Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Elisabeth-Thomann-Weg

Bergedorf, seit 1949, benannt nach Elisabeth Thomann, geb. Harmsen (10.3.1856 Bergedorf – 27.11.1919 Bergedorf), Heimatdichterin


Siehe auch: Ida-Boy-Ed-Straße
Siehe auch: Glaeßweg

Vor 1949 hieß die Straße Moltkestraße. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Elisabeth-Thomann-Weg umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert wordden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es aber nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1949 bei Moltkestraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)

Geboren als Tochter aus zweiter Ehe des Sattlers, Tapezierers und Kunstmalers Johannes Nikolaus Harmsen. Da ihre Mutter krank war, wuchs Elisabeth Thomann bei ihrem Onkel, dem Ratsherrn Julius Behrens, und dessen Frau auf.

Elisabeth Thomann besuchte mit der Schriftstellerin Ida Boy-Ed (siehe: Ida-Boy-Ed-Straße) die höhere Töchterschule von Dr. Mager in Bergedorf. Im Alter von 25 Jahren heiratete sie ihren Jugendfreund, den Lohgerber Paul Thomann. Er wurde arbeitslos, als die Technisierung in dieses Gewerbe einzog. Um die materielle Existenz des Ehepaares zu sichern, übergab Elisabeth Thomanns Onkel den beiden sein Lebensmittelgeschäft in der Bergedorfer Großen Straße 26.

1899 verpachtete Paul Thomann das Geschäft und wurde Kassierer bei der „Bergedorfer Sparkasse von 1850“. Elisabeth Thomann begann zu schreiben. Zum 50-jährigen Stiftungsfest des Bergedorfer Bürgervereins verfasste sie das Festspiel „Dat ole Bardörp“. Sie schrieb Prologe und Heimatgedichte in plattdeutscher Sprache. Auch verfasste sie das Lied „Uns Bardörp is doch schön“, das von der Bergedorfer Bevölkerung als Nationallied gesungen wurde. Zu aktuellem Ruhm gelangte das Lied zu Beginn des 21. Jahrhunderts, nachdem der Bergedorfer Bürgerverein die Melodie 2003 auf seine Internetseite gesetzt hatte. Die Melodie wurde als Filmmusik genutzt und von Musikgruppen interpretiert.

Elisabeth Thomann kümmerte sich auch intensiv um die Gründung eines Bergedorfer Heimatmuseums. So stellte sie Einnahmen aus den Aufführungen ihres Stückes „Ein Bergedorfer Zunftmeister“ für den Aufbau des Museums zur Verfügung. Das Projekt scheiterte an der Inflation.

Neben ihrer schriftstellerischen Arbeit engagierte sich Elisabeth Thomann – wie viele bürgerliche Frauen – auch auf sozialem Gebiet. Sie war ehrenamtliche Armenpflegerin, beriet in Fragen der Jugendfürsorge und bei Eheschwierigkeiten – und war bitter enttäuscht, wenn ihre Ratschläge nicht auf fruchtbaren Boden fielen. Bis zu ihrem Lebensende war sie 1. Vorsitzende des Vaterländischen Frauenvereins und betreute im Ersten Weltkrieg Kriegerfrauen und -waisen.