Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Corinthstraße

Othmarschen (1950): Lovis Corinth (21.7.1858 Papiau/Ostpreußen – 17.7.1925 Zandvoort/Niederlande), Maler, Graphiker, Freimaurer


Diese Straße könnte ebenfalls nach seiner Ehefrau und Malerin Charlotte Berend-Corinth mitbenannt werden.
Siehe auch: Maetzelweg
Siehe auch: Trübnerweg
Siehe auch: Eckmannsweg

Über Lovis Corinths Herkunft heißt es in Wikipedia: „Seine Eltern Heinrich und Wilhelmine Corinth betrieben eine Gerberei sowie einen größeren landwirtschaftlichen Betrieb. Er war das einzige gemeinsame Kind der beiden, hatte jedoch mütterlicherseits fünf Halbgeschwister, mit denen zusammen er aufwuchs. (…) Von 1866 bis 1873 ging Corinth auf das Kneiphöfische Gymnasium in Königsberg. Während dieser Zeit lebte er bei seiner Tante in Königsberg. Mit dem Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges 1870 zogen in die Wohnung seiner Tante zudem Soldaten ein. Als seine Mutter 1873 verstarb, ging Corinth zurück auf den Hof seiner Eltern, wenig später erwuchs in ihm der Wunsch, Maler zu werden.“ 1)

Lovis Corinth war verheiratet mit Charlotte Berend-Corinth (1880-1967) ebenfalls eine Malerin. 1947 veröffentlichte sie ihre Tagebuchaufzeichnungen unter dem Titel „Mein Leben mit Lovis Corinth“.

Charlotte Berend entstammte einer wohlhabenden jüdischen bürgerlichen Familie. Sie konnte ihren Wunsch, Malunterricht zu erhalten, um Malerin zu werden, in der Familie durchsetzen. Sie besuchte u. a. die von Lovis Corinth geführte Malschule für Weiber in der Berliner Klopstockstraße und wurde 1901 Corinths Malschülerin. Das Paar heiratete 1903/04 (hierzu gibt es unterschiedliche Angaben). Charlotte war damals 23 und Lovis 45 Jahre alt. Zuvor hatte Corinth bei seiner künftigen Schwiegermutter (Charlottes Vater war bereits verstorben) schriftlich um die Hand der Tochter angehalten, indem er darin u.a. erklärte, dass seine finanzielle Situation gesichert sei.

Auch Charlotte wollte heiraten. „Trotz der innigen, großen Liebe, die ich für Lovis empfand und obwohl ich mich nie von ihm hätte trennen wollen habe ich meinen Verstand doch nicht verloren. Ich habe mir immer gesagt, ich will nicht eine von diesen Geliebten sein, die ein Leben lang von einem Künstler ausgehalten werden – sei es als Modell oder als Küchenfee. Ich will heiraten. Ich will eine Zukunft, ich will Kinder bekommen, ich will eine verheiratete Frau sein, ein normales Leben leben. Ich will daß wir heiraten.“ 2)

Das Paar bekam zwei Kinder.

Lovis Corinth litt an einer depressiven Gemütslage. Dazu schreibt seine Tochter Wilhelmine Corinth in ihrem Buch „“ich habe einen Lovis, keinen Vater“: „Seine oft tiefe Niedergeschlagenheit hat er durch unablässige Arbeit überwunden. Und meine Mutter mit ihrem wunderbaren, einmaligen fröhlichen Temperament und ihrem klugen Sich-Einfühlen war der glückliche Ausgleich, den er zur Arbeit und zum Leben so nötig brauchte. Ohne sie hätte er schwerlich eine positive Einstellung zum Leben gefunden.“ 3) Und er selbst schreibt: „Wenn aus meinem Leben später überhaupt noch was wurde und was aus mir wurde, das hat die Menschheit meinem Schutzgeist zu verdanken, meinem wirklichen lebendigen Schutzgeist aus Fleisch und Blut, meiner Frau. Denn sie war es, die mich immer wieder hochgehalten und mir weiter immer wieder Mut gegeben hat. Und ihr verdanke ich und die ganze Welt, daß diese Werke entstanden sind.“ 4)

