Ehrenstieg
Nienstedten (1931): Carl Lorenz von Ehren (1867-1948), Grundeigentümer
Siehe auch: Boothsweg
Carl Lorenz von Ehrens Vorfahren kamen bereits vor 1673 aus Tönning in Nordfriesland nach Blankenese. Im benachbarten Dorf Nienstedten absolvierte sein Vater Johannes von Ehren in der Baumschule von James Booth (siehe: Boothsweg) eine Gärtnerlehre. 1865 machte er sich zunächst in der Nienstedtener Kanzleistraße selbstständig. Als das Gelände schon bald nicht mehr ausreichte, pachtete er ein größeres Grundstück nahe dem Nienstedtener Marktplatz. Wenige Jahre später reichte das Liefergebiet der Baumschule im Osten bis Berlin, im Norden bis Kopenhagen und im Süden bis Wien.
Johann von Ehrens einziger Sohn Carl, auch Lorenz von Ehren I genannt, blieb in der Branche. 1883 begann er eine Lehre in den Forstecker Baumschulen bei Kiel. 1898 übernahm er den väterlichen Betrieb. Nach und nach spezialisierte sich die Baumschule von Ehren auf die Anzucht und den Handel mit Solitärgehölzen sowie mit Groß- und Alleebäumen. Lieferungen gingen auch ins Ausland, ab 1912 gehörte neben dem englischen und dem dänischen Hof der russische zu den Kunden des Familienunternehmens. Anlässlich der Gartenbauausstellung in Altona 1914 wurde Carl Lorenz von Ehren zudem zum königlich-preußischen Hoflieferanten ernannt.
Der Erste Weltkrieg sorgte für einen erheblichen Geschäftsrückgang. Der Handel mit dem Ausland brach zusammen. Regional wurden nur noch Obstgehölze verlangt, deren Erträge sich zur Selbstversorgung eigneten. In den 1920er-Jahren erholte sich die Firma jedoch wieder.
1938 – die Nationalsozialisten waren in Deutschland seit fünf Jahren an der Macht – erhielt die Baumschule Lorenz von Ehren einen Großauftrag. Für die Flugzeugwerft auf Finkenwerder, in der seit 1937 maßgeblich für die Luftwaffe produziert wurde, sollten 25 Meter hohe Bäume als Sichtschutz vor die großen Hallen gepflanzt werden. Die Werft war im Juli 1933 von Blohm & Voss gegründet worden, um von der Schaffung neuer Luftstreitkräfte im Rahmen der NS-Kriegsvorbereitungen zu profitieren. Diverse weitere Aufträge an die Baumschule Lorenz von Ehren zur Tarnung kriegswichtiger Einrichtungen folgten während des Zweiten Weltkriegs.
Anfang der 1940er-Jahre traten Johannes von Ehren II und Lorenz von Ehren II in die Geschäftsführung der Baumschule ein.
Weder in der NSDAP-Zentralkartei (Bundesarchiv R 9361-VIII) noch in der NSDAP-Gaukartei (Bundesarchiv R 9361-IX), die allerdings beide nicht vollständig überliefert sind, findet sich kein Nachweis für eine NSDAP-Mitgliedschaft von Carl Lorenz.
Drei Jahre nach Kriegsende starb Carl Lorenz von Ehren, wenige Wochen nach seinem 50-jährigen Geschäftsjubiläum.
Text: Frauke Steinhäuser