Ferdinand-Ancker-Straße
Nienstedten (vor 1928): Ferdinand Ancker (5.4.1837 Tönning – 13.6.1920 Osdorf/Hamburg), Kaufmann, Ziegeleibesitzer, gründete die Villenkolonien Othmarschen und Hochkamp
Ferdinand Ancker war der Sohn von Elisabeth Ancker, geborene Störmann und Johannes Friedrich Ancker.
Ferdinand Ancker verdiente sein Geld als Kaufmann und Ziegeleibesitzer. Verheiratet war er seit 1870 mit Bertha Theodora Auguste Friedericke Stellmann (15.7.1848 Harmsdorf – 21.8.1920 Osdorf/Hamburg).
Als 1882 die Bahnstrecke der Blankeneser Bahn, die ins Hamburger Zentrum führte, fertiggestellt wurde, wurde auch eine Haltestelle an der heutigen Unterführung Parkstraße/Groß Flottbeker Straße für die Ziegelei von Ferdinand Ancker errichtet.
Das Land bei der Bahnstation Othmarschen gehörte in dieser Zeit einem „Terrain-Consortium“, gegründet von dem Kaufmann Johann Benjamin Burchard, der um 1882 die Landflächen entlang der Bahnstrecke aufgekauft hatte. Dieser schloss sich mit dem Ziegelei-Besitzer Ferdinand Ancker sowie weiteren Männern zusammen, um Land in Bahrenfeld, Othmarschen und Groß Flottbek zu kaufen, das sie über das Terrain-Consortium weiter verwerteten. 1) Ferdinand Ancker trat somit nun als Immobilienkaufmann auf, der sich mit dieser Form des Gelderwerbes großen Gewinn erhoffte.
Das Stadtteilarchiv Ottensen schreibt über Ferdinand Ancker und das Terrain-Consortium in ihrem „Geschichts- und Kulturpfad“ bei Station 1: Bahnhof Othmarschen und Villenviertel: „Die Unternehmer hatten die Zeichen der Zeit erkannt: Nach dem Cholerajahr 1892 wollten wohlhabende Hamburger gern raus aus der Stadt, aber ohne dabei auf deren Annehmlichkeiten verzichten zu müssen. Durch die Entwicklung der Elbgemeinden ließen sich diese Wünsche erfüllen. Die Haltestelle Othmarschen spielte dabei eine entscheidende Rolle: Erst mit dem Anschluss an die Strecke, die eine durchgehende Verbindung nach Altona und zum geplanten Hamburger Zentralbahnhof versprach, wurde das Gebiet im Umkreis der Station für Hamburger und Altonaer Bürger als Wohngebiet attraktiv. Daher stellte das ‚Terrain-Consortium‘ der Königlichen Eisenbahndirektion Altona das Land, auf dem die provisorische Haltestelle eingerichtet werden sollte, kostenlos zur Verfügung und gab 3.000 Mark für die Bahnstation dazu. Außerdem verpflichtete es sich, die Gegend um die Station innerhalb eines Jahres zu bebauen. Dies war die Geburtsstunde des Villenviertels Othmarschen.
Die ersten Villen entstanden beiderseits der Hammerichstraße, zwischen dem Bahnhofsgelände und der Jungmannstraße (früher Bahnhofsstraße). Sie und die zahlreichen später erbauten Häuser waren überwiegend in einem dekorativen Landhausstil gehalten und befriedigten die Vorlieben ihrer reichen Käuferschaft (…). Das Viertel wurde unter dem Namen ‚Villenanlage Neu-Othmarschen‘ innerhalb kurzer Zeit bekannt. Es galt als Vorbild für Gartenstädte, freilich nur für Wohlhabende.
Die Grundstücke, auf denen die repräsentativen Häuser errichtet wurden, waren großzügig bemessen. Der vorhandene Eichenbestand war in die Planungen einbezogen worden, ebenso wie der Kauf von 30.000 Bäumen und Sträuchern zur Gestaltung der Alleen, Promenaden und Gärten. Dadurch entstand der Eindruck einer bebauten Parkanlage. (…). Durch strenge Klauseln in den Kaufverträgen wurde dafür gesorgt, dass der Villen- und Parkcharakter des Viertels erhalten blieb. Die Villenkolonie sollte jedoch nicht nur ansprechend aussehen, sondern auch modern und komfortabel sein. So wurden von Anfang an die Wasser- und die Abwasserversorgung mitgeplant, Rohrsysteme verlegt und an das Hauptrohr bzw. die neue Sielanlage der Stadt Altona angeschlossen – eine für damalige Verhältnisse fortschrittliche Vorgehensweise. Besonders gelobt wurde die Straßenbeleuchtung. Dafür hatte das „Terrain-Consortium“ ein eigenes Elektrizitätswerk bauen lassen, das ab 1895 das Viertel versorgte.“2)