Zur Erholung und zum ungestörten Arbeiten schuf Charlotte für die Familie in Urfeld ein gemütliches Heim. Ihr Ehegatte verbot ihr in diesem von ihr allein geschaffenen Paradies die Landschaft zu malen. „Anderes ja: Tiere, Blumen, Porträts, was immer sie wollte. Nicht aber die Landschaft! Das war seine Domäne. Und niemand sonst sollte in sie einbrechen dürfen! – Meine Mutter hat sehr unter dieser egoistischen Forderung gelitten. War sie es doch, die alles [dort] für Corinth aus dem Nichts geschaffen hatte. Später erst hat sie begriffen, daß es klug und vorausschauend gedacht war, Urfeld und der Walchensee sind für immer mit seinem Namen verbunden und in der ganzen Welt bekannt.“ 5)

Doch nicht nur dort verbot Corinth seiner Frau das Malen. Auch als das Paar im Sommer 1912 am Starnberger See weilte, verbot er es ihr. „Dem Freund und Kollegen Rudolf Sieger, der sie dort besuchte und Corinth Modell saß, habe er auf dessen Versuch, für Charlotte eine Lanze zu brechen, geantwortet: ‚Es tut mir leid. Aber ich wäre ohne sie nicht durchgekommen. Und auch jetzt komme ich ohne sie nicht aus. Sie ist noch jung. Sie kann das nachholen. Aber mit mir ist’s was anderes.“ 6)

Über ihr Eheleben äußerte Charlotte trotz der großen Liebe, die sie zu ihrem Ehemann verspürte: „Wie oft glaubte ich zu ersticken, denn ich lebte das schwere Leben zwischen zwei Generationen. Corinth dreiundzwanzig Jahre älter, und hinter mir die Kinder, dreiundzwanzig Jahre jünger. Für beide Teile gab ich mich hin. (…) Ich bin trotz Fleißes nur sprunghaft vorangekommen, denn ich durfte nur einen Teil meiner Seele für mich klingen lassen, nur einen Teil meiner Kraft für mich brauchen.“ 7)

Doch trotz des Hausfrauendaseins, der Mutterpflichten, dem Modellstehen für ihren Ehemann und den organisatorischen Vorbereitungen, die sie stets für seine Ausstellungen erledigte, gab Charlotte das Malen nicht auf, erzielte damit Erfolge – auch finanzielle. So wurden z. B. ihre Zeichnungen und Lithografien in der „Schwarz-Weiß-Ausstellung“ der Berliner Secession 1917 hoch gelobt und viele Stück verkauft. Sie entwickelte einen eigenen Malstil und machte sich zum Lebensmotto: „ (…) auch du lebst nur einmal: nimm dir Zeit für dich, auch du mußt jemand werden, mußt deiner Natur gerecht werden“. 8)

Nach dem Tod ihres Mannes 1926 unternahm Charlotte viele Reisen und malte weiter. Sie hatte große Ausstellungen und ihre Kunst wurde hoch anerkannt. Für eine kurze Zeit war sie mit einem bedeutend jüngeren Italiener liiert.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde Charlotte Behrend-Corinth wie ihre jüdischen Kolleginnen und Kollegen aus der Berliner Secession ausgeschlossen. Ihre Kunst zählte als „entartet“. 1939 emigrierte Charlotte zu ihrem Sohn in die USA. Später zog auch ihre Tochter dorthin.

In den USA gründete Charlotte Behrend-Corinth eine Malschule, die sie bis 1955 führte und malte auch hier weiter: Landschaften und Portraits und hatte auch Ausstellungen. „(…) man beurteilte meine Arbeiten unvoreingenommen und ohne mich mit der stereotypen Frage zu quälen, ob ich die Malerei Lovis Corinths fortzusetzen versuche oder einen eigenen Weg zu gehen willens sei“. 9)