Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Felginerweg

Billstedt (1963): Theodor Felginer (1686 Wittenberg – 6.5.1726 Hamburg), Verleger


Siehe auch: Liebezeitstraße

Felginer arbeitete seit 1715 mit dem Buchhändler Christian Liebezeit (gest. ca. 1720) in Hamburg zusammen. 1721 heiratete er dessen Witwe Catharina Sophia. Nachdem Felginer fünf Jahre nach der Hochzeit gestorben war, führte Catharina Sophia das Geschäft erfolgreich fort.

In Felginers und seiner Witwe Verlag erschienen z. B. 1721 bis 1833 die drei letzten Bände der Wolfischen „Bibliotheca Hebraea“ und 1723 bis 1729 Staphorst's „Hamburgische Kirchengeschichte“.
Ab 1732 wurde Catharina Sophia Felginer von dem aus Breslau nach Hamburg gekommenen Johann Carl Bohn unterstützt.1)

Während der Zeit, in der Catharina Sophia Felginer den Verlag mit Unterstützung von Johann Carl Bohn führte, wurden u. a. „A. H. Lackmanni Annalium typograph. selecta quaedam capita“ sowie von Joh. Alb. Fabricius „Bibliotheca latina med. et inf. aetatis“ (6 Bde.) verlegt.

Nachdem Bohn Catharina Sophia Felginers Tochter Anna Catharina Liebezeit geheiratet hatte, machte Catharina Sophia Felginer ihn 1739 zum Teilhaber der Firma Th. Chr. Felginer. 1743 wurde er Alleineigentümer der Firma J. C. Bohn.

Zur historischen Situation von Verlegerinnen schreibt Angelika Höritzauer 2016 in ihrer Masterarbeit „Der Verleger ist eine Frau“: Mit der Erfindung Gutenbergs (siehe: Gutenbergstraße) konstituierte sich „Ende des 15. und im 16. Jahrhundert (…) das Verlagswesen. Drucken, Verlegen und Verkaufen wurden in der Personalunion eines Druckerverlegers/ einer Druckerverlegerin ausgeführt. (…). Bereits in diesem frühen Stadium der Branche waren Unternehmensformen vom Ein-Personen-Betrieb bis hin zum international agierenden Verlagshaus üblich.
Druckvermerke von Frauen in den von ihnen gedruckten Büchern ermöglichen die Eruierung von Druckerverlegerinnen. Häufig ‚latinisierten‘ die Frauen hierzu ihren Namen oder schlossen an den Familiennamen des verstorbenen Gatten die Silbe ‚in‘. Anna Rügerin ist als erste bekannte Druckerverlegerin anzusehen. Genauer gesagt war sie die erste Frau, die sich in einem Kolophon selbst nannte. Sie verlegte einen Sachsenspiegel am 22. Juni und ein Formular am 29. Juli 1484 in Augsburg. Ihr Gatte Thomas Rüger wurde 1482 zuletzt erwähnt.“ 2)

Frauen, die selbst einen Verlag gründeten, waren bis nach 1800 sehr selten. Meist wurden sie Verlegerinnen nach dem Tod ihres Mannes, wenn dieser Verleger gewesen war. Dann übernahmen sie den Betrieb, wenn keine Söhne vorhanden waren oder diese noch zu jung waren, um nach dem Tod des Vaters den Betrieb weiterzuführen.
Meist führten die Witwen den Verlag interimistisch, bis Schwiegersöhne oder Söhne den Betrieb übernahmen bzw. die Frauen einen Drucker heirateten, der dann die Geschäfte führte.