Fitgerweg
Wilhelmsburg (1951): Arthur Fitger (4.10.1840 Delmenhorst – 28.6.1909 Bremen), Schriftsteller, Maler, Kunstkritiker
Siehe auch: Modersohnstraße

Um 1900 war Arthur Fitger in Bremen eine Lokalgröße. Mit seinen, in der Weser-Zeitung veröffentlichten, Kunstkritiken beherrschte er die Kunstszene und den bremischen Kunstgeschmack. Fitger war auch Vorsitzender des Kunstvereins.
„In Bremen dekorierte er die Rembertikirche mit zwei Darstellungen: der verlorene Sohn und der barmherzige Samariter, die Börse mit sich auf das Meer beziehenden Allegorien, das Haus Seefahrt und das Reichspostgebäude. Von Staffeleigemälden ist Barbarossas Erwachen, wozu ihn das Kriegsjahr 1870 anregte, in weiteren Kreisen bekannt geworden; 1875 wurde ihm die Ausschmückung des Ratskellers mit Wandgemälden übertragen. 1883 bis 1884 hat er in der Kunsthalle in Hamburg gemeinsam mit Valentin Ruths [Ruthsweg] große Wandgemälde ausgeführt.
Seinen künstlerischen Durchbruch hatte Fitger bereits um 1870 herum, er erhielt nun auch Aufträge aus wohlhabenden Bremer Privathäusern und musste sich bald Malgehilfen nehmen, um der Vielzahl der Aufträge nachkommen zu können. Scherzhaft bemerkte er dazu, dass er mit den Gehilfen ‚Kilometer Frieskompositionen, Hektare Plafondbilder, Hunderte allegorischer Gestalten und Tausende von Putten‘ geschaffen habe,“ 1) heißt es im Wikipedia-Eintrag zu Arthur Fitger.
Von den Künstlerinnen und Künstlern in Worpswede hielt er nichts. Als Paula Becker-Modersohn (Modersohnstraße) und Marie Bock 1899 in der Bremer Kunsthalle ausstellten, schrieb Fitger eine vernichtende Kritik: „Für die Arbeiten der beiden genannten Damen reicht der Wörterschatz einer reinlichen Sprache nicht aus, und bei einer unreinlichen wollen wir keine Anleihe machen.“ Auch die Bildhauerin Clara Rilke-Westhoff bekam für ihre 1899 erstmals in der Bremer Kunsthalle gezeigten Werke von Seiten Fitgers Kritik ab, allerdings nicht wegen ihres Werkes, sondern, weil sie „eine junge Frau war, die da Plastiken vorstellte, (…). In der ‚Weser-Zeitung‘ hieß es: ‚Eines möchten wir zu bedenken geben. Die Künstlerin ist, wie wir hören, eine noch sehr junge Dame; dafür scheint uns ihre Kunst schon ein bißchen reichlich dreist. Dreistigkeit steht nur ganz kleinen Kindern wohl, hernach, und namentlich junge Mädchen, kleidet eine zarte Schüchternheit viel anmutiger, bis dann, bei reiferen Jahren die kindliche Dreistigkeit als jugendliche Kühnheit wieder hervortreten und alle Herzen bezaubern mag‘, (…). Es lohnt nicht, das Frauenbild dieses Herrn zu kommentieren. Die Sätze stehen beispielhaft für eine Zeit, in der – trotz vieler Emanzipationsbemühungen – selbst die Ausbildung zur Künstlerin von Rollenklischees bestimmt war,“2) schreibt Uta Baier.
Freundschaftlich sehr verbunden war Fitger mit der Malerin Amalie Henriette Sophie Musfeldt (22.8.1828 Bremen – 28.6.1888 Bremen). Sie stand ihm auch stilistisch sehr nahe.
Arthur Fitger blieb unverheiratet. Seine Eltern waren der „Postmeister und Delmenhorster Gastwirt Peter Diedrich Fitger († 1865) und dessen Ehefrau Clara Maria Caroline geb. Plate verw. Dony († 1891). Sein jüngerer Bruder Emil Fitger (1848–1917) wurde später langjähriger Chefredakteur der Bremer Weser-Zeitung. Seine Schwester war die Schriftstellerin Marie Fitger (1843–1929); sie führte ihm seit 1890 den Haushalt in der Horner Herrstraße in Bremen.“ 3)
Edith Laudowicz schreibt über Marie Fitger u. a.: „Ihre eigene schriftstellerische Arbeit trat hinter dem Engagement für ihren Bruder zurück. Durch ihn nahm sie jedoch auch am gesellschaftlichen Leben der Stadt teil. (…).“ 4)
Nachdem Arthur Fitger gestorben war, übernahm sie die Verwaltung seines Nachlasses, eine Aufgabe, die sich viele Schwestern, Töchter und Witwen berühmter Männer stellten und dadurch eine gewisse gesellschaftliche Bedeutung erlangten.
„Auf ihre [Marie Fitgers] Initiative erschien in einem Berliner Verlag unter dem Titel ‚Einsame Wege‘ eine chronologische Auswahl seiner schönsten Gedichte," 5) schreibt Edith Laudowicz.
„1915 erschienen ihr Märchenspiel ‚Von den Fischer un sine Froo‘ und die plattdeutsche Verserzählung ‚De Reiherjagd im Stüh‘. Sie schrieb plattdeutsche Gedichte und Beiträge für die Delmenhorster Jahrbücher. (…)
Arthur Fitger geriet schnell in Vergessenheit, was sie sehr schmerzte. Als sie jedoch durch den Heimatforscher Georg von Lindern erfuhr, dass in Delmenhorst an dem Geburtshaus eine von ihm hergestellte Bronzeplakette angebracht worden sei, war sie überglücklich.“ 6)