach, (…) ein neues Alphabet für den Letterndruck. Damit schuf er die nach ihm benannte Schrifttype Eckmann, die bis heute die meistverwendete Jugendstilschrift darstellt.“ 12)
Eckmann schuf Vorlagen für Tapeten, Wandmalereien. Buchumschläge, Möbel sowie für Wand- und Fußteppiche, dies besonders für die Weberei in Scherrebek (Schleswig). „Die Einrichtung der Webschule in dem kleinen Dorf Scherrebek (seit 1920 dänisch: Skaerbaek) im nördlichen Schleswig war eine Initiative von Friedrich Deneken, Justus Brinckmann und Pastor Johannes Jacobsen. (…) In Hause Justus Brinckmann wurde bereits seit Anfang des Jahres 1895 über eine Wiederbelebung der nordischen Hausfleißkunst diskutiert. (…) Es herrschten im Grenzgebiet schwierige wirtschaftliche Verhältnisse. Deshalb sollte die Wiederbelebung der Webkunst neben der kulturellen Seite auch eine soziale darstellen; eine lohnende Arbeit für Frauen und Mädchen aus der Gegend. Schließlich war die Gründung der Webschule nicht nur wegen der neuen Erwerbsmöglichkeiten, sondern auch wegen den langandauernden Grenzschwierigkeiten eine politische Angelegenheit und kam den Nationalisierungsbestrebungen des seit 1884 in Scherrebek tätigen Pastors Jacobsen gut gelegen. Im Zuge der Eindeutschung der dänischen Minderheit konnten durch den Besuch der Webschule die jungen Mädchen von den fortschrittlichen dänischen Bildungseinrichtungen und Volkshochschulen ferngehalten werden,“ 13) so Brigitte von Savigny. Der „‘Schwanenteppich‘ wurde das populärste Werk der gesamten Scherrebeker Bildteppiche.“ 14)
Eckmann schuf auch, wie bereits erwähnt, Vorlagen für Frauenkleider, die ganz ohne Korsett, Rüschen, Drapierungen und Raffungen auskamen. Eckmanns Kleider waren für moderne junge Frauen geschaffen. Diese Frauen sind „weitgehend mit Gewändern ohne Prunk, Rüschen, Bauschungen, Volants und Schleppen [bekleidet].“ 15)
Brigitte von Savigny erklärt die von Eckmann geschaffene Kleidung am Beispiel des Gemäldes „Frühling“ von 1892. Hier trägt die junge Frau: „ein schlichtes Kleid, das zwar in der Taille leicht eingehalten ist, aber keine Korsage darunter versteckt. Der Kleiderstoff ist mit zarten, orange-roten Blüten auf dunkelblauem Grund im Rapport gemustert. Im Grunde ist diese Frau nach der Etikette ohne Übermantel nicht ‘korrekt‘ gekleidet. Das Kleid wirkt in seiner gemusterten Flächigkeit gleichzeitig als Ornament und als Ausdruck naturverbundener Weiblichkeit. Die Frau, die ein halbgeöffnetes Buch in der Hand hält, ist als selbständige Persönlichkeit mit geistigen Ansprüchen dargestellt.“ 16)
Eckmann war nur ein kurzes Leben beschieden. Er erkrankte an TBC, was sich bereits ab 1898 bemerkbar machte und ihn „wochenlang an das Zimmer [fesselte]. (…) Die folgenden Jahre wurden überschattet durch die wechselnden Phasen seiner fortschreitenden Krankheit. Es begann eine Zeit mit vielen Kuraufenthalten am Rhein und in den Schwarzwaldorten Alpirsbach und Krähenbad. (…) Sein Unterricht in der Schule fiel 1901 zur Hälfte aus, 1902 konnte er dorthin nicht mehr zurückkehren.(…).“ 17)
Lovis Corinth schrieb über die letzte Lebenszeit Eckmanns: „Er hatte sich lange gewehrt. Es war traurig ihn kämpfend zu sehen. Seine Frau ist die letzten vier Tage bei ihm gewesen. Sie wird auch auf einem Stuhl getragen, da sie fortwährend operiert wird und wohl auch nicht lange bleiben wird.‘“18)
Mascha Eckmann hatte sich bei ihrem Mann angesteckt, verschwieg ihm dies aber. Brigitte von Savigny schreibt, dass eine Operation Mascha Eckmann das Leben rettete. 19)
Otto Eckmann starb 1902 im Alter von 36 Jahren und wurde auf dem Ohlsdorfer Friedhof begraben.
Nach seinem Tod heiratete Mascha Eckmann „noch drei mal und nannte sich Frau D. Simon, alias Maria K. de Victoria, alias Marie de Vussier, alias Clark, alias Baronin v. Kretschmann. Sie wurde in New York (1917?) als Spionin verhaftet und verbrachte mehrere Monate im Gefängnis. Dort verfaßte sie 1918 ihre Autobiographie in englischer Sprache. Sie starb 1920 in New York. (…) Die Schwester von M. v. Kretschmann Lily Braun bezeichnete sie als ‚hysterisch, verschwenderisch und morphiumsüchtig‘, Anna, die Schwester von Otto Eckmann bezeichnete sie als ‚charakterschwach‘, M. von Kretschmann hat sich von einer Operation nie erholt und war bis zu ihrem Lebensende eine kränkliche Frau.“20)