Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Flebbestraße

Wilstorf (1950): Fritz Flebbe (4.8.1893 Harburg – 27.5.1929 Müden), Harburger Maler


Vor 1950 hieß die Straße Dürerstraße, benannt 1928. In der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Innsbrucker Ring umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1950 bei Dürerstraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)

Die in der NS-Zeit vorgesehene Umbenennung der Dürerstraße in Innsbrucker Ring war damals politisch motiviert, denn dadurch sollte der Anschluss Österreichs in das nationalsozialistische Deutsche Reich auch durch entsprechende Straßenbenennungen verewigt werden.

0773 Fritz Flebbe
Fritz Flebbe, Selbstporträt (1919); Quelle: Fritz Flebbe, gemeinfrei, via Wikimedia Commons

„Fritz Flebbe wurde als Sohn eines Eisenbahnbeamten in Harburg/Elbe geboren.“ 1)

Er hatte natürlich auch eine Mutter. Diese hieß Dorothea Karoline Gershe Flebbe, geb. Brackmann. 2)

„Nach dem Besuch der Volks- und Mittelschule begann er zunächst eine Kaufmannslehre. 1912/13 fasste er den Entschluss, gegen den Willen der Eltern, sich zum Maler ausbilden zu lassen.“ 3) 1914 begann er ein Studium an der Kunsthochschule in Hamburg. Die Ausbildung wurde durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen, Flebbe wurde 1915 zum Wehrdienst eingezogen. 1916 erlitt er eine schwere Kopfverwundung. Ein Jahr später, 1917, heiratete er Ina Heesche (21.10.1896 Altona – 3.3.1920 Harburg). Im selben Jahr wurde die Tochter Isolde geboren. Damals war Flebbe 24 Jahre alt. Wegen seiner Verwundung war er nun in einer Vermessungsabteilung der 1. Armee beschäftigt. 1918 wurde er vom Militär entlassen. Zusätzlich zu seiner Kopfverletzung hatte sich Flebbe beim Heer auch noch eine schwere Lungenerkrankung zugezogen.

Die junge Familie lebte in einer kleinen Wohnung in der Harburger Wilhelmstraße 6. „Die Krankheit zwang ihn oft, auch infolge des notwendigen Besuches von Sanatorien, seine Arbeiten monatelang zu unterbrechen.“ 4)

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Mutter und Kind, gemalt 1929 von Fritz Flebbe; Quelle: Fritz Flebbe, gemeinfrei, via Wikimedia Commons

1920 starb Flebbes Ehefrau Ina an Grippe. Geprägt durch die Greuel des Ersten Weltkriegs und den frühen Tod seiner Frau handeln viele seiner Bilder von Tod. „Seine Werke sind nicht zuletzt Bilder vom Tod und Bilder gegen den Tod. Denn Flebbe arbeitete mit ihnen auch gegen seinen eigenen frühen Tod an. Er suchte und fand nach der Erschütterung (durch den 1. Weltkrieg und dem Tod seiner jungen Frau) seinen Weg in der Kunst – in einem kurzen, aber schöpferischen Leben.“ 5)

1926 heiratete Flebbe Margarethe Wesenick, mit der er zuvor schon zusammengezogen war. Im selben Jahr wurde die Tochter Mechthild geboren.

1927 zog Flebbe mit seiner Familie in die Lüneburger Heide nach Müden, wo er in Folge der Kriegsverletzung und seiner schweren Lungenerkrankung 1929 im Alter von 35 Jahren verstarb.
Über Flebbes künstlerisches Schaffen heißt es u., a.: „In seiner Malerei herrscht die Landschaft, aber auch das Porträt und Gruppenbildnisse vor, wobei er besonders beim Porträt seinem großen Vorbild Rembrandt zu folgen suchte. Nach seiner Übersiedelung in die Lüneburger Heide wendete er sich verstärkt zu Themen des bäuerlichen Lebens und der Landschaft der Südheide.

Innerhalb von nur 10 Jahren schuf er ein Gesamtwerk von ca. 220 Gemälden, 250 Zeichnungen und Aquarellen sowie 50 Lithographien.

Flebbe stellt einen interessanten Künstlertypus dar, der sich nicht nur auf die Malerei und Atelierarbeit beschränkt, sondern sich auch engagiert für die Vermittlung von Kunst und Kunstvorstellungen in anderen Medien eingesetzt hat.

Kunstschriftstellerische Arbeiten, die Herausgabe der lithographierten Kunstzeitschrift ‚Die Insel‘ und die Organisation zahlreicher Ausstellungen norddeutscher Maler in Harburg und im niedersächsischen Raum – wie die umfangreiche Wanderausstellung ‚Mensch und Umwelt Niedersachsens‘, mit Beteiligung von Ernst Barlach [Barlachstraße] und Otto Modersen – zeigten das enorme Potential Flebbes.“ 6)